Bereichsbild

Dr. Andreas Büttner - Einblicke in studentische Forschung

„Im Mittelalter waren Frauen doch bloß Gebärmaschinen“

Ein Abgleich der Stellung von Königin und Kaiserin zwischen heutigen und zeitgenössischen Vorstellungen

Das Mittelalter war dunkel, böse und blutig, obendrein fromm und den christlichen Gesetzen und Gebietern unterworfen. Spätestens seit Formaten wie „Game of Thrones“ oder „Die Wanderhure“ ist das allgemein bekannt. Die Rolle von Frauen? Sie heiraten jung, sollen Kinder gebären und dürfen für nächtliche Vergnügungen herhalten, auch gegen ihren Willen, Macht gleich null. Macht gleich null?
Historiker müssen im fachfremden Umfeld oft gegen die dunkle Darstellung des Mittelalters ankämpfen und immer wieder erklären, wie es wirklich war (soweit wir das können). Vor allem in Bezug auf die Rolle, das Ansehen und der Stellung von Frauen, insbesondere von Monarchinnen, scheint das Mittealter in der üblichen Vorstellung besonders rückständig gewesen zu sein – „mittelalterlich“ eben. Das galt nicht nur in der Praxis in Form von Intrigen und geheimen Plänen einzelner Persönlichkeiten – einige Formate könnten sich angesprochen fühlen –, sondern war formal gesellschaftlich anerkannt. Sogar in den so genannten Krönungsordines des Mittelalters, normative Texte über den theoretischen Ablauf einer Krönungszeremonie, wird der Monarchin eine Teilhaberschaft an der Herrschaft zugewiesen und ihre Stellung wird somit rechtlich und politisch der des Monarchen angenähert, was von der Gesellschaft durchaus akzeptiert war. Wer jetzt widersprechen möchte, das ist ja schön und gut, doch die Kirche wird hier nie und nimmer mitgespielt haben, dem sei entgegnet: Kirchliche Würdenträger haben diese Texte, die Ordines, selbst verfasst, und so selbst die Stellung der Königin und Kaiserin in eine politisch wichtige Rolle erhoben. Auf diese Weise steht sie als wörtlich genannte Mitregentin (consors regni) auf der gleichen Ebene wie ihr Mann.

(Julia Kettling)

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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 17.05.2016
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