Dr. Alexander Marx
Anschrift:
Dr. Alexander Marx
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK)
Historisches Seminar
Marstallstraße 6, R 412
69117 Heidelberg
Kontakt:
per E-Mail: alexander.marx@zegk.uni-heidelberg.de
Forschungsinteressen:
- Predigt und Mobilisierung der Kreuzzüge
- Theologisch-exegetische Konzeption der Kreuzzüge
- Predigttexte, Predigtsammlungen, Sermon Studies
- Bibelexegese und Geschichte
- Eschatologie, Apokalyptik und Heilsgeschichte
- Handschriften, unpublizierte Quellenbestände, Manuscript Studies
- Theorie und Methodik (v.a. Diskursanalyse, Narratologie und Raumtheorie)
Akademischer Werdegang
Geboren 1989 in Wien, Abschlüsse der Universität Wien in: BA Geschichte; BA Deutsche Philologie; MA Geschichte mit Schwerpunkt Mittelalter; sowie MA Alte Geschichte
2014-2019
Doktorat der Philosophie, Fachgebiet Geschichte, Universität Wien, Dissertation mit dem Titel "Die Predigt des Dritten Kreuzzuges (1187-92). Religiöse Gewalt im Schatten der Exegese", betreut von Philippe Buc, gegenwärtig in Vorbereitung zur Publikation.
2016-2018
doc-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
2016
Forschungsaufenthalte an der Universität Heidelberg und dem Institute of Historical Research, London
seit 06/2021
Postdoc-Projekt an der Universität Heidelberg (siehe unten)
Publikationen
Constructing and denying the enemy: Cistercian approaches to preaching the Third Crusade (1187-1192). In. Cîteaux - Commentarii cistercienses 70 (2019), pp. 47-68.
The Passio Raginaldi of Peter of Blois: Martyrdom and Eschatology in the Preaching of the Third Crusade. In: Viator. Medieval and Renaissance studies 50/3 (2019), pp. 197-232.
Narrare: Reflexionen über die Anwendung von Erzähltheorie auf das Mittelalter (gemeinsam mit Gerd Micheluzzi und Kristina Kogler). In: Narrare - producere - ordinare. Neue Zugänge zum Mittelalter, ed. Matthias Meyer (Wien 2020), pp. 9-23.
Jerusalem as the Travelling City of God: Henry of Albano and the Preaching of the Third Crusade. In: Crusades 20 (erscheint 2021).
Gegenwärtiges Projekt
FWF Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium [Projektnummer: J 4576], seit 06/2021
“Martin of León (c.1130-1203): A Spanish crusade preacher in the late twelfth century.”
Kooperationspartner Nikolas Jaspert
Abstract
Die Kreuzzüge waren ein außergewöhnliches Phänomen: Tausende Christen reisten in das sogenannte Heilige Land trotz aller Gefahren und Beschwerlichkeiten einer solchen langen Reise. Die Kreuzzugsforschung hat in vielfältiger Weise aufgezeigt, dass Religion die treibende Kraft hinter diesem Phänomen war. Komplementierend dazu war die Predigt ein wesentliches Instrument innerhalb der christlichen Gemeinschaft, um religiöse Inhalte zu vermitteln: Predigten erklärten die Bedeutung von Jerusalem, imaginierten das ferne Heilige Land und schufen Dringlichkeit für solche Reisen. Eine Fokussierung auf Predigten ist daher ein essenzieller, doch lange vernachlässigter Ansatz (mit einigen Ausnahmen), um die Kreuzzüge zu verstehen. Dieses Projekt widmet sich einer spezifischen Fallstudie: der spanische Prediger und Augustiner Chorherr Martin von León (ca. 1130- 1203), tätig im späten zwölften Jahrhundert und selbst ein Reisender in den Osten, wahrscheinlich als Teilnehmer des Dritten Kreuzzuges (1187-92). Ebendiese Unternehmung ist der Fokus des Projekts: Das Jahr 1187 brachte den Verlust von Kreuzreliquie (die man für das Kreuz von der Kreuzigung Christi hielt) und Jerusalem. Diese Ereignisse entfesselten eine enorme Dynamik in ganz Europa, die den Dritten Kreuzzug mobilisierte, sowie auch die Kreuzzugsbewegung der kommenden Jahrzehnte prägen sollte. Martin findet sich inmitten dieser Ereignisse und hat offensichtlich ein ernsthaftes Interesse seine Zuhörer für eine Reise in den Osten zu instruieren. Sein Hagiograph erzählt uns, dass er zu dieser Zeit sogar in Italien war, das Epizentrum, welches den Dritten Kreuzzug lostrat. Martin hat uns eine riesige Predigtsammlung mit mehr als 1300 Seiten hinterlassen; solche Texte waren als Vorlagen für das tatsächliche Predigen gedacht. Diese Sammlung zeigt ein ausgiebiges Interesse an Elementen, die für die Kreuzzüge relevant sind: So etwa Jerusalem oder Heiden (die übliche zeitgenössische Bezeichnung für den muslimischen Gegner). Das Projekt untersucht die Ideen und Vorstellungen, die Martin in diesen Texten entwickelt; dies inkludiert eine Vielfalt an möglichen Kreuzzügen wie etwa die eigene Front der Reconquista oder diverse Anti-Häretiker-Kreuzzüge. Die Analyse von Predigten legt den Fokus auf Exegese und Heilsgeschichte, da solche Texte auf Basis der Bibel konstruiert werden und so Elemente wie Jerusalem mit religiöser Bedeutung versehen. Die Quellengattung der Predigt verstärkt auf diese Weise einen Trend aktueller Forschungen, welche die exegetischen und eschatologischen Fundamente der Kreuzzüge betonen. Diese Fallstudie soll unser Verständnis dessen erhöhen, welche Vorstellungen und Erwartungen Kreuzfahrer antrieben und wie die Kreuzzüge exegetisch geformt wurden. Die Untersuchung von Predigten soll das Verständnis der Mechanismen weiterentwickeln, welche diese Massenbewegungen zu entfesseln vermochten.