Erfolge bei der DFG-Förderung
Mit Anträgen für die Förderung dreier großer Forschungsverbünde sowie eines Graduiertenkollegs war die Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich: Der geisteswissenschaftliche Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ wird seine Arbeit in einer zweiten Förderperiode fortsetzen. Zudem erhält die Ruperto Carola zwei neue medizinische Sonderforschungsbereiche zur Schmerzforschung und zu dermatologischen und immunologischen Fragen. Für diese drei Verbünde stellt die DFG über einen Zeitraum von vier Jahren Fördermittel in Höhe von mehr als 35 Millionen Euro zur Verfügung. An der Fakultät für Physik und Astronomie wird außerdem ein neues Graduiertenkolleg zu Detektortechnologien eingerichtet, das die DFG über viereinhalb Jahre mit rund 3,7 Millionen Euro fördert.
Im Mittelpunkt des 2011 eingerichteten Sonderforschungsbereichs „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“ (SFB 933) stehen schrifttragende Artefakte aus Gesellschaften, in denen keine Verfahren der massenhaften Produktion von Geschriebenem verbreitet waren oder sind. Zu diesen antiken und mittelalterlichen Texten einen neuen interpretativen Zugang zu entwickeln, ist Ziel der Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Dabei werden die Artefakte vor allem auf ihre materiale Verortung in einem bestimmten Raum- und Handlungszusammenhang hin untersucht. Auf diesem Weg sollen die komplexen Zusammenhänge von Material, Schrift und kulturellen Praktiken erforscht werden. Sprecher des Sonderforschungsbereichs ist der Mediävist Prof. Dr. Ludger Lieb vom Germanistischen Seminar. Am SFB 933, der von der DFG mit rund 11,5 Millionen Euro gefördert wird, ist auch die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg beteiligt.
In dem neu bewilligten Sonderforschungsbereich „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz: Struktur-Funktions-Merkmale neuraler Bahnen und deren Reorganisation“ (SFB 1158) untersuchen die Wissenschaftler, wie aus akuten Schmerzen chronische Schmerzen werden. In diesem Zusammenhang geht es insbesondere um die Frage, auf welche Weise sich dieser Übergang verhindern oder umkehren lässt. Im Zentrum stehen dabei die Veränderungen der Nervenzellen und Nervenbahnen, wenn Schmerzen chronisch werden. Sprecherin des SFB 1158 ist Prof. Dr. Rohini Kuner, Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Projektpartner sind das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, das Deutsche Krebsforschungszentrum, das European Molecular Biology Laboratory und das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg sowie die Technische Universität München. Die DFG fördert den Sonderforschungsbereich mit rund 12,1 Millionen Euro.
Im Sonderforschungsbereich/Transregio „Die Haut als Koordinator lokaler und systemischer Immunantworten“ (SFB/TRR 156) erforschen die Wissenschaftler in einem überregionalen Verbund die Rolle der Haut bei der Abwehr von Krankheitserregern. Sie werden dabei der Frage nachgehen, wie Abwehrzellen der Haut sowohl miteinander als auch mit anderen Zelltypen der Haut interagieren. Die Forschungsarbeiten sollen zudem neue Einsichten bringen, auf welche Weise verschiedene Zelltypen der Haut weitere Immunzellen und damit die vielschichtige Krankheitsabwehr des Körpers beeinflussen. Sprecher des SFB/TRR 156 ist Prof. Dr. Alexander Enk, Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg. An dem Sonderforschungsbereich/Transregio sind die Universitäten Tübingen und Mainz sowie das Deutsche Krebsforschungszentrum beteiligt. Für die Forschungsarbeiten stellt die DFG Fördermittel in Höhe von rund 11,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Um die Erforschung und Entwicklung neuer Detektortechnologien zum Nachweis und zur Vermessung elementarer Teilchen wird es in dem neuen Graduiertenkolleg „HighRR – High Resolution and High Rate Detectors in Nuclear and Particle Physics“ gehen. 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler werden in ihren Promotionsprojekten auf Basis moderner Technologien die kommende Generation von Experimenten in der Kern- und Teilchenphysik entwickeln. Mit seinem besonderen Schwerpunkt in der Instrumentierung schlägt das neue Graduiertenkolleg eine Brücke von der fundamentalen Physik zu den Ingenieurswissenschaften und ist damit in einem Forschungsbereich angesiedelt, der bisher in der strukturierten Doktorandenausbildung am Wissenschaftsstandort Heidelberg noch nicht vertreten war. Die Sprecherfunktion des Kollegs, das zum Oktober 2015 seine Arbeit aufnehmen wird, übernimmt Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon vom Kirchhoff-Institut für Physik.