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Die letzten Lebensjahre 1715-1727

Pastor und Professor.
Die letzten Lebensjahre 1715-1727

aus: Helmut Obst, Einführung.

In seinen letzten Lebensjahren 1715 bis 1727 genießt August Hermann Francke großes öffentliches Ansehen und steht auf dem Höhepunkt seines Erfolges. In diesen Jahren lassen sich aber auch die Grenzen seines Wirkens und die auf sein Werk zukommenden Probleme und Gefahren erkennen.
 

  • 10. Mai 1713    Das Privileg des Waisenhauses wird durch König Friedrich Wilhelm I. bestätigt. Dadurch ist Franckes Werk gefestigt und juristisch abgesichert.
  • 24. März 1715    Francke wird Pfarrer in der Halleschen Gemeinde St. Ulrich. Dies signalisiert einen Stimmungswandel zugunsten Franckes. Francke ist zu dieser Zeit ebenfalls Direktor der Anstalten, sowie Professor der Theologie. Zu seiner Entlastung wird Johann Daniel Herrnschmid (1675-1723) als Subdirektor der Stiftungen berufen.
  • 12. Juli 1716    Francke wird Prorektor der Universität (Rektor war der König), und ist für die Gerichtsbarkeit über die Studenten zuständig.
  • 29. August 1717    Eine sechswöchige Erholungs- „Reise ins Reich“ führt Francke nach Süddeutschland. Ihm werden auf der Reise zahlreiche Ehren zuteil und sie wirkt sich positiv auf die Stiftungen aus. Das Spendenaufkommen, sowie die Umsätze des Verlages steigen. Außerdem sind die Mitarbeiter dazu in der Lage, die „Franckeschen Stiftungen“ auch ohne seine Anwesenheit zu leiten.
  • Herbst 1718    Francke kann den zur römisch-katholischen Kirche übergetretenen Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz zur Rückkehr in die lutherische Kirche bewegen.
  • Frühjahr 1719    In Merseburg scheitern Gespräche zwischen Francke und Valentin Ernst Löscher (1674-1749), einem Vertreter der „frommen Orthodoxie“. Dies ist der letzte große Versuch einer Verständigung zwischen Orthodoxie und Pietismus, an dem Francke beteiligt ist.
  • 5. Februar 1723    Herrnschmid stibt. Neuer Subdirektor wird Franckes Schwiegersohn Johann Anastasius Freylinghausen, der das Werk auch nach Franckes Tod leitet.
  • 3. Nov. 1723    Der Hallesche Professor der Mathematik und Philosophie Christian Wolff (1679-1754) wird seiner Ämter enthoben und des Landes verwiesen. Er bestritt die Abhängigkeit der Ethik von der Offenbarung, woraufhin sich Francke an den König wandte.

Predigten und Vorlesungen Franckes werden neu aufgelegt, sowie neu herausgegeben. Das Verlagssortiment wird insgesamt breiter und vielgestaltiger. Die „Halleschen Berichte“ aus der Mission spielen eine zentrale Rolle beim Ausbau des pietistischen Kommunikationsnetzes in Deutschland und Europa sowie beim Einwerben von Spenden.
Zahlreiche Bauvorhaben wie z.B. ein neues Krankenhaus (1721) und eine große Bibliothek (1726) werden begonnen.

  • 8. Juni 1727 August Hermann Francke stirbt im 65. Lebensjahr.

Mit Francke verliert der Pietismus seine nach Philipp Jakob Spener bedeutendste Persönlichkeit. Jedoch gewinnen die Reformideen und Reformanliegen des Pietismus durch das Waisenhaus, durch „Franckes Stiftungen“ mit ihren vielgestaltigen Arbeitsfeldern auf Dauer Gestalt und können weit über Franckes Tod hinaus in die Zukunft wirken.

 

von Jan Meckler

 
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
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