„Wieder in Heidelberg zu sein, war für mich wie ein Traum!“
Dr. Ana Beatríz Franco-Cuervo, Dozentin für Politikwissenschaft an der Universidad del Rosario in Bogota/Kolumbien
Forschungsaufenthalt am Institut für Politikwissenschaft der Universität Heidelberg von September 2015 bis Juli 2016
Warum haben Sie sich für Ihren Gastwissenschaftleraufenthalt für die Ruperto Carola entschieden?
Weil ich an der Ruperto Carola vor 20 Jahren (1995) promoviert wurde.
Welche Erfahrungen haben Sie in Heidelberg gesammelt?
Vor 20 Jahren wohnte ich fast zehn Jahre lang in Heidelberg, wo ich viel erlebt habe, Leute aus der ganzen Welt kennenlernte und ein paar gute Freundschaften aufbauen konnte, die ich immer noch unterhalte und pflege. Wieder in Heidelberg zu sein, ohne den damaligen Stress mit der Doktorarbeit zu haben, war für mich wie ein Traum! Studieren und forschen, was man will, in so einer guten Lage: die Landschaft, die Bibliotheken, die immer noch bekannten Gesichter und Freundschaften. Und noch dazu mit dem Fahrrad fahren zu können, ohne Verkehrsstaus, die Mensa stundenlang zu Verfügung zu haben und vieles andere - das ist unbezahlbar!
Was hat Ihnen besonders gut an Ihrem Forschungsaufenthalt gefallen, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Mir hat einfach alles gefallen. Für mich war es eine sehr gute Gelegenheit, das zu verwirklichen, was ich mir vorgenommen hatte: ein systematisches Lehrbuch über Wahlen und Wahlsysteme in Kolumbien zu schreiben. Über dieses Thema wird zwar viel gesprochen, aber auf akademischer Ebene weiß man eigentlich sehr wenig. Welche Verbesserungen kann ich vorschlagen? Vielleicht in ein paar Jahren wieder eine Einladung zu einem neuen Forschungsaufenthalt in Heidelberg zu bekommen!
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Das deutsche Wissenschaftssystem finde ich immer noch besser als andere, bei denen die Wissensvermittlung nur ein lukratives Geschäft ist. Es gibt heute größere Unterschiede zum deutschen Wissenschaftssystem als vor 20 Jahren. Vieles ist besser geworden, aber leider ist auch der Einfluss des sogenannten „akademischen Neoliberalismus“ zu beobachten.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Für sehr wichtig. Wissenschaft ist eine menschliche Tätigkeit, die Kontakt und Dialog umfasst. Der technologische Fortschritt bildet nur ein Instrument, das eine direkte persönliche Beziehung nicht ersetzen kann.
Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Ruperto Carola an Ihre Studierenden bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?
Ja, natürlich ja! Einige meiner Schüler haben in Deutschland studiert und andere promovieren schon. Auch einige Kollegen haben akademischen Kontakt mit deutschen Professoren, und ich empfehle immer Heidelberg für solche Erfahrungen.
Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Heidelberg Alumni International und das Research Alumni Netzwerk bieten?
Es hat große Vorteile, Mitglied von HAI zu sein. Dadurch kann man nicht nur unnötigen Papierkram vermeiden, sondern auch kleinere Unannehmlichkeiten erfolgreich überwinden. Das HAI-Team bietet freundliche Unterstützung und viele Möglichkeiten, das deutsche Leben kennen- und genießen zu lernen und sich wieder mit dem Land zu verbinden.