Bereichsbild
Kontakt

Universität Heidelberg
Heidelberg Alumni International
Telefon: +49 6221 54-19044
Telefax: +49 6221 54-19049
research@alumni.uni-heidelberg.de

Heidelberg Alumni International

 
Originalpublikation

K.A. Jakob, P.A. Wilson, J. Pross, T.H.G. Ezard, J. Fiebig, J. Repschläger, O. Friedrich: A new sea-level record for the Neogene/Quaternary boundary reveals transition to a more stable East Antarctic Ice Sheet. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (2020), doi: 10.1073/pnas.2004209117

 
Weitere Informationen
SUCHE

Instabile Eismassen

Gletscher 460x280

Foto: Jörg Pross

Die Stabilität von Eisschilden wird durch warmes Meerwasser gefährdet.

Steigen die Temperaturen im Zuge des Klimawandels, zieht dies ein immer stärkeres Abschmelzen der polaren Eisschilde nach sich. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Geowissenschaftlerin Dr. Kim Jakob von der Universität Heidelberg hat nun die Dynamik des Ostantarktischen Eisschildes – die bei weitem größte Eismasse auf der Erde – genauer untersucht. Bisher ging man davon aus, dass dieser allein aufgrund seiner Größe dem Klimawandel gegenüber weniger empfindlich ist als die restlichen Eisschilde. Für ihre Untersuchungen werteten die Forscher*innen Daten aus, die sie aus rund 2,5 Millionen Jahre alten Tiefseesedimenten gewonnen hatten. Sie konnten dadurch die Faktoren bestimmen, die für die Stabilität des Ostantarktischen Eisschildes verantwortlich sind. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Eismassen der Ostantarktis in einem sich stetig erwärmenden Klima weitaus weniger stabil sein könnten als bislang angenommen.

„Das Abschmelzen der polaren Eisschilde hat zur Folge, dass der globale Meeresspiegel steigt. Dies wird für Küstengebiete zu einem immer bedrohlicheren Problem“, erläutert Dr. Jakob, die am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg forscht. Um die vergangenen Veränderungen der großen Eismassen in der Ostantarktis besser zu verstehen, hat das Team um Dr. Jakob Tiefseeablagerungen aus dem Atlantischen Ozean geochemisch analysiert. Die Sedimente wurden im Rahmen des „Integrated Ocean Drilling Program“ (IODP) gewonnen, einem internationalen Wissenschaftskonsortium zur Erforschung der Meeresböden.

Mithilfe dieser Analysen konnte der globale Meeresspiegel, der wiederum Veränderungen im globalen Eisvolumen widerspiegelt, für das Zeitintervall von vor rund 2,8 bis 2,4 Millionen Jahren rekonstruiert werden. In dieser Phase sanken hohe atmosphärische CO2-Konzentrationen von Werten ähnlich zu denen, wie sie für die nahe Zukunft prognostiziert werden, auf ein Niveau, das mit dem vorindustriellen CO2-Gehalt der Atmosphäre vergleichbar ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen erstmals, dass der Ostantarktische Eisschild vor rund 2,5 Millionen Jahren einen weitaus stabileren Zustand erreichte, als dies in älteren erdgeschichtlichen Zeitabschnitten der Fall war.

Neben den klassischen Treibern für die Dynamik von Eismassen – der Intensität der Sonneneinstrahlung und dem CO2-Gehalt der Atmosphäre – war für diese Stabilisierung des Ostantarktischen Eisschildes mindestens ein weiterer, bis dahin nicht berücksichtigter Faktor ausschlaggebend – die Bildung großer Gletscher auf der Nordhemisphäre der Erde, die den globalen Meeresspiegel sinken ließen. Das Eis in der Ostantarktis war damit weniger stark dem Kontakt mit vergleichsweise warmem Meerwasser ausgesetzt. So verringerte sich auch das Potential des Meerwassers, Teile des Eisschildes von unten aufzuschmelzen.

Die Ergebnisse der Studie tragen dazu bei, die Dynamik der globalen Eisschilde unter erhöhten atmosphärischen CO2-Konzentrationen, wie sie in naher Zukunft erwartet werden, besser zu verstehen. Das Abschmelzen von Eismassen auf der Nordhemisphäre im Zuge des anthropogenen Klimawandels und der daraus resultierende Anstieg des globalen Meeresspiegels könnte zu einer erneuten Destabilisierung des Eisschildes in der Ostantarktis führen.

An den Untersuchungen waren neben Wissenschaftler*innen der Universität Heidelberg auch Forscher*innen der Goethe-Universität Frankfurt (Main), des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz und der Universität Southampton (Großbritannien) beteiligt. Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des IODP-Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ veröffentlicht.

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 26.02.2021
zum Seitenanfang/up