Atelier Dezember 2023

Glanz und Gloria: das Heidelberger Atelier auf den Spuren des Deutsch-Französischen Masterprogramms

Ein Beitrag von Anna Scherer, erstes Promotionsjahr Deutsch-Französisches Doktoratsstudium

Das Winteratelier des Deutsch-Französischen Master- und Doktorandenprogramms der Universität Heidelberg und der EHESS Paris vom 7. Dezember bis zum 9. Dezember 2023 stand ganz im Zeichen des 15-jährigen Jubiläums des Studiengangs. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von beiden Seiten des Rheins erwartete ein abwechslungsreiches Programm vom luxuriösen Leben im Schloss bis hin zum gefährlichen Alltag auf dem Schlachtfeld. Ein Rückblick auf drei feierliche Tage.

 

 

Von der Weimarer Republik bis zur DDR: Die Forschungsprojekte der Studierenden

Die Studierenden und Doktoranden entführten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms dieses Mal auf eine spannende Zeitreise vom 17. bis in das 20. Jahrhundert, so abwechslungsreich waren die Forschungsprojekte: Roberto Berardinelli präsentierte ein faszinierendes Kapitel seiner Doktorarbeit über einen italienischen Diplomaten in Frankreich: „Giustiniano Priandi (1590–1674), ein Diplomat als Kriegstreiber?“. Die Doktorandin Anna Scherer ließ die Teilnehmer in die Welt des sächsischen Administrators und Enkels von August dem Starken Franz Xaver von Sachsen (1730–1806) am Dresdner und Versailler Hof eintauchen. Die Masterstudentin Henrike Scharff widmete sich dem Thema „Heiratsschwindlerinnen und Betrügerinnen – Diskurse über Hochstaplerinnen in der Weimarer Republik“. Der Doktorand Franck Schmidt wiederum stellte mit dem Freundschaftsverein „Echanges franco-allemands“ ein fesselndes Kapitel der DDR-Geschichte des Zeitraums 1958 bis 1991 vor. Früchtetragende Diskussionen folgten auf die Referate: Wie können die Studentinnen und Studenten ihre Themen zeitlich eingrenzen? Auf welche Konzepte aus anderen Disziplinen können sie in ihren Arbeiten zurückgreifen? Welche weiteren inhaltlichen Schwerpunkte sind bei ihren Projekten möglich? Welche Quellen könnten für ihre Forschungsarbeiten von großem Interesse sein?

 

Krieg und Frieden: Von Schlössern und Schlachtfeldern

Getreu dem Thema „Angriffs- und Verteidigungskriege“, das die Studierenden aus Heidelberg und die Programmkoordinatoren aus Deutschland zusammen für das Winteratelier gewählt hatten, gestaltete sich das Programm außerhalb der Referate.

Der Höhepunkt war die gemeinsame Exkursion nach Rastatt. Zuerst stand eine Führung durch das Wehrgeschichtliche Museum im Barockschloss Rastatt auf dem Programm. Der Museumsführer entfaltete den Besucherinnen und Besuchern ein eindrucksvolles Bild des gefährlichen Alltags der Soldaten im Krieg vom 17. bis in das 20. Jahrhundert. Die Ausrüstung, die Kleidung und der Gebrauch der Waffen erfuhr seit dem 17. Jahrhundert einen bedeutenden Wandel, den der Museumsführer anhand der Ausstellungsstücke – Kanonen, Textilien, Gemälde, Gewehren und Briefen – näherbrachte. Auch wenn die Soldaten während des Krieges Wind und Wetter ausgesetzt waren, bemühten sich die Mediziner um eine erstklassige Versorgung der Verwundeten mit den Mitteln, die ihnen damals zur Verfügung standen. So seien Medikamente, deren Wirkung dem heute weitverbreiteten Antibiotika gleichkommen, bereits seit dem Mittelalter bekannt.

Danach erwartete die Studierenden eine fesselnde Führung durch das prächtige Schloss von Rastatt, ein Barockschloss par excellence. Wie der Museumsführer erklärte, wurde die Residenz zwischen 1698 und 1705 nach dem französischen Vorbild des Schlosses Versailles errichtet. Bis heute bildet die Residenz das älteste Barockschloss am Oberrhein, das vollständig erhalten geblieben ist. Der Schlossherr Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655–1707) ist unter dem Namen „Türkenlouis“ – in Erinnerung an seine Siege in den Kriegen gegen die Osmanen – in die Geschichte eingegangen. Der Museumsführer nahm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ateliers mit in die faszinierende Welt der höfischen Repräsentation, des Alltags des Schlossherrn und seiner Familie und der Unterhaltungen am Hof. Ein großer Saal im Erdgeschoss des Schlosses diente dem Empfang der Gäste in ihren Kutschen. Sie wurden bis in die erste Etage der Residenz geführt, ein prächtiges Treppengelände verbindet das Erdgeschoss mit dem ersten Stockwerk des Schlosses. An der Decke erwartete die Gäste ein eindrucksvolles Gemälde, das den mächtigen Gott Jupiter – in Anspielung an die Macht des Markgrafen – zeigt. In der ersten Etage präsentierte der Museumsführer den Gästen dann den prunkvollen Festsaal mit seinen bewundernswerten Verzierungen, imponierenden Kronleuchtern und beeindruckenden Gemälden der Herrscherfamilie. Das Leben am Hof war nicht nur durch das Zeremoniell, durch Audienzen und politische Verhandlungen gekennzeichnet, sondern auch durch Feste. Verkleidungen waren eine der Lieblingsbeschäftigungen der Frauen am Rastatter Hof.

 

 Von Paris nach Heidelberg: Das Atelier erlebt Europa hautnah

Für den krönenden Abschluss des Winterateliers sorgte die Veranstaltung des Alumnivereins des Studiengangs, HEIPAR e.V., die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten. Zahlreich erschien das Publikum, als der Verein zu einem Vortrag von Prof. i. R. Dr. Gerd Krumeich über „‚Einkreisungen‘: Angriffs- und Verteidigungskriege von Bismarck bis Putin“ lud. Dem Historiker zufolge habe der Begriff der „Einkreisung“ – das heißt die Umschließung eines Landes durch verfeindete Mächte – eine zentrale Rolle im politischen Diskurs vor dem und im Ersten Weltkrieg (1914–1918) gespielt, habe er für das Deutsche Kaiserreich doch die Basis für die Legitimität von Angriffskriegen gebildet.

Schließlich nahm HEIPAR die Studierenden mit auf eine Zeitreise bis zu den Anfängen des Deutsch-Französischen Masterstudienganges. Mitbegründer des Programms und Präsident der EHESS von 2017 bis 2022, Christophe Prochasson, und die ehemalige Studienkoordinatorin des Studienganges von Seiten der EHESS Paris, Franziska Heimburger, begrüßten per Videobotschaft den Hörsaal. Auch der HEIPAR-Vorstand berichtete von den Erinnerungen, Eindrücken und Erlebnissen der Alumni und Dozenten bei der Entstehung des Studiengangs, den ersten Ateliers, den Begegnungen der französischen und deutschen Studierenden und den gemeinsamen Unterrichtseinheiten in Heidelberg und Paris.

 

Ein herzliches Dankeschön

Die Ausrichtung des Ateliers wäre ohne die Mühe von Florian Pfeiffer, Sebastian Schütte und Thomas Maissen nicht möglich gewesen. Ihnen sei für die Organisation und für ihr Engagement herzlich gedankt.

Ein besonderes Dankeschön gilt Sven Externbrink, der bis September 2023 als Vertretung nicht nur die Leitung des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Heidelberg übernahm, sondern auch als Programmbeauftragter des Deutsch-Französischen Masterstudienganges von Seiten der Universität Heidelberg wirkte. Ihm sei für sein tatkräftiges Engagement, seine Arbeit und seine Verbundenheit mit dem „Franco-Allemand“ ganz herzlich gedankt. Als Dankeschön überreichten der HEIPAR-Vorstand und die Mitarbeiter des Lehrstuhls Sven Externbrink ein Geschenk.

 

Impressionen vom Heidelberger Winteratelier

Ein beeindruckendes Deckengemälde erwartet die Teilnehmer im Empfangsbereich des Rastatter Schlosses. Zu Glanzzeiten des Schlosses diente dieser Bereich dem Aufenthalt der Gäste, bevor sie in den prunkvollen Festsaal schreiten durften. Der Festsaal im Schloss versetzt die Teilnehmer in Erstaunen. Impressionen vom prunkvollen Festsaal im Schloss. Der Festsaal ist mit beeindruckenden Gemälden und Verzierungen geschmückt. Die beeindruckenden Deckengemälde blieben den Besuchern keineswegs verborgen. Die beeindruckenden Deckengemälde blieben den Besuchern keineswegs verborgen. Auch Wandteppiche gehörten zur Einrichtung des Schlosses. Auch Wandteppiche gehörten zur Einrichtung des Schlosses. Das Paradezimmer der Schlossherrin. In diesem Zimmer empfing die Markgräfin ihre Gäste. Impressionen von der Außenfassade des Rastatter Schlosses. Die Teilnehmer lassen den ersten Tag des Ateliers in der Alten Gundtei bei Speis und Trank gemütlich ausklingen. Die Teilnehmer nutzen die Kaffeepause für weitere Diskussionen. Studenten, Doktoranden und Dozenten nutzen die Kaffeepause, um sich untereinander auszutauschen. Ein spannender Vortrag über Hochstaplerinnen in der Weimarer Republik erwartet die Teilnehmer. Gespannt lauschen die Teilnehmer den Worten des Referenten über den Diplomaten Giustiniano Priandi. Letzte Vorbereitungen vor dem Referat werden getroffen.
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.04.2024
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