„Es war eine Bereicherung, die nachhaltig meine Persönlichkeit geprägt hat“
Prof. Dr. Yuko Nishitani, Rechtswissenschaftlerin an der Universität Kyoto, Kyoto/Japan
Von 1994 bis 1997 Promotion am Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht der Ruperto Carola
Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg?
Vom Oktober 1994 bis September 1997 war ich als Doktorandin an der Universität Heidelberg. Ich habe bei Herrn Prof. Dr. Erik Jayme am Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht direkt am Universitätsplatz geforscht.
Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?
Wegen des Forschungsthemas. Ich habe damals über „Pasquale Stanislao Mancini“ (1817-1888), einen italienischen Spezialisten und Denker des internationalen Privatrechts (IPR), geforscht, und Herr Prof. Jayme war der einzige Spezialist weltweit, der über Mancinis IPR-Lehre intensiv geforscht hatte.
Was gefiel Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Es war rundum schön an der Universität Heidelberg. Besonders geschätzt habe ich die Fachkenntnisse des Doktorvaters sowie seiner Schüler, die Hilfsbereitschaft der Kollegen und Assistenten am Institut, die wunderbare Arbeitsatmosphäre des Instituts mit Sommer- und Winterfesten, die Umgebung der Universität, die Natur und die Schönheit der Stadt sowie die Möglichkeit, mit deutschen und ausländischen Studenten und Kollegen enge Freundschaft schließen zu können.
Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?
Nach meiner Heidelberger Zeit wurde ich als Associate Professor an die Universität Tohoku in Japan berufen. Seitdem habe ich eine wissenschaftliche Karriere verfolgt.
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Das Wissenschaftssystem in Deutschland lässt im allgemeinen jungen Nachwuchswissenschaftlern mehr Freiheit und Flexibilität, aber es dauert länger, bis man die Professur erlangen kann.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Ich halte es für essenziell und unerlässlich für Wissenschaftler, internationalen Austausch zu haben. Durch meinen Aufenthalt in Heidelberg habe ich so viel gelernt, und zwar nicht nur über mein Fachgebiet, sondern auch über die deutsche Denkweise, den Lebensstil, die Mentalität, die Geschichte, die Politik und die Kultur im Allgemeinen. Es war eine wunderbare Bereicherung, die nachhaltig meine Persönlichkeit geprägt hat. Ohne diese Erfahrung hätte ich auch nicht die spätere wissenschaftliche Karriere erfolgreich aufbauen können. Heute versuche ich etwas zurückzugeben, indem ich Nachwuchswissenschaftler unterstütze, wenn z.B. ausländische Studenten zu mir nach Kyoto kommen wollen oder unsere japanischen Studenten ins Ausland gehen wollen.