Germanistisches Seminar Nora Gomringer übernimmt Heidelberger Poetikdozentur
Pressemitteilung Nr. 78/2023
26. Juni 2023
Die deutsch-schweizerische Lyrikerin und Performerin ist zu Gast an der Ruperto Carola
Die deutsch-schweizerische Schriftstellerin Nora Gomringer übernimmt die diesjährige Heidelberger Poetikdozentur – ein Projekt der Universität Heidelberg in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Heidelberg. Das vom Germanistischen Seminar organisierte Programm umfasst drei öffentliche Vorlesungen. Unter der Überschrift „Nachfrage“, „Angebot“ sowie „Doppelte Buchführung“ nimmt Nora Gomringer ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise in die Welt ihrer Gedichte, in denen ein Schlagzeug oder ein Elefant auftauchen können, ebenso die Heilige Apollonia und ein Weltenerlöser. Die Autorin wird darlegen, wie nützlich und zerstörerisch eine Krise für das Schreiben ist, wie Texte entstehen und unter welchen Bedingungen das Wort versagt. Die Poetikdozentur beginnt am Montag, 3. Juli 2023.
„Nora Gomringers Lyrik sieht sich in den Traditionen avantgardistischer Dichtung des 20. und 21. Jahrhunderts, ist aber auch von Pop und Jazz beeinflusst. Dabei sind ihre Texte nicht akademisch oder verschlossen, sondern für alle zugänglich, die einen Sinn für die Vielfalt der Sprache und des Lebens haben“, beschreibt Prof. Dr. Dirk Werle vom Germanistischen Seminar das Schaffen von Nora Gomringer. „Ihre Lyrik ist immer auch im Ensemble mit anderen Texten, aber auch mit Bildern und Grafiken zu sehen, und dient als Spielvorlage für die Inszenierung als Lesung oder Performance.“
Nora Gomringer (Jahrgang 1980) studierte Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Praktika und Arbeitsaufenthalte führten sie im Anschluss unter anderem an das Leo Baeck Institute in New York und das Archiv der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles (USA). Seit ihrem Debüt im Jahr 2000 veröffentlichte sie mehrere Lyrik-Bände. Ihr Werke wurden bislang in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Darüber hinaus tritt sie als Performerin und literarische Übersetzerin auf. Seit 2010 leitet sie im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst als Direktorin das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis.
Zur Eröffnung der Heidelberger Poetikdozentur hält Nora Gomringer am 3. Juli in der Aula der Alten Universität ihrer erste Poetikvorlesung mit dem Titel „Nachfrage“. Weitere Termine sind der 10. Juli („Angebot“) und der 17. Juli („Doppelte Buchführung“) im Hörsaal 13 der Neuen Universität; alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr. Ebenfalls im Rahmen der Poetikdozentur wird Nora Gomringer am 4. Juli im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei aus ihrem Werk lesen, Beginn dieser Veranstaltung ist 17 Uhr.
Die Heidelberger Poetikdozentur ist eine jeweils im Sommersemester vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg ausgerichtete Vorlesungsreihe. Renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden eingeladen, um in öffentlichen Vorträgen und Lesungen Einblicke in den Prozess des Schreibens zu geben. In einem die Dozentur begleitenden Seminar haben Studierende die Möglichkeit, mit dem jeweiligen Autor zu diskutieren. Die Poetikdozentur, die Teil der Heidelberger „UNESCO City of Literature“-Aktivitäten ist, wurde 1993 mit Martin Walser gestartet. Zuletzt waren Maxim Biller (2018), Ulf Stolterfoht (2019) und Anne Weber (2022) zu Gast.