„Das deutsche Wissenschaftssystem ist leistungsorientierter als das brasilianische“
Prof. Dr. Oliver Fabio Piattella, Kosmologe an der Universidade Federal do Espirito Santo in Vitoria/Brasilien
Von September 2018 bis Februar 2020 als Humboldt-Stipendiat in Heidelberg
Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg?
Ich war zwischen September 2018 und Februar 2020 als Gastwissenschaftler am Institut für Theoretische Physik der Universität Heidelberg, mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt Stiftung und der brasilianischen CAPES, einer föderalen Stiftung für die Unterstützung der Forschung. Das Akronym bedeutet: Coordenação de Aperfeiçoamento de Pessoal de Nível Superior − auf Deutsch etwa: Koordination für die Fortbildung von Akademikern.
Warum haben Sie sich für die Universität Heidelberg entschieden?
Ich habe mich für die Universität Heidelberg entschieden, weil in Heidelberg ein in meinem Fachgebiet Kosmologie sehr berühmter Kollege arbeitet, mein Gastgeber Prof. Dr. Luca Amendola. Um ehrlich zu sein, ich wollte auch seit langem in Deutschland leben, Deutsch lernen und die Deutschen kennenlernen.
Was hat Ihnen besonders gut an der Universität Heidelberg gefallen, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich war nicht nur von der Universität begeistert, sondern auch von der Stadt Heidelberg, die wirklich schön ist. Besonders haben mich die Organisation, der Campus, die Freundlichkeit und das wissenschaftliche Niveau der Universität beeindruckt.
Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?
Ich glaube, meine Karriere verläuft nach meinem Heidelberg-Erlebnis besser, obwohl kurz vor dem Ende meines Sabbatjahres die Corona-Pandemie ausbrach. Ich habe mich in Heidelberg fortgebildet und seitdem hat meine Arbeit ein besseres Niveau.
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Ich glaube, das deutsche Wissenschaftssystem ist leistungsorientierter als das brasilianische oder das italienische.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Internationaler Austausch ist wesentlich für die Wissenschaft, da sich damit Wissenschaftler aus aller Welt begegnen und austauschen können. Wichtige Ergebnisse entstehen oft aus solchen Debatten. Das ist zwar auch über Internet und Telefon möglich, aber da ist die Effizienz sehr viel niedriger.
Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg an Ihre Studierenden bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?
Ja, ich empfehle einen Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg, vor allem meinen Studierenden. Meine Forschungsgruppe in Brasilien hat nach wie vor wissenschaftliche Projekte mit meinem ehemaligen Gastgeber und wir werden weiter zusammenarbeiten.