Schedelsche Weltchronik – Verschiedene Drucktechniken wirken zusammen
Universitätsbibliothek Heidelberg
Die sogenannte Schedelsche Weltchronik erschien Mitte 1493 auf Latein und im Dezember desselben Jahres auch in deutscher Übersetzung in Nürnberg. Sie ist eine der bekanntesten und aufwendigsten Inkunabeldrucke überhaupt. Unter Inkunabeln versteht man Drucke, die mit beweglichen Lettern gedruckt wurden, also mit der Technik, die Johannes Gutenberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Mainz entwickelt hat.
Die Weltchronik zeichnet sich insbesondere durch die zahlreichen Stadtansichten, Stammbäume und weiteren Abbildungen aus, die sie enthält. Anders als der Text wurden diese nicht typographisch, sondern mit Hilfe von Holzschnitten gedruckt. Ungefähr zeitgleich mit der Typographie kamen in Europa die Blockbücher auf, bei denen ganze Buchseiten in Holzplatten geschnitzt wurden. Für die Schedelsche Weltchronik wurde auf eine Kombination dieser beiden Drucktechniken zurückgegriffen, um auf einer Buchseite Bilder und Texte zu verknüpfen.
Die hier abgebildete aufwendig gestaltete Doppelseite der Schedelschen Weltchronik zeigt einen Teil des Stammbaums Christi beginnend mit Noah, der links oben als Holzschnitt abgebildet ist und als Patriarch bezeichnet wird. Die oftmals stereotypen Darstellungen der einzelnen Personen sind sorgfältig koloriert. Im frühen Druck war es zwar prinzipiell möglich auch farbig zu drucken, jedoch war die Farbpalette eingeschränkt und der Aufwand so hoch, dass nur in seltenen Fällen Farbe zum Einsatz kam. Die händische Kolorierung war zur Zeit der Chronik für Bilder also eher der Standard als die Ausnahme und wurde oftmals von Buchmalerwerkstätten besorgt, die eng mit den Druckern und Buchhändlern zusammenarbeiteten.
Papier, Höhe 41,8 cm, Breite 58,9 cm, Schedel, Hartmann: Liber chronicarum (dt. Das Buch der Croniken und Geschichten). Holzschnitte von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff, Nürnberg: Anton Koberger für Sebald Schreyer und Sebastian Kammermaister, 23.12.1493, 2°, 298 Blätter (GW M40796), Folio XIV v und XV r, Signatur: B 1554-4-1 fol. INC, Universitätsbibliothek Heidelberg
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