Galerie: Wir stellen uns vor
Interview mit Manuel Hellriegel
Joséphine Jacquier: Ja, lieber Herr Hellriegel, schön, dass Sie die Zeit gefunden haben für ein kleines Interview, das denjenigen, die sich für unseren Masterstudiengang Klassische und Moderne Literaturwissenschaft interessieren, ein wenig zeigen soll, was wir eigentlich so machen. Vielleicht stellen Sie sich kurz vor und sagen uns, welche Schwerpunktfächer Sie in der Klassischen und Modernen Literaturwissenschaft gewählt haben.
Manuel Hellriegel: Guten Morgen. Mein Name ist Manuel Hellriegel, meine Schwerpunktfächer sind Latein und Spanisch und mein Ergänzungsfach ist Mittellatein.
Joséphine Jacquier: Warum haben Sie sich für die Heidelberger Komparatistik entschieden? Ich glaube, das ist eine Frage, die potenzielle Studienanfängerinnen und -anfänger sehr interessieren würde.
Manuel Hellriegel: Einerseits bin ich sehr an Sprachen interessiert und dieser Studiengang hat es mir erlaubt, die Altphilologie mit der Neuphilologie zu verbinden. Andererseits kannte ich das Seminar für Klassische Philologie durch mein Erststudium bereits sehr gut und habe es zu schätzen gelernt. Weiterhin hat mich die Heidelberger Komparatistik dahingehend überzeugt, dass mit Latein als Schwerpunktfach ein in dieser Hinsicht deutschlandweit einzigartiger Studiengang angeboten wird.
Joséphine Jacquier: Ja, danke schön, Herr Hellriegel! Und warum sollten es genau diese Fächer sein?
Manuel Hellriegel: Es stand für mich fest, dass es auf jeden Fall eine Sprache aus dem Bereich der Altphilologie und eine Sprache aus dem Bereich der Neuphilologie sein sollte. Die Entscheidung für Latein ist sehr schnell gefallen und Spanisch habe ich ausgewählt, weil es diejenige neuphilologische Sprache ist, deren Literatur mich am meisten interessiert und mit der ich mich in der Vergangenheit auch am meisten beschäftigt habe.
Joséphine Jacquier: Herr Hellriegel, gibt es in Ihrem bisherigen Studienleben einen Moment, in dem Sie sich gesagt haben: Wow, darüber habe ich bisher noch nie nachgedacht. Also, sozusagen ein intellektuelles Sahnehäubchen, ein Moment des „Jetzt-weiß-ich-warum-ich-das-alles-mache“?
Manuel Hellriegel: Ich denke da an die Sommerschule zurück, in der wir Ovids Metamorphosen mit Eliots Waste Land verglichen haben. Ich fand es erstaunlich, wie man Motive aus der Klassik in die Neuzeit übertragen und diese im neuen Gewand sehen konnte. Gerade das zu analysieren hat mich sehr interessiert und sehr beeindruckt.
Joséphine Jacquier: Vielen Dank, das sind ja auch zwei wirklich tolle Texte, die Sie da untersucht haben. Herr Hellriegel, verraten Sie uns, welche Hausarbeit für Sie persönlich am prägendsten war und vielleicht können Sie uns auch sagen warum?
Manuel Hellriegel: Das war zufälligerweise die Hausarbeit zu diesem Seminar. In dieser Arbeit habe ich versucht, das Motiv der Glossektomie im Philomela-Mythos und im Romanushymnus miteinander zu vergleichen. Diese Hausarbeit hat mich vor allem aus einem Grund geprägt: Der Philomela-Mythos war ein Mythos, mit dem ich mich in meiner bisherigen Studienzeit nicht eingehend auseinandergesetzt hatte. Als ich mich jedoch mit der Literatur für diese Hausarbeit beschäftigte, habe ich erkannt, dass es einerseits Arbeiten zu dem Glossektomiemotiv bei Ovid und andererseits zum Romanushymnus gibt, aber dass bisher anscheinend noch kein Vergleich angestellt wurde. Vor allem das Gefühl, dass man der erste sein könnte, der das untersucht, hat mir sehr gefallen.
Joséphine Jacquier: Danke schön, Herr Hellriegel. Vielleicht sagen Sie unseren Zuhörern noch, was eine Glossektomie ist? Ich glaube, das müsste man vielleicht kurz erklären…
Manuel Hellriegel: Hierbei handelt es sich um einen Zungenschnitt.
Joséphine Jacquier: Gut, also wir beschäftigen uns auch mit kruden Mythen [lacht], die dann immer zu einem prägenden Moment in der eigenen Biographie werden. Nächste Frage: Wir haben ja jetzt seit einigen Wochen auf unserer Homepage eine Sektion, die „Mon texte à moi“, also MEIN TEXT heißt. Die Idee dahinter war, dass die Studierenden der Komparatistik einen Text vorstellen, der Ihnen sehr viel bedeutet. Welcher Text, Herr Hellriegel, bedeutet Ihnen nicht nur viel, sondern, jetzt ganz pathetisch, ALLES 😊?
Manuel Hellriegel: Das ist für mich der Text, den ich nächste Woche mitbringen werde.
Joséphine Jacquier: Wow, okay, die Spannung steigt, ja super, nein, nein, nicht verraten, nicht verraten, Herr Hellriegel, das ist sehr schön, da freuen wir uns schon sehr darauf. Zur nächsten Frage: Welche Antwort geben Sie besorgten Familienmitgliedern, wenn diese sich nach Ihren Berufswünschen erkundigen?
Manuel Hellriegel: In meinem Fall war es sicherlich etwas einfacher, meine Entscheidung für diesen Studiengang zu begründen, da die Lehre aufgrund meines Erststudiums sowieso im Mittelpunkt stand. Ich habe Mathematik und Latein mit dem Abschlussziel Staatsexamen studiert. Besorgten Familienmitgliedern gegenüber habe ich lediglich ausgeführt, dass ich im Laufe des Studiums die Forschung zu schätzen gelernt habe und dass ich deshalb als Berufsziel eine Mischung aus Forschung und Lehre bevorzuge, anstatt 100% Lehre wie ich das aus der Schule kenne.
Joséphine Jacquier: Dankeschön, Herr Hellriegel. Nun ist es ja für die eigene Biographie nicht nur wichtig, was man studiert, sondern auch wo. Und jetzt ein kleines Spiel, vielleicht fällt Ihnen zu jedem Buchstaben in „Heidelberg“ etwas ein, das ihr Leben hier irgendwie einfängt? Oder, wenn das zu lang sein sollte, vielleicht gibt es da ein Lied, das ihr Lebensgefühl hier ganz gut beschreibt? Also nicht das von der Postkarte, die man hier überall kaufen kann, vielleicht gibt es ja auch ein anderes, vielleicht aus den 90ern, die sind ja auch wieder gerade ganz gefragt. Oder wollen Sie lieber die Buchstabenvariante wählen?
Manuel Hellriegel: Hier muss ich leider passen.
Joséphine Jacquier: Okay [lacht], aber würden Sie Heidelberg als Wohnort empfehlen können, fühlen Sie sich wohl?
Manuel Hellriegel: Auf jeden Fall. Heidelberg zeichnet sich durch eine hohe Lebensqualität aus. Es ist diejenige Stadt, um die sich mein komplettes Leben dreht, sei es der Freundeskreis, sei es das Studium, seien es die Sportaktivitäten.
Joséphine Jacquier: Okay, also Sie fühlen sich wohl hier und das ist ja auch das Wichtigste. Jetzt am Ende wäre noch die Gelegenheit, allen zukünftigen Heidelberger Komparatistinnen und Komparatisten etwas zu sagen.
Manuel Hellriegel: Ich hoffe, dass die zukünftigen Komparatisten und Komparatistinnen diesen Studiengang genauso zu schätzen lernen, wie ich das getan habe und wünsche mir, dass sie sich aufgrund der vielen Wahlmöglichkeiten, die ihnen dieser Studiengang bietet, selbst verwirklichen können.
Joséphine Jacquier: Sehr schön, vielen, vielen Dank, Herr Hellriegel, für dieses Interview!