Lehrstuhl für lateinische Literaturwissenschaft
Unsere Arbeit ist auf die Erforschung der lateinischen Literaturgeschichte und ihrer Rezeption im europäischen Kontext gerichtet. Als integraler Bestandteil der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft fragt die Lateinische Literaturwissenschaft nach den kategorialen Voraussetzungen, die wissenschaftliche Aussagen über ästhetisch-kulturelle Phänomene überhaupt ermöglichen: Darf man im hellenistisch-römischen Kulturkreis von Literatur, von Geschichte sprechen? Wie funktioniert lateinische Literaturgeschichte und – was ist ‚Literatur‘? Welche sind die Verfahren mündlicher und schriftlicher Rede, was ist ein Thema, welches ist der Status literarischer Texte und der sprechenden, schreibenden Instanz? In jüngsten Beiträgen wurde eine Methodik textbezogener Lektüre entwickelt, die die Entdeckung strukturgesetzlicher Eigenheiten der spätrepublikanischen, augusteischen und neronischen Dichtung ermöglicht. In forschungsnahen Vorlesungen zu Epochen, Gattungen und Autoren der römischen Literatur (von den fragmentarischen Anfängen bis zur spätantiken Literaturkritik) wurde das Konzept einer neuartigen Literaturgeschichte entworfen, die als gegen Anachronismen gefeite „Archäologie der Moderne” das Modernitätspotential der antiken literarischen Hinterlassenschaft verstärkt zur Geltung bringt. Der Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Philologie: Lateinische Literaturwissenschaft ist Mitglied der Internationalen Forschergruppe La poésie augustéenne und Vorsitzender der Jury des ersten deutschen Förderpreises für klassischphilologische Theoriebildung (erstmals 2005 vergeben).