Bollack in Heidelberg
Jean Bollack war ein wortmächtiger Mann. Als Klassischer Philologe hat der enge Weggefährte von Peter Szondi und Paul Celan schulbildend gewirkt. Seine Pariser Wohnung war ein Treffpunkt für Generationen von Intellektuellen, die Antike und Moderne zusammendachten. Der Nachlaß des 2012 verstorbenen Gelehrten ging an wissenschaftliche Einrichtungen in den drei Ländern, die Leben und Werk Jean Bollacks geprägt haben: zunächst an das Schweizerische Literaturarchiv in Bern und die Bibliothèque des sciences de l’Antiquité an der Universität Lille. Nach dem Tod seiner Frau Mayotte Bollack, auch sie eine Philologin von Rang, ging die philologische Bibliothek nun an die in Heidelberg angesiedelte „Internationale Koordinationsstelle ‚Theorie der Philologie‘“. Die Schenkung enthält kostbare Ausgaben antiker Klassiker, besonders des Lukrez. Schwerpunkte der gräzistischen Sammlung sind die vorsokratische und klassische Philosophie sowie die attische Tragödie. Die Bücher sollen die schon am Ort vorhandene Bibliothek Werner Hamachers ergänzen und interessierten Nutzern als Grundlage zur Erforschung philologischer Theorie und Praxis dienen.
(vgl. auch: FAZ vom 18. Dezember 2024, Geisteswissenschaften, S. N 3)