Schleuderblei – Munition mit Inschrift

Antikensammlung

Dieses kleine, unscheinbare Objekt aus Blei, das hier im Zentrum des Bildes zu sehen ist, gehörte zur griechischen Kriegsausrüstung. Es handelt sich um ein sogenanntes Schleuderblei: Mit einer Schleuder konnte es bis zu 300 Meter weit geschossen werden.

Bereits im 5. Jahrhundert v. u. Z. kamen die Geschosse in griechischen Kriegshandlungen zum Einsatz. Aber auch die Römer verwendeten gerne Schleuderbleie, da sich diese durch ihre besondere Reichweite auszeichneten. Dabei machten sich die Römer auch psychologische Kriegsführung zu eigen: Funde aus dem schottischen Burnswark Hill zeigen, dass manche Schleuderbleie kleine Löcher hatten, die beim Fliegen ein zischendes oder pfeifendes Geräusch produzierten. Möglicherweise dienten sie dazu, Feinde mit dieser Geräuschkulisse zusätzlich in Angst zu versetzen.

Die griechischen Schleuderbleie wurden in zweischaligen Formen gegossen und konnten dadurch auch vor Ort, im Feldlager, direkt nachproduziert werden. Häufig trugen sie Inschriften, die bereits beim Guss mit hergestellt wurden: Namen von Göttern, Feldherren oder Städten, sarkastische Sprüche an den Feind (»Nimm das!«) und anderes. Genauso waren Symbole z. B. zum Schutz und der Abwehr von Unheil vertreten. Im Fall dieses Geschosses ist auf beiden Seiten der Namen »(K)allistratos« zu lesen, ein recht gängiger griechischer Männernamen, im Genitiv. Dieser Name lässt sich, wie in so vielen Fällen, leider keiner bestimmten Person oder Kampfhandlung zuweisen.

In der Heidelberger Antikensammlung ist nicht nur das Original des Schleuderbleis, sondern gleich ein ganzer Schwung von Kopien (Abgüssen) aus Gips ausgestellt, die auch auf dem Bild zu sehen sind. Gipsabformerei ist eine eigene Technik, die viel Erfahrung erfordert, insbesondere wenn es sich um komplexere Figuren handelt. Schon in der Antike hat man sie genutzt, vor allem aber im 18. und 19. Jahrhundert wurden allerhand Meisterwerke der Antike in Eins-zu-Eins-Größe mithilfe dieser Technik kopiert. Museen kauften damals ganze Ausstellungen antiker Meisterwerke aus Gips. Adlige ließen sich ihre eigene Statuensammlung zusammenstellen. Und Universitäten wollten Anschauungsobjekte für das Studium der Antike, der Archäologie und der Kunstgeschichte.

Blei, Länge 3,05 cm, Breite 1,9 cm, Durchmesser: 1,6 cm, 4. Jh. v. u. Z., Inventarnummer F 434, Antikensammlung, Heidelberg Center for Cultural Heritage

©Paula Bemmann