Atelier April 2018
Revolution in Menschen und Bildern
Paris erstrahlte im frühlinghaften Glanz als am Mittag des 05. April in den Räumlichkeiten der EHESS am Boulevard Raspail das Atelier begann, das thematisch den Protesten des Jahres 1968 gewidmet war.
Traditionsgemäß war der erste Tag den Masterstudenten (M1) gewidmet, die ihre Projekte präsentierten und im Dialog mit dem Plenum die damit verbundenden Probleme und Fragen diskutierten. Der „Mai 68“, wie in Frankreich die Streiks und Studentenbewegungen genannt werden, begeht dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Am 3. Mai 1968 hatte die Polizei die von Studenten besetzte Universität in Nanterre mit Gewalt geräumt und am 13. Mai riefen die Gewerkschaften zum Generalstreik aus, der am 24. seinen Höhepunkt erreichte als neun bis zehn Millionen Menschen die Arbeit niederlegten. Die Unruhen und Proteste ließen nach Verhandlungen zwischen Gewerkschaften, Studentenvertretern und der Regierung seit Ende Mai schrittweise ab; am 18. Juni hatten als letztes die Arbeiter von Renault die Arbeit wieder aufgenommen. So weit das Ereignis, le „temps court“. Das deutsch-französische Master- und Doktorandenprogramm beging auf seine Art dieses Jubiläum am zweiten Tag des Ateliers.
Diesen eröffnete die Soziologin Julie Pagis (EHESS) mit der Vorstellung ihrer jüngst erschienenen Studie „Mai 68, un pavé dans leurs histoires. Evénement et socialisation“, die den Blick von den großen Figuren der Protestbewegung abwendet und die Lebensläufe der „einfachen Leute“ vor und nach dem Jahr 1968 untersucht und versucht zu systematisieren. Im Anschluss präsentierte Quentin Fondu (EHESS) auf Grundlage seiner laufenden Promotion den Einfluss von 68 auf die Geschichte der Theaterwissenschaften als Disziplin im deutschen-französischen Vergleich.
Die Bildhaftigkeit der „Revolution“ vermittelte am Nachmittag die Ausstellung „Images en lutte. La culture visuelle de l’extrême-gauche en France (1968-1974)“ im Musée des Beaux-Arts, das Protestplakate und visuelle Erzeugnisse aller Art präsentierte, die im Zuge des Jahres 1968 entstanden. Bevor sich die Gruppe zum gemeinsamen Abendessen am Ufer der Seine traf, fand am späten Nachmittag noch ein thematischer Austausch über die Eindrücke der Vorträge und des Ausstellungsbesuches statt.
Zu guter Letzt stellten am Samstagvormittag die Doktoranden Theo Müller und Florian Pfeiffer den Stand ihrer Promotionsprojekte vor, bevor sich die Gruppe nach einem letzten Austausch über organisatorische und studienrelevante Fragen von einander verabschiedete.