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August Herrmann Francke:
Der Förderer weltweiter Beziehungen

 

August Herrmann Franckes Geburtsstadt Lübeck ist eine vielschichtige, multikulturelle, mulireligiöse Stadt und zugleich das norddeutsche Tor zur Welt. Lübeck prägt Franckes Kindheit und dient ihm als Vorbild für eine „pietistische Hanse“ im bescheidenen Glaucha.

 

 

Für die Weiterentwicklung dieser „pietistischen“ oder „Glauchischen Hanse“, einer weltweiten Gemeinschaft der Gläubigen, erweist sich Franckes Sinn für das Realisierbare als Unterpfand für den Erfolg. Er sucht bewusst die Verbindung von Materiellem und Geistigem und nutzt die Welt, die Ökonomie, die Politik und die Diplomatie als Vehikel für das Reich Gottes. So entstehen Kontakte nach Russland, Böhmen, Ungarn, Polen, ins Baltikum, in die Niederlande, nach Großbritannien, in die Schweiz, nach Skandinavien, Frankreich, Italien, Griechenland, in den Nahen Osten, nach Armenien, Ägypten, Äthiopien, Indien und Nordamerika. Im weltoffenen Geist seiner Heimatstadt findet Francke den Impuls zu einer praktischen Synthese aus Verkehr, Handel und Kirche. Francke nutzt seine weltoffene Art zur endzeitlichen Ausprägung einer universalen Kirche, der ecclesia universa, in aller Welt durch den Geist Gottes. Das Ergebnis seiner Arbeit ist die konkrete Umsetzung der Menschenliebe Gottes in den Nöten seiner Zeit.

Während das universale Selbstbewusstsein der römisch-katholischen Kirche angesichts der großen Welteroberungen der Portugiesen und Spanier recht ausgeprägt ist, erfolgt – trotz der „protestantischen“ Seemächte Niederlande und Holland – im  Protestantismus eine stärkere Konzentration auf die Orts- und Landeskirchen und eine „Verinnerlichung“ des Glaubens. Die Menschen ziehen sich ins Kleine und Innere zurück. Es kommt statt zu einer ecclesia universa eher zu einer ecclesiola, einem „Kirchlein“, innerhalb der Kirche. Bei Francke aber treffen diese Rückzugstendenzen auf den Impuls, in die Welt hinauszuziehen. Er erkennt in der allgemeinen Finsternis seiner Zeit unbegrenzte Möglichkeiten. Die Hoffnung Franckes ist es, das Feuer der Kirche weltweit über die Konfessions- und Kulturgrenzen hinweg in einer universalen Kirche zu wecken. Diese universale Kirche soll eine überkonfessionelle geistliche Assoziation wahrhaft Gläubiger werden. Franckes Ziel ist es, dass die Gläubigen miteinander kommunizieren und auf die Vollendung durch den Geist Gottes vertrauen. Eine praktische Umsetzung erfährt es beispielsweise darin, dass billige Bibelausgaben in verschiedenen Sprachen zugänglich gemacht werden.

Theologie, Philologie und pietistische Sprachpraxis sollen untrennbar verbunden werden und so neben dem wissenschaftlich reflektierten Glauben auch dessen angewandte Praxis betreiben.

 

von Larissa Hülse

 
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
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