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UniversitätDifferenzierte und wissenschaftsadäquate Diskussion um Forschungskooperationen

13. Juni 2023

Statement zur Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China und dem Quantenforscher Prof. Dr. Jian-Wei Pan

Die Universität Heidelberg begrüßt eine differenzierte und wissenschaftsadäquate Diskussion um Forschungskooperationen mit der Volksrepublik China. Diese Diskussion wird an der Universität insbesondere mit Blick auf die institutionalisierten wissenschaftlichen Kooperationen kontinuierlich geführt. Die Universität Heidelberg spricht sich dabei gegen das Einziehen „roter Linien“ für Wissenschaftskooperationen durch wissenschaftsexterne Akteure aus und votiert für eine kritische Auseinandersetzung im Rahmen der universitären Gremien und des Austauschs in der akademischen Gemeinschaft. Auf dieser Grundlage müssen angemessene Entscheidungen über Forschungszusammenhänge und deren etwaige Risiken getroffen und somit die grundgesetzlich verankerte Wissenschaftsfreiheit geschützt werden. Die Ausübung der Verantwortung im Wissenschaftsprozess gebietet es aus Sicht der Universität Heidelberg, bestehende institutionelle und individuelle Verbindungen fortlaufend zu prüfen, dies schließt derzeit unter anderem die Kontakte zu und Kooperationen mit chinesischen Universitäten und Instituten ein.

Die Universität Heidelberg ist eine internationale Forschungsuniversität mit starken Schwerpunkten in der Grundlagenforschung, die nicht primär auf die Entwicklung neuer Technologien und deren Anwendung ausgerichtet ist. „Dual Use“-Fragen sind dennoch mit Blick auf die Verantwortung der Wissenschaft für ihre Forschungsergebnisse auch für die Universität Heidelberg ein wichtiges Thema. Daher wurde bereits im Jahr 2017 eine Kommission „Verantwortung in der Wissenschaft“ eingerichtet, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität durch Beratung und die Bewertung von Risiken und ethischen Aspekten ihrer Forschung unterstützt. Zusätzlich zu den universitären Gremien, die sich mit einer ethischen und verantwortungsvollen Wissenschaft beschäftigen, wurde Anfang des Jahres 2022 eine Stabsstelle Exportkontrolle geschaffen, die unter anderem internationale Vereinbarungen und Kooperationen anlassbezogen überprüft und bei Bedarf auch eine Klärung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) herbeiführen kann.

Da sich wettbewerblich finanzierte Wissenschaft üblicherweise qualitativ passende, wissenschaftlich herausragende Partner sucht, ergibt sich ein weltweites Netzwerk, in dem naturgemäß auch viele chinesische Forscherinnen und Forscher aktiv sind. Die Förderung von Wissenschafts- und Forschungspartnerschaften ist vor allem von Exzellenz und wissenschaftlicher Qualität geleitet. Dabei stehen die Kooperationspartner in der Verpflichtung, ihre eigenen wissenschaftlichen Werte und Prinzipien zu wahren. Dazu zählen zum Beispiel Open Science und Transparenz mit Blick auf die Forschungsintegrität oder die Abwägung nationaler und internationaler Interessen mit Blick auf Sicherheitsaspekte. Die enge Verzahnung von ziviler und militärischer Forschung („zivil-militärische Fusion“) in China betrachtet die Universität Heidelberg mit Sorge und großer Aufmerksamkeit, weil sie Auswirkungen auf etablierte Kooperationen nach sich zieht.

Zur Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jian-Wei Pan

Die Quantenforschung an der Universität Heidelberg war und ist – und dies schließt die Forschungsprojekte ein, die Prof. Dr. Jian-Wei Pan in Heidelberg durchgeführt hat – Grundlagenforschung. Hier einen direkten Bezug zu militärischer Anwendung herzustellen, ist eine unzulässige Konstruktion. Schon vor 20 Jahren wurde das Potential der Quanteninformationstechnologie in einer Vielzahl von Ländern weltweit identifiziert und formuliert. Tatsächlich ist nach heutigem Stand die Quantenkommunikation die technologisch am weitesten fortgeschrittene Quantentechnologie im Vergleich zu einer Vielzahl von anderen Themenfeldern wie Quantencomputer, Quantensensoren, Quantensimulatoren oder Quantennetzwerke. Aber dies heißt weder, dass sich dieses Potential auch de facto verwirklichen lässt, noch dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die diese Potentiale richtig einschätzen, auch tatsächlich an deren praktischer Umsetzung forschen und entwickeln.

Die Ergebnisse der mit deutschen und europäischen Fördermitteln finanzierten Grundlagenforschung von Prof. Pan wurden in internationalen Journalen publiziert, seine Labors waren zu jedem Zeitpunkt zugänglich, es gab den üblichen Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Universität Heidelberg und weltweit. Die damit verbundene Drittmittel-Förderung (in diesem Fall durch öffentliche Drittmittelgeber) ist nach der Bewertung durch unabhängige Expertinnen und Experten dem Prinzip wissenschaftlicher Exzellenz gefolgt.

Die Universität Heidelberg betont, dass sie an ihren weltweiten Kooperationen im Rahmen der Grundlagenforschung festhält. Dies schließt eine kritische Begleitung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein.