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„Die Bibliotheken der Universität sind ein Paradies für Wissenschaftler“

Ferreira 160

Dr. Vivianne Geraldes Ferreira

Dr. Vivianne Geraldes Ferreira, Rechtsanwältin und Professorin für Privatrecht an der Escola de Direito de São Paulo – Fundação Getúlio Vargas in São Paulo/Brasilien
Von 2006 bis 2017 Doktorandin, Lehrbeauftragte und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg
 


 

Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg?
Ich war von 2006 bis 2017 in Heidelberg. 2006 habe ich meine Promotion im Institut für internationales und ausländisches Privat- und Wirtschaftsrecht (IPR) bei Prof. Thomas Pfeiffer begonnen. Für die Promotion habe ich ein DAAD-Stipendium bekommen, was meinen Forschungsaufenthalt in Heidelberg ermöglicht hat. Schon ab 2007 war ich an der Juristischen Fakultät als Lehrbeauftragte für brasilianisches und portugiesisches Recht tätig. Von 2010 bis 2017 war ich Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Christian Baldus im Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft (IGR).
 
Warum haben Sie sich für die Universität Heidelberg entschieden?
Am Anfang meines Studiums an der Universität São Paulo, als ich im dritten Semester war, habe ich angefangen, Deutsch zu lernen. Mein Traum war, in Deutschland zu studieren, weil einer meiner Professoren gesagt hatte, dass man das deutsche Recht kennen müsse, wenn man ein guter Jurist werden wolle. Von Anfang an war mein Plan, in Heidelberg zu studieren. Ich habe damals ein Bild von Heidelberg gefunden und es auf meinem Schrank aufgestellt – das Bild hat meine Mutter als Erinnerung erhalten.

Die Juristische Fakultät hat auch eine enge Verbindung zu Brasilien und zum brasilianischen Recht. Hier möchte ich Prof. Eric Jayme (IPR) und Prof. Christian Baldus nennen, die Brücken zwischen beiden Ländern gebaut haben.
 
Was hat Ihnen besonders gut an der Universität Heidelberg gefallen, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Was mir an der Universität Heidelberg besonders gefallen hat, waren die vielfältigen Möglichkeiten, mich wissenschaftlich zu beschäftigen und weiterzubilden. Ich habe an verschiedenen Lehrveranstaltungen, Seminaren und Tagungen teilgenommen. Besonders wichtig waren meine Tätigkeiten im Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft bei Prof. Baldus: Dort hat sich mein Verständnis des Rechts geändert und ich habe die Bedeutung der rechtsgeschichtlichen Betrachtung des Rechts verstanden, was mich bis heute begleitet. Und die Bibliotheken der Universität sind ein Paradies für Wissenschaftler.

Was ich verbesserungswürdig finde: Die Universität tut zwar schon viel für die Gleichberechtigung, aber sie denkt oft nicht an die Belange von Müttern und Kindern. Als 2014 mein Sohn in Heidelberg geboren wurde, war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im IGR. Das Gleichstellungsbüro lag im vierten Stock eines historischen Hauses und ich musste die Treppen (hoch-)schwanger oder mit einem kleinen Baby hochlaufen. Das ist ein kleines und konkretes Beispiel, und ich könnte noch andere nennen. Bei allen Veranstaltungen sollte man an Mütter und Kinder denken, so dass Frauen nicht ausgeschlossen bleiben.

Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?
Ich bin im Februar 2017 nach Brasilien zurückgekehrt und habe im August desselben Jahres als Hochschullehrerin an der Juristischen Fakultät der Wirtschaftshochschule Fundação Getúlio Vargas in São Paulo angefangen. So war mein Lebenstraum komplett. Hier halte ich insbesondere Vorlesungen zu Familien- und Erbrecht. Die Verbindung zu Heidelberg und zum deutschen Recht ist mir unentbehrlich und ich arbeite weiter an dieser Verbindung. Zum Beispiel vermittele ich meinen Studierenden den deutschen Gutachtenstil, den ich in Heidelberg gelernt habe.

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Das deutsche Wissenschaftssystem ist anders, besser strukturiert als das brasilianische, und auch mit mehr Ressourcen. Das Wissenschaftssystem in Brasilien hat in den letzten Jahren sehr unter einer Regierungspolitik gelitten, die die Wissenschaft stark vernachlässigt hat. Der Blick auf andere Länder und Erfahrungen hat uns Akademikern dabei geholfen, unser Wissenschaftssystem zu verteidigen, soweit es möglich war. Glücklicherweise gibt es für uns nun wieder Hoffnung.

Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch in der Wissenschaft?
Für sehr wichtig auf jeden Fall! In der Rechtswissenschaft beispielsweise ermöglicht der internationale Austausch, dass wir unser eigenes Rechtssystem, in dem wir ausgebildet wurden, kritisch analysieren. Nur so können wir auch als Beobachter und nicht ausschließlich als Teil beziehungsweise Akteur desselben Systems auftreten.

Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg an Ihre Studierenden bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?
Ja! Meine Studenten kennen es schon: Lernen Sie Deutsch! Denken Sie daran, nach Heidelberg zu gehen! Dabei spielen insbesondere die Förderungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle, und ich stehe gerne zur Verfügung, allen Interessenten dabei zu helfen.

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Letzte Änderung: 17.02.2023
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