Neuer Masterstudiengang
Aus: FAZ, Bildungswelten, 31. Juli 2014, Nr. 175, S. 6
Literaturwissenschaftler der Universität Heidelberg haben in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg zum Wintersemester 2014/15 einen neuen Masterstudiengang Klassische und Moderne Literaturwissenschaft eingerichtet. Von den herkömmlichen Studiengängen für Komparatistik oder Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft unterscheidet er sich durch die obligatorische Verbindung mindestens eines altsprachlichen Faches (in der Regel Latein) mit mindestens einer modernen Sprache und Literatur. In fächerübergreifenden Vorlesungen, Seminaren und Übungen sollen die großen Linien der hebräisch-jüdischen, griechisch-lateinischen und modernen Literatur- und Kulturentwicklung aufgezeigt werden. Der neue Masterstudiengang erinnert an das Vermächtnis des Philologen Ernst Robert Curtius, der in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Heidelberg wirkte. Sein Hauptwerk "Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter" ist bald nach seinem Erscheinen 1948 zum Fundament einer Konzeption von Philologie geworden, welche die griechisch-römische Antike, die christlich-jüdische Kultur und die Ideenwelt der modernen europäischen Literaturen gleichermaßen im Blick hat. Die leitende Idee, dass sich das moderne Europa nur auf der Grundlage der Erforschung seiner antiken Wurzeln verstehen lasse, habe auch in Zeiten, in denen Globalisierung und Transkulturalität zu bestimmenden Gesichtspunkten der literaturwissenschaftlichen Studien geworden sind, nichts von ihrem Reiz verloren, so die Initiatoren des Studiengangs. Im Gegenteil könne "die Auseinandersetzung mit den prägenden Faktoren einer jahrhundertelangen Traditionsbildung das Bewusstsein für die Eigenart und faszinierende Vielfalt konkurrierender kultureller Ideen und Konzepte schärfen".