Förderpreis für Kirichenko

aus: FAZ, Donnerstag, 21. Januar 2010, Nr. 17, Seite 8

 

Der "Heidelberger Förderpreis für klassisch-philologische Theoriebildung" geht in diesem Jahr an den Trierer Philologen Alexander Kirichenko. Kirichenko, geboren in Wladiwostok, studierte Klassische Philologie in Sankt Petersburg und Cambridge, Massachusetts. Ausgezeichnet wird er am 12. Februar in Heidelberg für seine an der Harvard University vorgelegte Dissertation: "A Comedy of Storytelling: Theatricality and Narrative in Apuleius' Golden Ass". Die Juroren, der Marburger Philosoph Reinhard Brandt, der Bielefelder Komparatist Martin von Koppenfels und der Heidelberger Philologe Jürgen Paul Schwindt, würdigten die Arbeit als einen originellen Beitrag zum Verständnis der kaiserzeitlichen literarischen Ästhetik. Im Eselsroman des Apuleius, einem Bravourstück der sogenannten Zweiten Sophistik, werden Popkultur und Hochkultur so ineinandergeblendet, dass der fiktionale Text selbst zu einer Art Schauspiel wird: Der Erzähler, der ob seines Vorwitzes in einen Esel verwandelte, zuletzt von der Göttin Isis erlöste Lucius, wird in der Regie des Apuleius zum "stand-up comedian", der das ganze Register performativer Praktiken zu einer von erstaunlicher Selbstreflexion zeugenden Abfolge erzählerischer Glanzpunkte verdichtet.

 

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Letzte Änderung: 23.05.2018
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