Streaming ist mittlerweile sehr weit verbreitet. Das überwältigende Angebot an teilweise sehr sehenswerten Serien führt teilweise dazu, dass Leute sich eine Serie innerhalb weniger Tage komplett anschauen. Dieses Phänomen („Binge-Watching“) ist auch in China nicht ausgeblieben. In China wird das Phänomen ebenfalls durch ein eigenes Wort ausgedrückt: shuangju 爽剧. Das wohl bekannteste dieser shuangju, von dem einige hier eventuell auch schon gehört haben, ist Story of Yanxi Palace (延禧攻略 Yanxi gonglüe). Täglich folgten (und folgen) Millionen von Zuschauern den Intrigen am Hofe des Palastes. Sixth Tone sieht den Grund dafür in einer für Palastdramen sehr innovativen Story und in der Tatsache, dass viele Zuschauer die Szenen aus der Geschichte, obwohl sie am Hofe des Kaiserpalastes im achtzehnten Jahrhundert spielt, auf ihr eigenes Leben übertragen können. Wer jetzt neugierig auf Story of Yanxi Palace geworden ist, kann ja mal einen Blick auf den Trailer werfen. Wer weiß, vielleicht werden einige hier auch ein paar lange Wochenenden mit dem Schauen der Serie verbringen?

Durch das Internet hat heutzutage praktisch jeder die Möglichkeit, seine Meinung zu bestimmten Dingen kundzutun. Das freut Hu Xijin 胡锡进, Chefredakteur der Global Times, der das nur allzu gerne macht. Eines der letzten „Opfer“ seiner Kritik war der renommierte Regisseur Jia Zhangke 贾樟柯. Hu beschwerte sich über Jia‘s neuesten Film Ash is Purest White (江湖儿女 Jianghu Ernü). Seiner Meinung nach sei der Film voller „negativer Energie“ (负能量) und er fühlte sich unwohl, als er ihn sah. Außerdem verglich er Leute, die sich zu negativer Energie hingezogen fühlen (etwa auch Fans von Horrorfilmen), mit Leuten, die etwa von Opium abhängig sind. Chinesische Filmemacher sollten sich mehr an Hollywood und Bollywood orientieren und Filme machen, die „normale Ansichten“ von Gut und Böse haben. Jia konnte diesen Kommentar nicht einfach auf sich sitzen lassen und konterte mit einer detaillierten Antwort, in der er auf die Punkte Hus einging. Sein wichtigster Punkt ist wohl die Rolle der „Wahrheit.“ Für Jia ist sie die höchste Form aller positiven Energie und man sollte sich nicht von ihr verstecken. Die anderen Punkt kontert er in ähnlicher Weise, einen Link mit dem ganzen Text (übersetzt) findet ihr unten. Im starken Kontrast zu Hus Kritik konnte Ash is Purest White professionelle Kritiker durchaus überzeugen. Jia konnte mit seiner Antwort auch die Unterstützung vieler Netizens gewinnen. Am Ende hat sich Hu wohl geschlagen gegeben: Er löschte den originalen Kommentar und veröffentlichte eine Entschuldigung, oder zumindest eine Erklärung. Ihr könnt euch die einzelnen Beiträge ja mal durchlesen. Ich würde es empfehlen, besonders Jias Antwort ist teilweise recht humorvoll und dadurch äußerst lesenswert! (Die chinesischen Originale findet ihr hier)

++++ NEWS ++++ Auf dem Busan International Film Festival wurden Pläne, ein Asian Film Center aufzubauen, bekanntgegeben ++++ Neuerwerbungen: Es gibt unter anderem Have a Nice Day(好極了 Hao ji le), der bei den Golden Horse Awards letztes Jahr zum besten Animationsfilm gekührt wurde, und Angels Wear White (嘉年華 Jia nian hua), der ebenfalls mehrfach ausgezeichnet ist. Wer sich außerdem schon immer Matt Damons Exkurs in China in der Form von The Great Wall anschauen wollte, kann dies jetzt tun ++++