Alice Cazzola M.A.
Forschungsvorhaben
Dissertation
„Oltralpe. Max Liebermanns künstlerische und kulturpolitische Beziehungen zu Italien“ (Arbeitstitel)
Betreuer:innen: Prof. Dr. Henry Keazor | Prof. Dr. Meike Hopp (TU Berlin)
Max Liebermann (1847–1935) ist eine Schlüsselfigur des Kunstlebens des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Sein umfangreiches Werk, seine kulturpolitische Tätigkeit und seine internationale Vernetzung prägten die deutschsprachige Kunstszene und bereiteten den Weg mit in die Moderne. Wenngleich Italien spätestens seit Goethes Italienreise (1786–88) ein unumgängliches Reiseziel des deutschsprachigen Bildungsbürgertums war, überquerte Liebermann die Alpen erst im Alter von 31 Jahren. Ein Jahr vor seiner zweiten Reise gestand der 44-jährige Maler: „Die Furcht, in Italien von meinen Arbeiten degoutirt [sic] zu werden, hat mich bis jetzt von dem Lande der Kunst par excellence ferngehalten.“ (Max Liebermann, Brief an Richard Graul, 01.07.1892)
Während Liebermanns Auseinandersetzung mit Frankreich und seinem niederländischen „Adoptivvaterland“ umfassend erforscht ist, scheint die zunehmende Bedeutung, die Italien als traditionsreiches Land der Künste für den Künstler gewann, im Forschungsdiskurs bis dato übersehen worden zu sein. Entgegen Liebermanns Aussage, das Belpaese sei „zu pittoresk“ (Max Liebermann: Jozef Israëls, Berlin 1901, S. 24) sowie der beinahe gänzlichen Auslassung seiner Beziehungen zu Italien in den zeitgenössischen Biografien, zeigt ein differenzierter Blick auf Liebermanns Schriften, dass sein Verhältnis zu Italien keinesfalls als ausschließlich ablehnend bezeichnet werden kann. Vielmehr hatten seine Italienaufenthalte und sein dortiger Erfolg beachtliche Auswirkungen auf seine Karriere und sein Werk: Liebermann unternahm mindestens sechs Italienreisen, trat hier mit Akteur*innen der Kulturlandschaft in Kontakt, stellte seine Werke regelmäßig dort aus und fertigte zahlreiche Studien, die er auch als Gemälde und Druckgrafik ausarbeitete. Dieser Ambivalenz zwischen der Abgrenzung von und gleichzeitiger Verbundenheit mit Italien widmet sich das Dissertationsprojekt.