Von Rittern, Tod und Teufel. Popularisierung des Mittelalters im Film Pier Paolo Pasolinis Decameron (1971)
- Mittwoch, 8. Januar 2025, 18:00 Uhr
- GLORIA-Kino, Hauptstraße 146, 69117 Heidelberg
- Prof. em. Dr. Ingo Herklotz, Universität Marburg, Kunstgeschichtliches Institut
Mit ausgewählten Episoden aus Giovanni Boccaccios Novellensammlung des Decameron (um 1350) verfilmte Pier Paolo Pasolini (1922–1975), das enfant terrible der italienischen Intellektuellenszene der 1960er und frühen 70er Jahre, ein Stück Weltliteratur. Neben der Frage nach dem Verhältnis des Films zur literarischen Vorlage führt das Werk die hohe Bedeutung der Bildkünste in Pasolinis Schaffen vor Augen. Beachtung verdient überdies die politisch-anthropologische Dimension des Films: Nicht als Erotik- und Unterhaltungsfilm, wie weite Bereiche der zeitgenössischen Kritik ihn sahen, wollte Pasolini sein Decameron verstanden wissen. Vielmehr ging es ihm darum, seinen Protest gegen kulturellen Konsumismus und Amerikanisierung zu artikulieren und ein Plädoyer für die vitale Ursprünglichkeit der unterprivilegierten Schichten vorzutragen.
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GLORIA-Kino
Hauptstraße 146
69117 HeidelbergVeranstalter
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Film
Decameron (I, 1971, Regie: Pier Paolo Pasolini); OmU, 112 Min.
Ticketinformationen
Tickets zu 10 Euro (regulär), 8 Euro (ermäßigt) und 7 Euro (für Studierende) sind beim GLORIA-Kino erhältlich.
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Film- und Vortragsreihe
Das Mittelalter ist vielfach Gegenstand von Popularisierungen, sei es in Form von Burgentourismus, Mittelalterfesten oder Ritterspielen. Genauso versuchen zahlreiche populäre Romane, Filme und Serien, wichtige historische Stationen, Figuren, Orte, Kunst- und Bauwerke und Bräuche des Mittelalters ins Heute zu übersetzen und so zu vermitteln. Dabei sind Künstler:innen und Produzent:innen immer wieder mit äußerst ambivalenten Herausforderungen konfrontiert, gilt es doch, gleichzeitig die eigene ästhetische Vision umzusetzen, den Publikumsgeschmack zu treffen und die historische Wahrhaftigkeit im Blick zu behalten. Diese Filmreihe blickt auf fünf sehr unterschiedliche Versuche, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, die zwischen den 1920er und 2000er Jahren entstanden sind und stark unterschiedlichen Filmgenres, Nationen und Kontinenten entstammen. Gleichzeitig sind Popularisierungen des Mittelalters, wie die anderer Epochen auch, freilich immer im Kontext ihrer Entstehungszeit zu lesen, das heißt von Zeittrends wie nationalen Ideologien durchdrungen.
Zu der Film- und Vortragsreihe lädt das Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg in Kooperation mit dem GLORIA-Kino – Filmkunst in Heidelberg ein. Die Filmvorführungen mit Vortrag und Publikumsgespräch finden im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs 1671 „Heimat(en): Phänomene, Praktiken, Darstellungen“ statt. Organisator:innen sind Prof. Dr. Henry Keazor und Dr. Alexandra Vinzenz (beide IEK) sowie Prof. Dr. Daniel Winkler (Romanisches Seminar).