NAR-Kollegiaten
Dr. Carmen Grimm - Ethnologin, M.A.
Netzwerk AlternsfoRschung
Bergheimer Straße 20
69115 Heidelberg
Fellows: Prof. Dr. Guido Sprenger; Prof. Dr. Cornelia Schweppe
Der Wert der Alten – Multiple Wissensmodelle und Praktiken der Repräsentation in der Entwicklungszusammenarbeit Deutschland / Peru
Konzepte vom Alter und von älteren Personen spielen in der Entwicklungszusammenarbeit eine immer größer werdende Rolle. Ältere Menschen sind durch die Brisanz des weltweiten demografischen Wandels seit einigen Jahren zu einer neuen Zielgruppe der globalen Entwicklungspolitik geworden. Internationale Organisation wie die Vereinten Nationen oder die Weltbank sind dabei wichtige Akteure. Aber auch entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen (NRO) unterstützen vermehrt Projekte im Ländern des globalen Südens, die sich speziell an die Zielgruppe bedürftiger älterer Menschen richten. Als "Übersetzer" (vgl. Van Ufford, Latour) müssen NRO einerseits dafür sorgen, dass Projekte für ältere Menschen Finanzierungen erhalten. Dazu müssen sie staatliche Förderorganisationen, politische Akteure und individuelle Spender überzeugen. Um diese Überzeugungsarbeit leisten zu können, orientieren sie sich an generellen Annahmen darüber, woran es älteren Menschen in Ländern des globalen Südens mangelt und worin ihr gesellschaftlicher Wert besteht. Sie verwenden Konzepte wie „Würde“, „Produktivität“ oder „Wissensträger“ aus dem globalen Entwicklungsdiskurs, wie er vor allem rund um die Vereinten Nationen und unter Bezugnahme auf die Gerontologie geführt wird. Andererseits müssen die NRO jedoch auch auf lokale Anforderungen und Unterschiede eingehen, da Projekte sonst nicht umsetzbar wären.
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, herauszufinden, welche Prozesse Konzepte von älteren Personen und vom Wissen älterer Menschen in der Entwicklungszusammenarbeit durchlaufen und wo und durch wen Transformationen dieser Konzepte vorgenommen werden. Die Vermittlungsarbeit, die NRO leisten, wird am Beispiel der deutschen altersbezogenen Entwicklungszusammenarbeit untersucht. Der empirische Fokus liegt insbesondere auf einer deutschen Entwicklungsorganisation und ihren beiden Partnerorganisationen in Peru. Empirische Grundlage dieser ethnologischen Arbeit sind Dokumentenanalysen, teilnehmende Beobachtungen, formelle Interviews und informelle Gespräche. Um die Transformationen von Konzepten ganzheitlich und multiperspektivisch erfassen zu können, wird die Forschung sowohl in Deutschland als auch in Peru durchgeführt. In Deutschland wurden Interviews mit Vertretern von NRO geführt, Besprechungen und Konferenzen der alternsbezogenen Entwicklungszusammenarbeit besucht und es fanden zwei längere Feldforschungsaufenthalte bei der deutschen Entwicklungsorganisation statt. Eine insgesamt neunmonatige Feldforschung bei den beiden peruanischen Partnerorganisationen 2014 und 2015 erweiterte die bis dato gewonnenen Erkenntnisse und bot die Möglichkeit, zwei sowohl in Förderungsdauer als auch bezüglich der herrschenden "Übersetzungsproblematiken" sehr unterschiedliche Projekte zu vergleichen.
Kurzlebenslauf
2006 - 2012 | Magisterstudium der Ethnologie, Psychologie und Anglistik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg |
seit 9/2012 | Stipendiatin des NAR-Kollegs |