Nationale Klimapolitik zahlt sich aus
Die Anstrengungen entwickelter Volkswirtschaften, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) über die Förderung von erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz zu senken, beginnen sich auszuzahlen. Das zeigt die Studie eines internationalen Forschungskonsortiums, an der auch Heidelberger Wissenschaftler beteiligt waren. Untersucht wurde die Entwicklung in 18 zumeist europäischen Staaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die USA. Für die Jahre 2005 bis 2015 verzeichneten die Forscher in diesen Ländern einen nachhaltigen Rückgang der CO2-Emissionen. „Das ist ein Beleg dafür, dass sich nationale Klimapolitik lohnt“, sagt Prof. Dr. Jale Tosun vom Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg. „Um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, müssen diese Bemühungen allerdings erheblich ausgeweitet und intensiviert werden.“
Auch wenn der Rückgang der CO2-Emissionen in den untersuchten Ländern unterschiedlich stark ausfällt, konnten die Forscherinnen und Forscher in ihrer Studie drei übergreifende Faktoren für den sinkenden Ausstoß an Kohlendioxid ausmachen. So geht die Bedeutung von fossilen Energieträgern zurück, da diese immer mehr durch erneuerbare Energie ersetzt werden. Zudem nimmt der Energieverbrauch im Zuge einer größeren Energieeffizienz ab. „Für einige Länder wie etwa Österreich dominiert der Effekt, dass erneuerbare Energien im Energiemix zunehmen, wohingegen beispielsweise in den Niederlanden der Effekt eines reduzierten Energieverbrauchs im Vordergrund steht. Für Deutschland sind beide Faktoren gleichermaßen ausschlaggebend“, erläutert Prof. Tosun.
Der dritte Faktor bezieht sich nach den Worten der Heidelberger Wissenschaftlerin auf eine gezielte Gesetzgebung. Die Studie zeigt, dass ambitionierte politische Strategien zur Förderung von erneuerbaren Energien und zur Steigerung von Energieeffizienz sowie Klimarahmengesetze einen signifikanten Beitrag zur Senkung des Ausstoßes von Kohlendioxid geleistet haben. „Auffällig ist, dass die Länder mit dem stärksten Rückgang an CO2-Emissionen auch diejenigen sind, die die größte Anzahl an energie- und klimapolitischen Ansätzen vorweisen können. Dazu gehören insbesondere die nordischen Staaten wie Dänemark und Schweden“, betont Jale Tosun, die am Institut für Politische Wissenschaft die Regulierung in den Bereichen Umwelt, Energie, Klimawandel und Nachhaltigkeit staatenvergleichend analysiert und für die Studie die Daten zur Klimapolitik erhoben hat.
Die in der Studie untersuchten Länder machen 28 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Zwischen 2005 und 2015 verzeichneten sie einen Rückgang des Kohlendioxid-Ausstoßes um durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr – bedingt allerdings auch durch einen sinkenden Energieverbrauch im Zuge eines geringen Wirtschaftswachstums während der globalen Finanzkrise 2008/2009. „Auch wenn unsere Forschungsergebnisse für diese 18 Länder mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden und damit ,robust‘ sind, lassen sie sich nicht auf Staaten mit ansteigenden CO2-Emissionen und einem langsamen Wirtschaftswachstum wie zum Beispiel Japan oder einem raschen Wirtschaftswachstum wie etwa China übertragen. Sie gelten somit nur für Länder, die bereits ihren maximalen Ausstoß an Kohlendioxid erreicht haben.“
Die Studie entstand federführend am Tyndall Centre for Climate Change Research der University of East Anglia in Norwich (Großbritannien) im Rahmen des Netzwerks „Innovations in Climate Governance: Sources, Patterns and Effects“ (INOGOV), in dem Projekte auf dem Gebiet der Klimapolitik und der Politikinnovation koordiniert werden. INOGOV ist eine Aktion von COST – der European Cooperation in Science and Technology, die die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung fördert. Die Ergebnisse wurden in „Nature Climate Change“ veröffentlicht.