Universität Lautenschläger-Forschungspreis für Christine Selhuber-Unkel

Pressemitteilung Nr. 74/2023
16. Juni 2023

Auszeichnung ist mit 250.000 Euro dotiert – Victoria Ingham erhält Preis für wissenschaftlichen Nachwuchs

Als international herausragende Vertreterin des hochgradig innovativen Forschungsfeldes „Molecular Systems Engineering“ erhält die Physikerin Prof. Dr. Christine Selhuber-Unkel den Lautenschläger-Forschungspreis 2023. Die Preisträgerin von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Heidelberg forscht an der Schnittstelle von Materialwissenschaften und Biophysik an biohybriden lebensinspirierten Mikrosystemen. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld von 250.000 Euro verbunden. Der Stifter des Preises und Ehrensenator der Ruperto Carola, Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, vergibt außerdem einen Preis für herausragende Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher. Diese mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Biologin Dr. Victoria Ingham. Am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg geht sie der Frage nach, ob und inwiefern sich eine zunehmende Insektizid-Belastung sowie steigende Insektizid-Resistenzen auf die Entwicklung des Malaria-Erregers und seine Übertragung auf den Menschen auswirken. Die festliche Verleihung des höchstdotierten Forschungspreises eines privaten Stifters in Deutschland findet am 22. Juni 2023 statt.

Preisträgerin Christine Selhuber-Unkel

Mit ihren Forschungsarbeiten verfolgt Prof. Selhuber-Unkel das Ziel, synthetische Systeme aus molekularen Bausteinen mit lebenden Zellen zu verknüpfen. Gelingt es, dass die Zellen ihre Bewegungsimpulse an die künstlichen Strukturen übertragen, können daraus „lebende Materialien“ erwachsen. Diese biohybriden lebensinspirierten Mikrosysteme wären unabhängig von externen Energiequellen. Prof. Selhuber-Unkels Vision ist die Entwicklung von selbstregulierenden Bio-Tech-Hybriden, deren Funktionalität weit über die heute existierenden, rein technischen Systeme hinausreicht. „Die Arbeiten von Prof. Selhuber-Unkel sind gekennzeichnet durch hochgradig innovative und originelle Ansätze, die das Potential für eine technologische Revolution haben“, so die Begründung für die Vergabe des Preises. Christine Selhuber-Unkel – Wissenschaftlerin an der neugegründeten Fakultät für Ingenieurwissenschaften – ist Gründungsdirektorin des Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials (IMSEAM) der Universität Heidelberg.

Nach ihrem Physikstudium in Heidelberg und Uppsala (Schweden) wurde Christine Selhuber-Unkel 2006 an der Universität Heidelberg promoviert und arbeitete anschließend als Postdoktorandin am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen (Dänemark). 2010 wechselte sie als Juniorprofessorin an das Institut für Materialwissenschaft der Universität zu Kiel und leitete dort eine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe. Im darauffolgenden Jahr wurde die Wissenschaftlerin in Kiel zur Professorin für Biokompatible Nanomaterialien ernannt. Dem Ruf der Universität Heidelberg auf eine Professur für Molecular Systems Engineering folgte sie im Juli 2020. Längere Forschungsaufenthalte hatten sie zuvor mit einem Feodor-Lynen-Fellowship der Alexander von Humboldt Stiftung an die Cornell University in Ithaca/New York in den USA geführt. Für ihre Forschung konnte die Wissenschaftlerin mehrfach hochdotierte Förderungen unter anderem des Europäischen Forschungsrates (ERC) einwerben, zuletzt einen ERC Consolidator Grant (2020).

Porträt Christine Selhuber-Unkel

Preisträgerin Victoria Ingham

Der diesjährige Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs geht an eine junge Forscherin, die mit ihren Arbeiten zu Insektizid-Resistenzen bei medizinisch relevanten Vektoren in einem dynamischen Forschungsfeld wissenschaftliches Neuland betritt. Dr. Ingham leitet an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) die Nachwuchsgruppe „Translationale Malaria-Forschung“. Am Zentrum für Infektiologie geht sie in der Abteilung Parasitologie der Frage nach, wie sich die Ausbringung von Insektiziden zur Malaria-Kontrolle und eine sich ausbreitende Resistenz gegen solche Chemikalien auf die Anopheles-Mücke auswirken – den häufigsten Wirt des Malaria-Erregers. Dabei untersucht sie insbesondere den Einfluss auf die Fähigkeit, den Parasiten auf den Menschen zu übertragen.

Victoria Ingham studierte Biologie an der britischen University of Oxford und erwarb einen Masterabschluss in Systembiologie an der University of Warwick, an der sie im Jahr 2016 promoviert wurde. Nachdem sie bereits für ihre Doktorarbeit an der Liverpool School of Tropical Medicine geforscht hatte, war sie dort auch als Postdoktorandin tätig, unterbrochen von Gastaufenthalten an der T.H. Chan School of Public Health der Harvard University in den USA. Seit 2021 ist Dr. Ingham am Universitätsklinikum Heidelberg und am DZIF tätig. Der Europäische Forschungsrat fördert ihre Arbeiten mit einem ERC Starting Grant.

Porträt Victoria Ingham

Lautenschläger-Forschungspreis

Der Lautenschläger-Forschungspreis wird alle zwei Jahre für besondere Leistungen in der Spitzenforschung vergeben. Die Auszeichnung wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg sowie an Forscher aus dem In- und Ausland, die der Ruperto Carola durch Wissenschaftskooperationen in besonderer Weise verbunden sind. Der Unternehmer Manfred Lautenschläger hat den Preis 2001 ins Leben gerufen, um herausragende, im Erkenntnisprozess aktive Forscherinnen und Forscher zu fördern. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Kuratorium weltweit vernetzter Wissenschaftler entscheidet über die Auswahl der Preisträger, die aus allen Disziplinen für den Lautenschläger-Forschungspreis nominiert werden können.

Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Im Jahr 2018 wurde erstmals der Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Ausgezeichnet werden können Habilitanden, Nachwuchsgruppenleiter oder Juniorprofessoren, die herausragende wissenschaftliche Leistungen und besonders innovative Forschungsansätze vorweisen können. Das Preisgeld dient dazu, die jungen Forscherinnen und Forscher in ihrer persönlichen wissenschaftlichen Entwicklung zu fördern und sie in ihrer Forschungstätigkeit zu unterstützen.

Festveranstaltung

Der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, wird die Festveranstaltung anlässlich der Preisverleihung eröffnen. Anschließend berichten die Preisträger 2020/2021 – die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Hannah Monyer und Juniorprofessor Dr. Felix Joos aus der Theoretischen Informatik – über ihre Arbeiten. Nach der Übergabe der diesjährigen Auszeichnungen folgt ein Wissenschaftsgespräch mit den Preisträgerinnen, an dem auch Prof. Dr. Peer Fischer (Molecular Systems Engineering), Prof. Dr. Michael Lanzer (Parasitologie) und Prof. Dr. Ulrich Schwarz (Theoretische Physik) mitwirken werden. Die Moderation übernimmt Markus Brock. Preisstifter Manfred Lautenschläger wird die Veranstaltung mit seiner Ansprache beschließen.

Hinweis an die Redaktionen

Die Festveranstaltung anlässlich der Verleihung des Manfred-Lautenschläger Forschungspreises findet am 22. Juni 2023 in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 17 Uhr. Zur Teilnahme und Berichterstattung sind Vertreter der Medien herzlich eingeladen. Um Anmeldung per Mail an presse@rektorat.uni-heidelberg.de wird gebeten.