„Heidelberg ist ein wunderbarer Ort zum Leben“
Isabela Paredes Cisneros, Medizinphysikerin, Doktorandin am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Von September 2017 bis März 2018 Aufenthalt am DKFZ und der Universität Heidelberg im Rahmen des internationalen Masterstudiengangs Clinical Medical Physics, seit Herbst 2018 Doktorandin am DKFZ und der Universität Heidelberg
Welche Verbindung haben Sie zur Universität Heidelberg und zum DKFZ? Wann, wie lange und in welcher Position waren sie dort?
Ich habe im März 2016 ein Doppelmasterstudium in Chile angefangen, das es mir ermöglichte, an der Pontificia Universidad Católica de Chile in Santiago und am Heidelberg Center Lateinamerika der Universität Heidelberg zu studieren. Das DKFZ war an diesem Programm beteiligt – dank eines DAAD-Stipendiums konnte ich erstmals nach Heidelberg kommen, um das Masterprogramm abzuschließen und insgesamt sieben Monate am DKFZ meine Masterarbeit zu schreiben. Während dieser Zeit habe ich mich für das internationale Promotionsprogramm des DKFZ beworben und tatsächlich eine Promotionsstelle bekommen! Also kehrte ich nach Heidelberg zurück, um meine Promotion zu beginnen. Momentan forsche ich als Doktorandin am DKFZ und bin seit Oktober 2018 an der Fakultät für Physik der Universität Heidelberg eingeschrieben.
Seit wann und wie lange noch sind Sie in Heidelberg und was planen Sie für diese Zeit?
Mein erster Aufenthalt in Heidelberg war während meines Masterstudiums zwischen September 2017 und März 2018. Seit August 2018 bin ich wieder hier, also seit eineinhalb Jahren. Ich habe noch zwei Jahre Zeit, um meine Promotion abzuschließen – danach würde ich gerne in Heidelberg bleiben. Ich habe definitiv mein Herz in dieser schönen Stadt verloren. Momentan konzentriere ich mich auf mein Promotionsprojekt und einige persönliche Ziele. Ich kann mir gut vorstellen, meine akademische Karriere hier fortzuführen, vielleicht mit einer Postdoc-Stelle. Das hängt davon ab, welche Möglichkeiten sich am Ende meiner Promotion ergeben. Ich versuche daher, im Jetzt zu leben und mir nicht zu viele Sorgen zu machen.
Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?
Schon während meines Bachelorstudiums in Bogotá in Kolumbien wollte ich gerne in Deutschland studieren. Diese Möglichkeit bot sich mir mit dem Doppelmasterstudium, das mich zuerst nach Chile brachte. Damals war ich mir noch nicht des guten Rufes der Universität Heidelberg bewusst; es war daher mehr Glück als Absicht, an dieser Universität zu studieren. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diese Entscheidung.
Welche Erfahrungen konnten Sie bisher in Heidelberg sammeln?
Es gibt so viele Dinge, die ich gelernt habe, ich kann sie nicht alle in diesem Interview erwähnen. Im letzten Jahr bin ich persönlich sehr gewachsen, mehr als ich mir hätte vorstellen können. Besonders der Anfang meiner Promotion war sehr herausfordernd: neue Umgebung, ein neues Projekt, und so viele Erwartungen, die sich über Jahre aufgebaut hatten. Das war der Moment, in dem ich merkte, dass nichts wichtiger ist als die Gesundheit, körperlich wie mental. Mich in allen Lebenslagen um mich selbst kümmern zu können, ist bisher meine wichtigste Erkenntnis. Ich habe sogar angefangen, Krav Maga zu üben – eine israelische Selbstverteidigungstechnik – und das genieße ich sehr. Auch habe ich viel von neuen Bekanntschaften gelernt, Menschen, die einen anderen Werdegang haben als ich. Und ich habe meine Putz- und Kochkünste drastisch verbessert! Heidelberg verwöhnt mich, weil alles viel näher aneinander liegt und das Leben in einer kleinen Stadt – verglichen mit Bogotá und Santiago – einfacher ist.
Was gefällt Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Heidelberg ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Ich liebe es, auf dem Fahrrad zu fahren, durch die Altstadt zu laufen und viele Sprachen zu hören, am DKFZ zu arbeiten, und wenn ich mal „verschwinden“ möchte, ist ein Flughafen in der Nähe… Eine der Herausforderungen in dieser Stadt sind die – in meinen Augen – höher werdenden Preise. Die Preise für Lebensmittel und Wohnungen sind hoch im Vergleich zu anderen deutschen Städten. Ich weiß nicht, ob es dafür eine unmittelbare Lösung gibt. Vielleicht wäre ein besseres Angebot an Wohnungen für Studierende ein guter Anfang.
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Der Hauptunterschied zwischen Deutschland und Kolumbien beziehungsweise Chile ist, dass mehr Gelder für Forschung zur Verfügung stehen. Dadurch läuft alles flüssiger und effizienter. Eine Nebenwirkung ist, dass es mehr gut qualifizierte Bewerber*innen für wissenschaftliche Stellen gibt. Ich würde in Lateinamerika bessere Chancen auf eine Stelle haben als in Deutschland. Insgesamt würde ich sagen, dass überall Forschung mit sehr viel Leidenschaft betrieben wird und alle verfügbaren Ressourcen zum Einsatz kommen.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Erfahrungsaustausch ist immer ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Man kann sein Leben damit verbringen, zu denken, dass Dinge in einer bestimmten Art und Weise gemacht werden sollten – und dann Seite an Seite mit Menschen aus aller Welt arbeiten, die eine andere Perspektive einbringen. Ich persönlich möchte von meinen Mitmenschen lernen, mich verbessern und meinen momentanen Wissensstand erweitern. Gleichzeitig möchte ich meine eigene Herkunft nach außen tragen und denen um mich herum etwas mitgeben.