Drei neue Promotionskollegs
Für Doktoranden bietet die Universität Heidelberg drei neue Promotionskollegs aus den Bereichen Religionswissenschaft, Biowissenschaften und Astrophysik mit entsprechenden Stipendien an. Die Promotionskollegs befassen sich mit den Themen „Globale Religionsgeschichte aus regionaler Perspektive: Historisierung und Dezentrierung religiöser Identitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert“, „Evolutionäre Neuerung und Adaptation – von Molekülen zu Organismen“ und „Astrophysik kosmologischer Objekte zur Untersuchung von Gravitationstheorien auf den größten Skalen“. Zur Finanzierung von bis zu sechs Promotionsstipendien erhält jedes dieser Kollegs über einen Zeitraum von drei Jahren Fördermittel in Höhe von rund 240.000 Euro aus der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg. Für Infrastrukturmaßnahmen wie Konferenzen oder Weiterbildungsangebote werden zusätzliche Mittel von jeweils 5.000 Euro jährlich zur Verfügung gestellt.
Thema des Promotionskollegs „Astrophysik kosmologischer Objekte zur Untersuchung von Gravitationstheorien“, das am Zentrum für Astronomie angesiedelt ist, sind die Eigenschaften der Gravitation auf sehr großen Skalen, auf denen möglicherweise Diskrepanzen zur allgemeinen Relativitätstheorie auftauchen. Untersucht wird dabei der Einfluss fundamentaler Gravitationstheorien auf kosmische Strukturen wie Galaxiencluster und Filamente, in denen die Gravitation mit astrophysikalischen Prozessen konkurriert und den experimentellen Zugang einschränkt. Dabei kommen analytische Methoden, Computersimulationen und Statistik zum Einsatz. Sprecher des Graduiertenkollegs ist Prof. Dr. Björn Malte Schäfer vom Zentrum für Astronomie.
Der Frage, wie sich das moderne Konzept von Religion herausgebildet hat, geht das Promotionskolleg „Globale Religionsgeschichte aus regionaler Perspektive: Historisierung und Dezentrierung religiöser Identitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert“ genauer nach. „Ein besonderes Augenmerk wollen wir auf die Wechselseitigkeit und Multipolarität der diskursiven, aber auch soziopolitischen wie materialen Austauschbeziehungen zwischen westlichen und nicht-westlichen Akteuren legen. Diese führten in komplexen Mustern von Dialog und Konflikt sowie Aneignung und Widerstand zur Bildung von klar abzugrenzenden Religionen, als die uns heute zum Beispiel Hinduismus oder Buddhismus entgegentreten“, erklärt der Sprecher des Kollegs Prof. Dr. Michael Bergunder vom Theologischen Seminar.
Die Auswirkungen des kontinuierlichen Prozesses, in dem der genetische Bauplan von Lebewesen sich anpasst und weiterentwickelt, will das Promotionskolleg „Evolutionäre Neuerung und Adaptation – von Molekülen zu Organismen“ erforschen. Dieser Prozess erstreckt sich zeitlich von aktuell beobachtbaren Variationen bis zur Entstehung von Stammgruppen vor hunderten Millionen Jahren. „Wir wollen bestehende Unterdisziplinen der Evolutionswissenschaften wieder zusammenführen und kohärent in Forschung und Lehre vereinen. Unser Ziel ist es unter anderem, Feldforschung in Wüstenhöhlen, an Korallenriffen und alpinen Systemen mit aktuellen Forschungsrichtungen der Genom-, Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie zu verbinden“, erklärt Sprecher Dr. Steffen Lemke vom Centre for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg, an dem das Kolleg angesiedelt ist.
Mit den neuen Promotionskollegs führt die Universität Heidelberg ihr Förderprogramm zur Ausweitung von strukturierten Promotionsangeboten fort, das sie seit 2006 mit Mitteln der Landesgraduiertenförderung unterstützt. Durch transparente Betreuungs- und Begutachtungsstrukturen tragen strukturierte Promotionsprogramme wesentlich dazu bei, die Forschungs- und Arbeitsbedingungen für Doktorandinnen und Doktoranden an der Ruperto Carola zu verbessern. Zudem bietet die Graduiertenakademie ein breites Spektrum an Beratungs- und Weiterbildungsangeboten sowie Serviceleistungen rund um die Promotionsphase für Nachwuchswissenschaftler und Lehrende.