Jasmin Söhner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin,
Forschungsstelle für Geschichte und Kultur der Deutschen in Russland
Raum 311
Tel. 06221 - 54 2473
Email: jasmin.soehner@zegk.uni-heidelberg.de
Sprechstunde: nach Vereinbarung per Email.
Dissertationsprojekt (abgeschlossen Januar 2023):
Politisierung und Praxis der deutsch-sowjetischen Justizkooperation im Kalten Krieg
In der Bundesrepublik Deutschland wurden bis heute etwa 200 Personen verurteilt, denen eine Beteiligung an nationalsozialistischen Gewaltverbrechen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion nachgewiesen werden konnte; gegen weitaus mehr Personen wurde von Seiten der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg und anderer Staatsanwaltschaften ermittelt. Dass die Sowjetunion hierbei mit der BRD zum Teil äußerst erfolgreich kooperierte, ist weitgehend unbekannt.
In diesem Promotionsprojekt soll die transnationale Beziehungsgeschichte der strafrechtlichen Ermittlungen von NS- und Kriegsverbrechen am Beispiel der deutsch-sowjetischen Justizkooperation in den 1960er und 1970er Jahren behandelt werden. Dieser transnationale Kommunikationsprozess soll auf wechselseitige Transfers und (kulturelle) Missverständnisse und Fehleinschätzungen untersucht, sowie die Politisierung der Zusammenarbeit in Zeiten des Kalten Krieges herausgearbeitet werden.
Auf der Makroebene untersuche ich die Bedingungen und Phasen der deutsch-sowjetischen Justizzusammenarbeit, die bisher insbesondere vor dem Hintergrund einer mangelnden sowjetischen Kooperationsbereitschaft betrachtet wurden. Hier soll die Vielzahl der Akteure und deren unterschiedliche Interessen in die Analyse einbezogen werden.
Der zweite Teil dieses Promotionsprojekts befasst sich mit der konkreten Praxis der bundesdeutschen Ermittlungsarbeit. Die Logik und die Mentalitäten der bundesdeutschen Ermittler (u.a. die Erwartungen und Erfahrungen mit der Sowjetunion, den sowjetischen Zeugen und Ermittlern) werden analysiert, insbesondere die Übergänge zwischen strafprozessualen Verfahrensstufen. Im Hinblick auf die Stellung des sowjetischen Beweismaterials möchte ich die Konfrontation der Selbstdarstellung der Täter und deren Tatdarstellung mit den sowjetischen Zeugenaussagen untersuchen. Hierbei lege ich einen Schwerpunkt auf die 21 Strafprozesse, in denen bundesdeutsche Staatsanwälte und Richter Zeugen in der Sowjetunion vernahmen und/oder sowjetische Zeugen vor Gerichten in der BRD auftraten.
Die sowjetische Motivation und Perspektive auf die Justizzusammenarbeit soll anhand zweier Untersuchungsschritte nachvollzogen werden: einer vergleichenden Analyse der Materialien der sowjetischen Ermittlungen der Kriegs- bzw. frühen Nachkriegszeit mit den Ermittlungen ab den 1960er Jahren sowie einem Abgleich des an die BRD übersandten Beweismaterials mit den Dokumenten, die an die DDR zusätzlich übermittelt wurden.
Forschungsschwerpunkte:
- Russische und sowjetische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
- Quellenkritik zu Holocaust- und Besatzungsforschung in Osteuropa
- Sowjetische Ermittlungen zu NS-Verbrechen
- Aufarbeitung von NS-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland
- Ukrainisch-jüdische Geschichte
Curriculum Vitae:
Geb. 1986 in Heilbronn
2005 Hohenlohe Gymnasium Öhringen Abitur
10/2006 – 05/2010 Universität Passau Bachelor „Staatswissenschaften“
10/2010 – 09/2012 Universität Heidelberg/EHESS Paris deutsch-französischer Master in Geschichtswissenschaften, Schwerpunkt Osteuropäische Geschichte
Seit 05/2013 Doktorandin bei Frau Prof. Dr. Tanja Penter, Arbeitstitel Promotionsprojekt: „Deutsch-Sowjetische Justizkooperation im Kalten Krieg“
01/2014-31/2016 Promotionsstipendiatin der Evangelischen Studienstiftung Villigst e.V.
Seit 04/2017 Akademische Mitarbeiterin an der Professur für Osteuropäische Geschichte
01/2023 Abschluss der Promotion