Kopfstütze – Schnitzereien gegen böse Geister
Ägyptische Sammlung
Anstatt auf einem Kissen ruhte man im Alten Ägypten auf Kopfstützen wie der hier abgebildeten. Manche der Stützen, die später bei Ausgrabungen gefunden wurden, waren mit Stoff umwickelt. Es ist jedoch unklar, ob sie immer derart gepolstert waren. Die Kopfstützen weisen oben eine glatte, halbrunde Vertiefung für den Nacken oder Hinterkopf auf. Wie die Menschen damals auf der harten Oberfläche schlafen konnte, scheint heute ein Rätsel. Es gibt jedoch immer noch ostafrikanische Völker, bei denen solche Stützen üblich sind.
Die ausgestellte Kopfstütze gehörte dem Webermeister Kel. Das verrät die geschnitzte Inschrift auf dem Stiel, in der Kel guter Schlaf und am Morgen eine „Nase voll Freude“ gewünscht wird. Die Schnitzereien an den Bügel- und Fußenden zeigen Schutzdämonen: Beide Bügelenden tragen das Gesicht des zwergengestaltigen Schlafzimmerschützers Bes mit seiner Federkrone sowie den Ohren und der Mähne eines Löwen. Die Fratze von Bes wirkt bedrohlich: Er streckt seine Zunge heraus – eine aggressive, übelabwehrende Geste im Alten Ägypten. Auf den Fußenden sind zwei weitere Dämonen mit fremdartigen Federkronen, »Fußmessern« und gepunkteter Felltracht eingeschnitzt. Sie werden von Giftschlangen unterstützt, die sich aus dem Mund schlängeln bzw. die sie, zusammen mit Speeren und Messern, in den Händen halten. Die Dämonen sind Mischwesen: Beide tragen einen Pavianschwanz, der eine kombiniert mit dem Kopf eines Krokodils, der andere mit dem eines Geiers.
Sinn der Schnitzereien war die Abwehr böser Geister. In der Vorstellung der Alten Ägypter krochen diese Schlafenden und wehrlosen kleinen Kindern in die Ohren und verursachten so Krankheiten.
Holz, Höhe 18,5 cm, Breite 31,5 cm, Tiefe 9,6 cm, ca. 13. Jh. v. u. Z., Inventarnummer 290, Ägyptische Sammlung, Heidelberg Center for Cultural Heritage
© Robert Ajtai; Ägyptische Sammlung /HCCH, Universität Heidelberg