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RAN Newsletter 02/2024Online-Enzyklopädie zum NS-Völkermord an Sinti und Roma

Hunderttausende Sinti und Roma wurden unter nationalsozialistischer Herrschaft in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet. Derzeit wird das historische Wissen zu diesem Genozid unter Leitung der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg in einer großangelegten Enzyklopädie zusammengeführt. Erste Beiträge dieser auf Deutsch und Englisch angelegten einzigartigen Wissensressource sind mittlerweile online und können für die Forschung genutzt werden.

„Ziel des NS-Staats und seiner Rassenideologie war es, die Minderheit der Sinti und Roma zu vernichten. Zu diesem Thema sind zwar in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende Spezialstudien erschienen, aber das Wissen ist auch heute noch stark fragmentiert“, erläutert Projektleiterin Dr. Karola Fings von der Forschungsstelle Antiziganismus. Das Online-Portal bietet Zugang zu Fachbeiträgen, die nicht nur alphabetisch sortiert, sondern auch verschiedenen Rubriken wie Tatorte, Lebenswege oder Nachwirkungen zugeordnet sind und fortlaufend aktualisiert und erweitert werden. Neben Fotografien umfasst die digitale Enzyklopädie auch eine interaktive Karte: Hier werden europaweit alle Tatorte, zu denen Informationen vorliegen, verzeichnet, darunter Konzentrationslager, aber auch Orte, an denen Massaker verübt wurden. Eine Chronologie gibt einen Überblick über alle relevanten Ereignisse von 1933 an.

Mehr als 90 Wissenschaftler:innen aus 25 Ländern arbeiten an der Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa, der auch als „Samudaripen“ bezeichnet wird. Das im Sommer 2020 gestartete und auf fünf Jahre angelegte Projekt wird vom Auswärtigen Amt mit Mitteln in Höhe von 1,6 Millionen Euro gefördert und von verschiedenen Kooperationspartnern sowie einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Bis Ende 2025 soll die Enzyklopädie auf rund 1.000 Fachbeiträge anwachsen und einen Meilenstein für die Forschung und Bildungsarbeit darstellen. Sie basiert technisch auf „Open Encyclopedia Systems“ und wurde vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) an der Freien Universität Berlin umgesetzt.