Lehrstuhl für griechische und lateinische Sprachwissenschaft
Die gräzistische und latinistische Sprachwissenschaft versteht sich in Heidelberg – wie nahezu überall dort in Deutschland, wo Klassische Philologen mit sprachwissenschaftlichen Interessen tätig sind – als mit der Literaturwissenschaft eng verbundene Teildisziplin der Klassischen Philologie. Sie widmet sich unter systematischen und historischen Gesichtspunkten der formalen Beschreibung von Textkonstituenten aller Art, in erster Linie natürlich – wie in den neuphilologischen Sprachwissenschaften – der Sprache selbst. Darüber hinaus hat sie aus Gründen, die in der Eigenart und Geschichte unseres Faches liegen, weitere Aufgaben: die Erklärung des für die europäischen und viele außereuropäische Sprachwissenschaften bis heute grundlegenden sprachtheoretischen Denkens der Griechen und Römer, das in einem reichen Schrifttum grammatischen, rhetorischen, poetologischen und sprachphilosophischen Zuschnitts hervortritt; daher auch die Beschäftigung mit der Rhetorik als stark formalisiertem, wirkungsmächtigem sprachreflektierenden System; ebenso die Erforschung der prosodisch-metrischen Gesetzmäßigkeiten griechischer und römischer Dichtung (eine Aufgabe, die schon in der Antike der Grammatik zugeordnet wurde und die heutzutage aufgrund ihrer Komplexität nur von sprachwissenschaftlich versierten Philologen bewältigt werden kann). Ferner stellt die gräzistische und latinistische Sprachwissenschaft in Heidelberg mit der Anwendung strukturalistisch geprägter Verfahren der Textanalyse wie der Narratologie einen engen und fruchtbaren Kontakt zur Literaturwissenschaft her. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Editionsphilologie und Textkritik.