Promovieren in Heidelberg
Bei Promovierenden ist die Universität Heidelberg deutschlandweit am beliebtesten: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es im Jahr 2020 an der Ruperto Carola 8.600 Doktorand*innen, gefolgt von 8.400 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und 7.300 an der Technischen Universität München. Damit verteilen sich 13 Prozent aller Doktorand*innen bundesweit auf diese drei Universitäten. Das in Heidelberg auf dem Gebiet der interdisziplinären Amerika-Studien angesiedelte Graduiertenkolleg „Autorität und Vertrauen“ wird seine erfolgreiche Arbeit in einer zweiten Förderperiode fortsetzen.
Insgesamt befanden sich im Jahr 2020 an den deutschen Hochschulen 192.300 Personen – davon 53 Prozent Männer und 47 Prozent Frauen – in einem laufenden Promotionsverfahren. Mit 43.200 Doktorandinnen und Doktoranden hatte gut ein Fünftel, das heißt 22 Prozent, eine ausländische Staatsangehörigkeit. Nach Angaben des Statistisches Bundesamtes wurden fast alle Promovierenden von Professor*innen an Universitäten betreut, lediglich ein Prozent an Kunsthochschulen, Pädagogischen und Theologischen Hochschulen sowie Fachhochschulen.
Für das am Heidelberg Center for American Studies (HCA) angesiedelte Kolleg 2244 „Autorität und Vertrauen in der Amerikanischen Kultur, Gesellschaft, Geschichte und Politik“ hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für einen Zeitraum von viereinhalb Jahren Fördermittel in Höhe von rund 4,3 Millionen Euro bewilligt. Die Sprecherfunktion für die zweite Förderperiode, die zum April 2022 beginnt, übernehmen Prof. Dr. Günter Leypoldt vom Anglistischen Seminar und Prof. Dr. Ulrike Gerhard vom Geographischen Institut der Ruperto Carola. Das Graduiertenkolleg wird von zehn Forscher*innen aus der Geographie, der Geschichte und der Religionsgeschichte, der Philosophie, den Literatur- und Kulturwissenschaften sowie den Politik- und Wirtschaftswissenschaften getragen.
Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms stehen Entstehung und Wandel von Autorität in Staat und Zivilgesellschaft, sozialen Institutionen, urbanen Räumen, Kultur und Religion, ebenso wie sich verändernde Vertrauenskonstellationen innerhalb des Landes sowie übergreifend in den transatlantischen Beziehungen. „Die Aktualität dieser Thematik liegt ja immer noch auf der Hand,“ betont Prof. Leypoldt und verweist auf die jüngsten inneramerikanischen Autoritäts- und Vertrauenskrisen, die für die Stellung der USA als Weltmacht nicht ohne Folgen geblieben seien.
Ihre Analyse verspricht „auch grundlegende Einsichten zum Verhältnis von Autorität und Vertrauen in modernen Gesellschaften“. Wie der Sprecher des Kollegs weiter hervorhebt, wird das Graduiertenkolleg seine Arbeit mit einem geschärften Profil fortsetzen, gestärkt durch personelle Erweiterungen zur Wirtschaftsgeschichte (Prof. Dr. Welf Werner), zur Sozial- und Religionsphilosophie (Privatdozent Dr. Magnus Schlette) sowie zur Ethnizität und Migration in urbanen Räumen Anglo- und Lateinamerikas (Juniorprofessorin Dr. Soledad Álvarez Velasco).
Die zweite Förderperiode umfasst zwei Ausbildungsrunden mit jeweils zehn Doktorand*innen sowie sechs sogenannten Forschungsstudierenden, die als wissenschaftliche Hilfskräfte Einblicke in die Forschungspraxis erhalten können. Zudem werden auch zwei Postdoktorandenstellen am Graduiertenkolleg angesiedelt sein.