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Sind Sie interessiert an der Arbeit von DCAPP? Sie können Jonas Tesarz und Jie Susan Hick unter jie.hick@med.uni-heidelberg.de kontaktieren. Weitere Informationen erhalten Sie auf der DCHAN-Website sowie auf der DCAPP-Website.

 
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Deutsch-Chinesisches Alumni-Netzwerk der Psychosomatischen Medizin & Psychotherapie (DCAPP)

Seit mehr als zwei Jahren fördern Expert*innen der Heidelberger und Freiburger Universitätskliniken gemeinsam mit chinesischen Kooperationspartner*innen an chinesischen Lehrkrankenhäusern und Universitäten den Aufbau der in China noch sehr vernachlässigten Disziplinen Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Über die aktuelle Arbeit dieses Deutsch-Chinesischen Alumni-Netzwerks der Psychosomatischen Medizin & Psychotherapie (DCAPP) im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie berichten Apl. Prof. Dr. Jonas Tesarz und Dr. Jie Susan Hick von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg:

„Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie pflegt das Alumnifachnetzwerk für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (DCAPP) – ein Projekt der 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufenen Initiative der Deutsch-Chinesischen Alumnifachnetzwerke (DCHAN) – einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit den im psychologischen Krisenmanagement tätigen Kolleg*innen in China.

Die Corona-Pandemie betrifft in China nicht nur die am Virus erkrankten Menschen und ihre Angehörigen, sondern auch all jene, die von den strengen Isolationsmaßnahmen betroffen waren, die sich vor einer möglichen Infektion fürchten oder um ihre Existenzgrundlage bangen müssen. Ende Januar 2020 wurden im Rahmen eines Surveys die Einwohner*innen der Provinz Hubei über ihren psychischen Gesundheitszustand befragt. Die Ergebnisse aus den 5.000 Rückmeldungen zeigen, dass es bereits zu einer hochgradigen Belastung der Betroffenen durch die ausgelösten Ängste und damit einhergehenden seelischen und körperlichen Folgen gekommen ist. An erster Stelle rangieren Angst um die Gesundheit/vor einer Ansteckung (79 Prozent), Schlafstörungen (36 Prozent) und psychische Begleitreaktionen wie Panik (zwölf Prozent), Erschöpfung (acht Prozent), Nervosität (sieben Prozent) und Hoffnungslosigkeit (vier Prozent). Der emotionale Stress kann sich auch in Form von körperlichen Beschwerden wie Herzklopfen, Atemnot, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel und Kopfschmerzen äußern. Mit der Entspannung der Situation in China ließen die akuten Stressreaktionen etwas nach. Jedoch können psychische Belastungen Langzeitfolgen haben. Frühere Studien über Krisensituationen zeigen, dass etwa zehn bis 20 Prozent der Betroffenen langfristig eine Posttraumatische Belastungsstörung und/oder eine andere chronische psychische Traumafolgestörung entwickeln.

Zur psychologischen Unterstützung haben die chinesischen Expert*innen für psychosomatische Medizin und Psychotherapie zuletzt eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt: Es wurden mehrere Hotlines zur Krisenintervention eingerichtet, Online-Beratungsplattformen aufgebaut und Bücher sowie Ratgeber publiziert, die Informationen zur Selbstfürsorge und zu möglichen Behandlungsangeboten vermitteln. Ferner wurden psychologische Interventionsteams zusammengestellt, welche Patient*innen und medizinisches Personal in Kliniken betreuen. Auf den speziell für die Krisensituation entwickelten Online-Plattformen und den großen Social-Media-Plattformen wurden umfassende Informationen über das Coronavirus, Kurse zur psychologischen Selbsthilfe sowie Vorträge von Expert*innen veröffentlicht.

Die Wissenschaftler*innen der Heidelberger Universitätskliniken für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie haben eine große Anzahl von Büchern, Publikationen, Videos, Vorträgen und Berichten in China gesichtet und analysiert. Des Weiteren erfolgen regelmäßige Videokonferenzen und persönliche Interviews mit den chinesischen Kolleg*innen. Insgesamt zeigt sich, dass die psychologischen Ansätze und Instrumente zum Krisenmanagement, die in China angewandt werden, weitgehend äquivalent zu den Theorien und der Praxis in Deutschland sind. Dies verwundert nicht, da das chinesische Fachpersonal die Konzepte der psychischen Krisenintervention weitgehend aus dem Westen gelernt hat. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich im psychologischen Krisenmanagement weniger in den Inhalten als vielmehr in den strukturellen Rahmenbedingungen und der konkreten Umsetzung Unterschiede zwischen China und Deutschland herauskristallisiert haben.

Hervorzuheben ist die besondere Rolle der sozialen Medien sowie die zentralisierte Regulation durch die Regierung. Auf der faktischen Ebene sind diese Faktoren hilfreich für eine rasche und effiziente Umsetzung der Maßnahmen. Gleichzeitig gibt es zunehmend auch kritische Stimmen, die auf das darin liegende Risiko aufmerksam machen. Auf gesellschaftlicher und politischer Ebene birgt die regulative Handhabe der Medien und die zentral-autoritär geleitete Organisation ein hohes Missbrauchspotential und kann großen Schaden hervorrufen. Aktuell beobachten die DCAPP-Forscher*innen mit Sorge einen neuen Trend in den chinesischen Medien: die Hervorhebung der eigenen Erfolge in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie bei gleichzeitiger Herabsetzung der Leistung anderer Länder in der Handhabung der Pandemie im jeweils eigenen Land, sowie ein latenter bis offen kommunizierter Nationalismus und zunehmende Xenophobie. Teilweise kursieren Fake News oder falschinterpretierte Nachrichten im Netz. Viele „Ich-Medien“ verbreiten Desinformation, um die Aufmerksamkeit ihrer Follower zu erlangen und Likes zu ernten. Beunruhigend ist auch die Beobachtung, dass bestimmte Staatsmedien solche Desinformationskampagnen nicht unterbinden, teilweise sogar gezielt unterstützen. Dies ist besonders bedenklich, da in Ausnahmesituationen, wie der Corona-Krise die menschliche Psyche besonders vulnerabel ist. Vor diesem Hintergrund erscheint gerade auch eine kritische Diskussion notwendig, um einerseits ein effizientes und wirksames Krisenmanagement gewährleisten zu können, gleichzeitig aber auch die potenziellen Risiken von Missbrauch, Falschinformation und Manipulation im Blick zu behalten.

Gerade hier kann eine enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen und chinesischen Experten von großem Nutzen sein. Deutsche und chinesische Wissenschaftler*innen des DCAPP-Netzwerks planen aktuell gemeinsame bilaterale Forschungsstudien zum Thema „psychosoziale Folgen der Corona-Pandemie“ und web-basierte Workshops und Fachkonferenzen zum Erfahrungsaustausch in diesem Themenbereich, um sich über das psychologische Krisenmanagement sowie mögliche Langzeitfolgen der Corona-Krise auszutauschen.“

 

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 07.08.2020
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