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„Für mich ist Heidelberg der perfekte Ort, an dem ich leben möchte“

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Dr. Wasim Abuillan

Dr. Wasim Abuillan, Physiker an der Universität Tokio in Tokio/Japan

Von 2009 bis 2017 als Doktorand und Postdoktorand an der Ruperto Carola

 

Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg?

Im Februar 2009 habe ich meine Doktorarbeit in Physik am Physikalisch-Chemischen Institut in der Gruppe von Prof. Dr. Motomu Tanaka begonnen. Nach Abschluss meiner Promotion im November 2013 bin ich noch weitere drei Jahre als Postdoc Mitglied der Gruppe geblieben.

 

Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?

Nach meinem Master-Abschluss an der Universität Stuttgart hatte ich Angebote für Doktorandenstellen an verschiedenen deutschen Universitäten, darunter auch Heidelberg. Es war nicht schwer, sich für Heidelberg zu entscheiden: Erstens hat die Universität weltweit einen sehr guten Ruf, und zweitens hatte ich mich auf Biophysik spezialisiert, ein Gebiet, auf dem Heidelberg in vielen Forschungsbereichen führend ist.

 

Welche Erfahrungen konnten Sie bisher in Heidelberg sammeln?

Fast alles – wenn nicht sogar wirklich alles –, was ich als Wissenschaftler gelernt habe, habe ich in Heidelberg gelernt. Als Biophysiker muss man auf vielen interdisziplinären Gebieten zusammenarbeiten und interagieren. Man lernt also zuerst, in einem interdisziplinären Umfeld zu arbeiten. Dementsprechend habe ich die Wissenschaftssprache der Chemiker, der Biologen, der Mediziner und noch weitere andere gelernt, was ein entscheidender Punkt ist, wenn man in Forschungsprojekten erfolgreich vorwärtskommen will. Wichtig ist, dass ich gelernt habe, in einem Team zu arbeiten, dessen einzelne Mitglieder sich nicht nur auf ihre eigene Arbeit konzentrieren, sich gegenseitig helfen und zusammenarbeiten, sondern sich auch insgesamt als große Familie sehen. Wir haben viele gemeinsame soziale Aktivitäten organisiert: Grillabende, Spieleabende, Dissertationsfeiern, Weihnachtsmarktbesuche. Das war ein wichtiger Aspekt der Forschungsgruppe, der sich direkt auf die Arbeitsproduktivität ausgewirkt hat. Aber das Wichtigste, was ich in Heidelberg und speziell in Prof. Tanakas Gruppe gelernt habe: Wissenschaft zu genießen und sie nicht einfach nur als Teil der Karriere zu sehen, sondern als Lebensfreude zu erkennen. 

 

Was gefiel Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?

Ein Aufenthalt in Heidelberg bedeutet, dass man ein breites internationales Umfeld von überall auf der Welt hat. Hier habe ich viele kulturelle Hintergründe, Traditionen und Gewohnheiten kennengelernt, die mir wahrscheinlich in so kurzer Zeit in keiner anderen kleinen Stadt begegnet wären. Persönlich habe ich sehr gerne in Heidelberg gelebt – obwohl es so klein ist, ist es voller Wunder und Schönheit, und ich konnte alles machen, was ich wollte. Ich könnte mir keine Verbesserungen vorstellen – für mich ist es der perfekte Ort, an dem ich leben möchte.

 

Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?

Es war nicht schwer, nach einer führenden Universität in Deutschland meinen Forschungsweg an einer führenden Universität in Japan fortzusetzen – an der Universität Tokio. Ich glaube, ohne den Einfluss von Heidelberg wäre es entsetzlich schwierig, meine Forschung an Top-Universitäten fortzusetzen und zwei der angesehensten Stipendien der Welt zu bekommen, das Forschungsstipendium der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) und das der Alexander von Humboldt Stiftung.

 

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?

Ich halte das deutsche Wissenschaftssystem aus allen Blickwinkeln für fair. Mit meiner Heimat Palästina kann ich es nicht vergleichen, da das dortige Wissenschaftssystem noch in den Anfängen steckt. Was Forschungsbudget und Förderprogramme angeht, gehört Deutschland in Europa zu den Spitzenländern. Die gute Unterstützung für Doktoranden führt dazu, dass es bei der Zahl der Promotionen weltweit auf dem zweiten Platz hinter den USA liegt. Im Vergleich mit anderen Ländern, in denen ich forschte, habe ich festgestellt, dass dort die Forschungsgruppen gewöhnlich kleiner sind als in Deutschland. In Frankreich beispielsweise besteht eine Forschungsgruppe aus fünf oder weniger Postdocs, ähnlich in Japan, wo viele Forschungsgruppen hauptsächlich aus Master- oder Bachelor-Studierenden bestehen. In Deutschland dagegen haben Forschungsgruppen durchschnittlich zwischen zehn und 20 oder sogar mehr Mitglieder. Das ist ein Vorteil, denn Teamwork kann die Produktivität erhöhen und den Austausch von Expertise erleichtern.

 

Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?

Heutzutage verschmelzen Forschungsfelder, und wo einst Lücken bestanden, entstehen neue Felder. Das fördert einerseits die Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern, aber es schränkt auch Kreativität und Innovation ein. Um auf neue Ideen zu stoßen, ist ein internationaler Austausch für die Wissenschaft unabdingbar.

 

Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Ruperto Carola an Ihre Studierenden bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?

Die meisten Wissenschaftler, die ich treffe, waren bereits in Heidelberg – und diejenigen, die noch nicht da waren, ermuntere ich immer dazu. So habe ich beispielsweise meinem ehemaligen Mentor in Palästina empfohlen, die Universität Heidelberg zu besuchen. Nun helfe ich ihm dabei, diesen Plan umzusetzen, und hoffe, dass es bald passieren wird. Für mich ist Heidelberg nicht einfach nur ein Ort, an dem ich studiert habe, sondern auch eine Botschaft, die ich mit mir trage, wo immer ich auch hingehe.

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Letzte Änderung: 13.07.2018
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