„Die Universität Heidelberg ist ein idealer Arbeitsplatz“
Assoc. Prof. Emel Baloglu, Pharmakologin an der Medical School der Acibadem Universität, Institut für Pharmakologie, in Istanbul/Türkei
Von 2006 bis 2014 Postdoktorandin in der Abteilung für Sportmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, Juli 2017 Rückkehr als HAIreconnect-Stipendiatin
Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?
Nach meinem Abschluss in Pharmakologie in der Türkei habe ich mich nach Postdoktorandenstellen im Ausland umgeschaut. Auf einem internationalen Wissenschaftstreffen habe ich meinen späteren Gruppenleiter Prof. Dr. Heimo Mairbäurl kennengelernt und wir beschlossen, gemeinsam einen Entwurf für ein Forschungsprojekt zu schreiben. Bei der DFG haben wir eine Förderung und mein Gehalt beantragt. Das Hauptthema des Forschungsprojekts passte gut zu meinem wissenschaftlichen Hintergrund, außerdem war die Möglichkeit, an einer weltweit hoch angesehenen Universität zu arbeiten, sehr aufregend, so dass es für mich keine schwere Entscheidung war, nach Heidelberg zu gehen.
Was gefällt Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich persönlich habe sehr gerne in Heidelberg gelebt und habe wundervolle Erinnerungen. Heidelberg ist eine bezaubernde kleine Stadt, die aber viele Möglichkeiten zum Lernen, Erleben und Reisen bietet – nur Shopping ist dort meist eher langweilig! Beruflich bietet Heidelberg ein hervorragendes Umfeld – die Menschen sind offen für Gespräche und den Austausch von Ideen und helfen bei Bedarf auch gerne. Es werden nicht nur internationale Beschäftigte eingestellt, sondern die Personalverwaltung und die Mitarbeiter des Gästehauses sind auch sehr nett und hilfsbereit. Für mich ist die Universität Heidelberg ein idealer Arbeitsplatz und damit Heidelberg auch ideal zum Leben.
Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?
Auf Grund von Verpflichtungen meinem Land gegenüber bin ich nach dem Ende meines letzten Forschungsprojekts im Mai 2014 zurück in die Türkei gegangen. Seit Oktober 2014 arbeite ich nun am Institut für Pharmakologie an der Medical School der Acibadem Universität in Istanbul. Ich glaube, dass mein Aufenthalt in Heidelberg und meine Arbeit in einer international bekannten Forschungsgruppe meinen Lebenslauf aufgewertet und mir dabei geholfen haben, meine derzeitige Stelle zu bekommen.
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Das deutsche Wissenschaftssystem ist meiner Meinung nach im Vergleich zum türkischen System sehr gut entwickelt. Ein wichtiger Punkt ist, dass Deutschland eine alte Wissenschaftskultur hat, so dass Forschung immer auch im Fokus der aktuellen Entwicklungen steht. Allerdings macht das türkische System in letzter Zeit ebenfalls Fortschritte, auch wenn noch mehr Verbesserungen nötig sind. Einer der entscheidenden Unterschiede: In Deutschland gibt es einen sehr zufriedenstellenden Forschungsetat und Förderprogramme. Neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Europäischen Union bieten auch zahlreiche Unternehmen, Stiftungen und die Universitäten selbst Unterstützungsmöglichkeiten. Das macht die Forschungsgruppen groß und produktiv und die einzelnen Teams arbeiten alle gut zusammen. Ein weiterer Unterschied: In der Türkei unterscheidet man zwischen staatlichen und privaten Universitäten, wobei es an den privaten Universitäten nur wenige Stellen gibt. Die Lehrverpflichtungen nehmen sehr viel Zeit in Anspruch, was sich nachteilig auf das Forschen auswirkt.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Ich halte das für sehr wichtig und inspirierend. Es fördert die Zusammenarbeit und lässt Menschen neue Arbeitsweisen und kulturelle Gewohnheiten kennenlernen. Außerdem bietet internationaler Austausch die Möglichkeit, in einem anderen Land zu arbeiten und zu leben.
Warum haben Sie sich für HAIreconnect beworben und was haben Sie während dieses Aufenthaltes in Heidelberg gemacht?
Von HAIreconnect habe ich von einer Kollegin erfahren, die ebenfalls an der Universität Heidelberg gearbeitet hat, und habe mich dann dafür beworben. Ich habe mich mit einem kleinen Projekt, das in Verbindung mit meiner früheren Arbeit in Heidelberg stand, für dieses Kurzzeitstipendium beworben. Da meine Kollegen schon alles vorbereitet hatten, konnte ich meine Experimente zügig und produktiv durchführen. Das Stipendium hat mir somit ermöglicht, mein altes Institut zu besuchen und nochmals mit meinen früheren Kollegen zusammenzuarbeiten.
Sie sind eine Research-Alumni-Botschafterin des Forschungsstandorts Heidelberg – welche Erfahrungen haben Sie bisher damit gemacht und was planen Sie für die Zukunft?
Ich habe bereits ein Erasmus-Austauschprogramm zwischen der Medical School der Acibadem Universität und der Universität Heidelberg etabliert. Vor zwei Jahren habe ich auch selbst Heidelberg mit einem Erasmus-Programm besucht. Ich ermutige meine Kollegen und Studierenden, nach Heidelberg zu gehen, und teile meine Erfahrungen mit ihnen. Außerdem plane ich eine Informationsveranstaltung für Medizinstudierende zu den Angeboten der Universität Heidelberg für internationale Studierende.