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Forschungsvorhaben
Gemeinschaftsbauten als „gemeinsames Bauerbe“. Siebenbürgisch-sächsische Schul-, Pfarr- und Gemeinde-
häuser um 1900 und nach der Auswanderung
(gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur- und Medien, Laufzeit 8/2016–11/2017)
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der gemeinschaftsstiftenden Rolle von Architektur in den heterogenen Milieus des östlichen Europa im langen 19. Jahrhundert und untersucht den Status und die Wahrnehmung solcher Bauten nach den Bevölkerungsverschiebungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, welche die Auflösung der Gemeinschaft, für die die Bauwerke ursprünglich bestimmt waren, bewirkten.
Untersuchungsgegenstand sind Schul-, Pfarr- und Gemeindehäuser, die von evangelischen Stadt- und Landgemeinden der deutschsprachigen Sachsen in Siebenbürgen errichtet wurden. Infolge von Enteignungen im kommunistischen Rumänien und der Auswanderung eines Großteils der Sachsen in die BRD nach 1989 wurden viele dieser Bauten neuen Bestimmungen zugeführt oder sind durch Leerstand und Verfall bedroht.
Im Rahmen des Projekts soll die gegenwärtige Nutzung solcher Bauten durch die örtliche, heute überwiegend aus meist orthodoxen Rumänen und Roma gebildete Bevölkerung ebenso in den Blick genommen werden, wie der Umgang der staatlichen rumänischen Denkmalpflege mit diesem architektonischen Erbe. Ein besonderes Augenmerk gilt Kulturguterfassungskampagnen, die in den 1990er Jahren auf sächsische Initiative und mit bundesdeutscher Finanzierung von Experten aus Deutschland und Rumänien in den ehemals sächsischen Siedlungen durchgeführt wurden, ihren Intentionen und Auswirkungen.
Die Freilegung der ursprünglichen gesellschaftlichen Bedeutungsdimensionen der (ehemaligen) Gemeinschaftsbauten ist notwendige wissenschaftliche Grundlage für einen erneuten Dialog über die Erhaltung eines schrumpfenden Baubestands, der das Potential besitzt, zum „gemeinsamen Bauerbe“ der unterschiedlichen Akteure und Bestandteil ihrer jeweiligen Erinnerungskultur zu werden.
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