„Deutschland ist zweifellos das ‚Land der Ideen‘“
Dr. Rhondemo Kikon, Mediziner und Experte für Public Health am Heidelberger Institut für Global Health der Universität Heidelberg
2016 bis 2017 Master of Science in International Health am Heidelberger Institut für Global Health (HIGH) der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums Heidelberg, seit Oktober 2021 einjähriger Projektaufenthalt am HIGH im Rahmen des Bundeskanzler-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung für künftige Führungskräfte
Wann, wie lange und in welcher Position waren bzw. sind Sie an der Universität Heidelberg tätig?
Im Jahr 2017 habe ich meinen Master of Science in International Health (MScIH) am Heidelberger Institut für Global Health (HIGH) abgeschlossen. Im Oktober 2021 bin ich nach Heidelberg zurückgekehrt, nachdem ich für das Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgewählt worden war. Im Rahmen des Stipendiums arbeite ich am HIGH in einem Forschungsprojekt zum Thema „Childhood Obesity: An Exploration of School-based Health Promotion Preventive Interventions“ unter der Leitung von Dr. Andreas Deckert.
Warum haben Sie sich für die Universität Heidelberg entschieden?
Der Master of Science in International Health an der HIGH bot Module und Veranstaltungen an, die perfekt zu meinen beruflichen Zielen und Träumen passten. Durch den Studiengang konnte ich beispielsweise meine Kenntnisse in Bezug auf Forschungsmethoden und -instrumente im Themenbereich der Stärkung von Gesundheitssystemen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen erweitern.
Was gefällt Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
An der Universität habe ich Freunde aus verschiedenen Ländern rund um den Globus kennen gelernt. Ich habe aus erster Hand erfahren, wie reich die kulturelle Vielfalt an der Universität sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hörsaals ist. Außerdem habe ich meinen Mentor Prof. Dr. Andreas Ruppel kennengelernt, der meinen Werdegang begleitet und meine Persönlichkeit geprägt hat. In Heidelberg habe ich mich zudem wegen des freundlichen internationalen Studierendenumfelds und der Herzlichkeit der Deutschen wie zu Hause gefühlt.
Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer ersten Zeit in Heidelberg verlaufen?
Ich bin zurück nach Indien gegangen und habe die Community Health Initiative (CHI) geleitet, eine NGO, die ich im indischen Nagaland gegründet habe. Die CHI konzentriert sich auf die Verbesserung der Gesundheit und der sozialen Probleme benachteiligter Bevölkerungsgruppen, die in den Bergen leben. Im November 2019 habe ich einen internationalen Workshop zum Thema „Gesundheitsperspektiven für marginalisierte Bevölkerungsgruppen“ in Nagaland mitorganisiert, der durch eine Kooperation von CHI, HIGH und der von Kailash Satyarthi (Friedensnobelpreisträger 2014) gegründeten Kailash Satyarthi Childrens Foundation entstanden ist. Im Rahmen dieses Workshops haben wir einen Aktionsplan zum Thema „Kinderfreundliches Dorf“ entwickelt, um die Gesundheit von Kindern in den ländlichen Gebieten der Region zu verbessern.
Von September 2020 bis September 2021 habe ich zudem im Rahmen des nationalen klinischen Registers für das COVID-19-Projekt als Gesundheitsberater für den Indian Council for Medical Research (ICMR) der indischen Regierung gearbeitet. Ziel des Registers ist es, Echtzeitdaten zu sammeln, die in die evidenzbasierte klinische Praxis, die Forschung, die Formulierung von Leitlinien und die politische Entscheidungsfindung einfließen sollen. All dies stand im Einklang mit meiner Ausbildung im Bereich International Health im Heidelberger Masterstudiengang.
Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu dem Ihres Heimatlandes oder zu dem anderer Länder, in denen Sie geforscht haben?
Meiner Meinung nach ist Deutschland zweifellos das „Land der Ideen“, als welches es vielen Forscherinnen und Forschern weltweit bekannt ist. Ich habe den wissenschaftlichen und persönlichen Austausch mit meinen Dozenten und Professorinnen in Deutschland sehr genossen, da es keine Hierarchie gab, wie ich sie aus meiner Heimat kenne. Außerdem ist das „Ökosystem“ der Forschung hervorragend; als ich zum Beispiel nach Teilnehmern und Teilnehmerinnen für meine Dissertationsstudie suchte, wurde ich von den meisten Institutionen, einschließlich der Zivilgesellschaft, sehr willkommen geheißen und unterstützt.
Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch in der Wissenschaft?
Viele Herausforderungen unserer heutigen globalisierten Welt sind eng miteinander verknüpft und grenzüberschreitend, beispielsweise der Klimawandel, die COVID-19-Pandemie sowie gesundheitliche und soziale Ungleichheiten. Daher ist der internationale Austausch von Forschenden sehr wichtig, um Wissenslücken zu ermitteln und evidenzbasierte Lösungen für die globalen Herausforderungen von heute zu finden.
Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg an Studierende bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?
Auf jeden Fall! In den letzten zwei Jahren war ich DAAD-Jugendbotschafter in Indien und habe dort für die Studien- und Forschungsmöglichkeiten in Deutschland geworben. In dieser Zeit habe ich viele Studierende wie auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigt, sich an der Universität Heidelberg zu bewerben, weil diese ein hervorragendes akademisches Umfeld und großartige Perspektiven bietet.