Newsletter Juli 2010 Nr. 44
INHALT
中国欢迎你们 – Willkommen in China!
Auch in diesem Jahr lockte der Aktionstag „Lebendiger Neckar“ der Stadt Heidelberg die Besucher mit zahlreichen Attraktionen. Zum bereits zweiten Mal beteiligte sich SHAN am China-Dorf, welches, von der China-Initiative Heidelberg organisiert, allen Heidelberger Vereinen mit China-Bezug eine Plattform bietet.
Zwischen den Kulturen vermitteln - Interview mit Dr. Sabine Hieronymus
Sabine Hieronymus studierte von 1981-1990 Sinologie in Heidelberg und arbeitet seit sechs Jahren als interkulturelle Trainerin, vor allem für die Heidelberger Firma SinaLingua. Als Vorstandsmitglied der China-Initiative Heidelberg e.V. ist sie für die Planung und Umsetzung verschiedenster Projekte zuständig und Hauptverantwortliche für das Chinesische Dorf, welches die China-Initiative seit 2007 jährlich am Aktionstag „Lebendiger Neckar“ organisiert. SHAN traf sie zum Gespräch über ihre Vereinsarbeit und über das diesjährige Chinesische Dorf.
Asientage - SinaLingua - Interview mit Geschäftsführerin Frau Zuhui Mao
Am 18. Juni 2010 feierte die Heidelberger Firma SinaLingua e.K. im SRH Seminarzentrum ihr zehntes Jubiläum. Seit zehn Jahren bietet das Unternehmen Sprachkurse und interkulturelles Training für deutsche Firmen an, die wirtschaftlich in ostasiatische sowie süd- und südostasiatische Länder expandieren. In diesem Jahr wurde SinaLingua als offizielle Trainingsinstitution für die World Expo in Shanghai ausgewählt und war zuständig für das interkulturelle Training der Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern.
Von Westeuropa nach Ostasien: "Spanienärzte" in China
Als - vor etwa sieben Jahrzehnten - der Spanische Bürgerkrieg zu Ende ging und der Zweite Weltkrieg begann, konnten oder wollten viele mitteleuropäische Linke nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Für einige ergab sich überraschenderweise die Gelegenheit, am antijapanischen Krieg in China teilzunehmen.
Sonne, Sekt und strahlende Gesichter
Am Mittwoch, den 30. Juni fand in den Räumen des Instituts für Sinologie die dritte Absolventenfeier von SHAN statt. Bei sommerlich heißen Temperaturen fanden sich acht Absolventen der Sinologie und ihre Begleitungen ein, um mit den Professoren und SHAN noch einmal in festlichem Rahmen ihren erfolgreichen Studienabschluss zu feiern.
„Lasst die Welt China verstehen, und China in die Welt ziehen“ - Ein Vortrag von Marcus Hernig über Shanghai im Expo-Jahr 2010
In den letzten Jahren stand China durch die Ausrichtung großer, anerkannter Veranstaltungen, wie der Frauen Fußball Weltmeisterschaft 2006 und den Olympischen Spielen 2008 immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Nun rückt die Expo 2010 in Shanghai in den Mitelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch wohin entwickelt sich diese große Metropole Chinas? Marcus Hernig ging dieser Frage in seinem Vortrag nach.
Geschenkt: Nordkoreas Fanblock und ein dritter Torwart
Aus sportlicher Perspektive war der Auftritt Nordkoreas bei der Fussball Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika nicht sehr erfolgreich. Mit 12 Gegentoren, mehr Tore als alle anderen Mannschaften in der Vorrunde kassierten, schied das Team von Trainer Kim Jong-hun sang und klanglos aus dem Turnier aus. Unser Beitrag gibt Einblicke, die über die bloße sportliche Leistung hinaus gehen.
Von Mitteleuropa ins Reich der Mitte: Jaroslav Prusek (1906-1980)
Vor dreißig Jahren starb der bekannte tschechische Sinologe Jaroslav Prusek in seiner Heimatstadt Prag. Vor knapp achtzig Jahren unternahm er - nach seinem Studium in Prag, Göteborg, Halle and Leipzig - eine China-Reise und schrieb darüber ein umfangreiches Buch, das vor wenigen Jahren in einer englischen Fassung erschien.
中国欢迎你们 – Willkommen in China!
Auch in diesem Jahr lockte der Aktionstag „Lebendiger Neckar“ der Stadt Heidelberg die Besucher mit zahlreichen Attraktionen. Zum bereits zweiten Mal beteiligte sich SHAN am China-Dorf, welches, von der China-Initiative Heidelberg organisiert, allen Heidelberger Vereinen mit China-Bezug eine Plattform bietet. Die China-Initiative Heidelberg e.V. hat sich die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Chinesen und Deutschen zur Aufgabe gemacht, und so konnte man sich zwischen den Ständen mit traditioneller Tee-Zeremonie, Go- und Majiang-Spielen und Tuschemalerei ein bisschen in das Land der Mitte versetzt fühlen. Überall sah man begeisterte Besucher, die sich mit großem Interesse an den angebotenen Aktionen beteiligten. Im Zentrum des Dorfes war ein großer Platz angelegt, auf welchem rund um die Uhr ein vielfältiges Programm mit Taijiquan, einer Präsentation chinesischer Kleidung, einem Go-Showturnier, einer Lesestunde und einem Kalligraphie-Workshop des Konfuzius-Instituts, geboten wurde. Die Grundidee war ein Kulturprogramm zum Mitmachen anzubieten, ähnlich wie in einem chinesischen Park, was bei Groß und Klein gut ankam.
Auch der SHAN-Stand, an dem den Besuchern ihre chinesischen Namen aufgeschrieben bekamen und Scherenschnitte angeboten wurden, zog sehr viele Leute an. Fasziniert beobachteten die Besucher wie aus den Buchstaben ihrer Namen mehrere chinesische Schriftzeichen wurden. Die Bedeutungen der Schriftzeichen, welche die SHAN-Helfer für die Umschrift der Namen wählten, lösten Freude aus und sorgten teilweise sogar für Diskussionsbedarf. Nicht selten erschien den Teilnehmern die phonetische Übersetzung seltsam, sie verstanden aber, dass es bestimmte Silben im Chinesischen einfach nicht gibt und man daher bei der Übersetzung von Namen ein bisschen improvisieren muss. Die Scherenschnitte kamen vor allem bei den jüngeren Besuchern gut an. Zu sehen wie aus einem Stück Papier mit nur wenigen Schnitten ein Schmetterling oder ein Tigerkopf entsteht, ließ aber nicht nur Kinderherzen höher schlagen, sondern weckte auch bei so manchem Erwachsenen den Ehrgeiz es selber einmal auszuprobieren. Auch Kaja Müller-Wang und Thomas Wang nutzten die Gelegenhait und präsentierten am SHAN-Stand die Puppen ihres Budaixi-Puppen-Theaters. Die filigranen, farbenprächtigen Puppen zogen große und kleine Zuschauer sofort in ihren Bann.
Am Stand von Zhang Zhenran konnte das Publikum durch Erklärung und Demonstration des Künstlers einen Einblick in die chinesische Kalligraphie sowie Steinabreibung gewinnen. Darüber hinaus brachte Li Haibin, Kunstpädagoge, Künstler und Mitarbeiter des Konfuzius-Instituts, den Besuchern in einem Workshop die Grundzüge der chinesischen Kalligraphie näher. Mit viel Geduld und Verständnis erklärte er Linienführung und Pinselstriche sowie den Aufbau einiger chinesischer Schriftzeichen, um die Teilnehmer anschließend tatkräftig bei ihren eigenen Versuchen zu unterstützen. Für alle, die bald eine Reise in das Land der Mitte geplant haben, bot das Konfuzius-Institut einen Chinesisch-Crash-Kurs an mit dem Schwerpunkt „Wie bestelle ich in einem chinesischen Restaurant“. Um 16 Uhr las Heidi Marweg umringt von einer gebannten Kinderschar aus dem Buch „Der Tigerprinz“ des, in diesem Jahr mit dem Buchpreis des Heidelberger Buchladens „Leander“ ausgezeichneten, Autoren Chen Jianghong. Auch für musikalische Untermalung war gesorgt: Wolfgang Wendel verzauberte die Besucher mit seiner Dizi. Gut besucht war auch der Stand der Akademie für Integrative Medizin, welche ausführliches Informationsmaterial über die Inhalte der klassischen chinesischen Medizin und ein Preisausschreiben mit attraktiven Gewinnen anbot. Direkt daneben informierte die Heilpraxis Dr. med. Hua Zou über ihre Behandlungsmethoden und Therapien sowie die von der Praxis angebotenen Qi-Gong-Übungskurse und Seminare. Für Interessierte führte Frau Dr. Zou sogar kostenlose Zungen- und Pulsdiagnosen durch.
Glücklicherweise spielte das Wetter die ganze Zeit mit: Obwohl Regen vorhergesagt war, blieb es trocken, wenn auch ein wenig windig. Die Organisatorin Sabine Hieronymus meinte dazu lachend, dass ihr erster Wunsch am Wunschbaum gleich morgens, der für gutes Wetter gewesen sei.
Katja Modis
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Zwischen den Kulturen vermitteln - Interview mit Dr. Sabine Hieronymus
Sabine Hieronymus studierte von 1981-1990 Sinologie in Heidelberg und arbeitet seit sechs Jahren als interkulturelle Trainerin, vor allem für die Heidelberger Firma SinaLingua. Als Vorstandsmitglied der China-Initiative Heidelberg e.V. (http://www.china-initiative.de/) ist sie für die Planung und Umsetzung verschiedenster Projekte zuständig und ist Hauptverantwortliche für das Chinesische Dorf, welches die China-Initiative seit 2007 jährlich am Aktionstag „Lebendiger Neckar“ organisiert. SHAN traf sie zum Gespräch über ihre Vereinsarbeit und über das diesjährige Chinesische Dorf.
SHAN: Sabine, du bist ehrenamtlich sehr aktiv, nicht nur bei der China-Initiative sondern auch bei SHAN. Wie bist du dazu gekommen?
SH: Schon nach dem Studium wollte ich immer etwas machen, das mit der Organisation kultureller Events zu tun hat. 2006, im gleichen Jahr, in dem auch SHAN seinen Anfang nahm, traf ich in China unsere jetzige Vorsitzende Dr. Elisabeth Bach, die früher Vorsitzende des GDCF (Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft) in Heidelberg war, und wir unterhielten uns darüber, dass es im Raum Heidelberg viel mehr kulturelle Veranstaltungen mit China-Bezug geben sollte – mit einem Verein als Träger. Zurück in Heidelberg entstand dann schnell der Kontakt mit anderen, die unabhängig von uns zu dem gleichen Schluss gekommen waren und zusammen riefen wir die China-Initiative ins Leben. Fast zeitgleich wurde SHAN gegründet und ich wurde dann auch gleich noch dort Mitglied. Mein ganzes Leben lang hatte ich vermieden, einem Verein beizutreten und innerhalb eines Jahres wurde ich dann Mitglied in gleich zwei Vereinen.
SHAN: Und welche Ideen standen hinter dieser Vereinsgründung?
SH: Grundsätzlich bestand die Idee darin, Informationsveranstaltungen zu China anzubieten, also zu Kultur, Land- u. Leuten, Wirtschaft und Politik, Konzerte und Ausstellungen zu organisieren, aber auch über gemeinsame Aktivitäten zu versuchen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Chinesen und Deutschen hier im Raum Heidelberg konkret zu fördern.
SHAN: Was war euer bisher größtes Projekt?
SH: Schwere Frage - also auf jeden Fall rangiert hier das Chinesische Dorf recht weit vorne.: Das erweist sich immer als recht große Sache, zum einen weil wir hier mit vielen verschiedenen Vereinen und Institutionen zusammenarbeiten– wie mit SHAN zum Beispiel, oder dem Konfuzius-Institut, oder dem Verein chinesischer Wissenschaftler und Studenten, andererseits haben wir mit dem Dorf auch das größte Publikum.. Darüber hinaus haben wir aber auch etliche Vorträge, Diskussionsrunden und Lesungen organisiert, z.B. eine Podiumsdiskussion zum Thema „China und die Umwelt“, die John-Rabe-Matinee oder die Lesung mit Marcus Hernig im letzten Jahr. Und natürlich viele kleinere Vorträge und immer wieder „Social Events“ am Chinesischen Frühlingsfest, am Mondfest usw.
SHAN: Seit wann gibt es das Chinesische Dorf schon, welche Ideen stehen dahinter und wie lange seid ihr damit schon beim „Lebendigen Neckar“ dabei?
SH: 2007 haben wir am Tag des „Lebendigen Neckars“, allerdings nicht in den Aktionstag eingebunden, ein Drachenbootfest mit verschiedenen Info-Ständen zur chinesischen Kultur im Garten des Völkerkundemuseums veranstaltet: Die Resonanz war toll und es war klar, dass wir das gerne wiederholen wollten. Wir kontaktierten 2008 die Organisatoren des „Lebendigen Neckars“ und wurden mit offenen Armen empfangen. Plötzlich hatten wir einen der schönsten Plätze auf der Neckarwiese, nah am Wasser und sehr viel Platz. Und so ergab sich die Form: Das Dorf sollte etwas Rundes und für sich wirkendes sein –da mogelte sich bestimmt heimlich das Bild eines gewissen gallischen Dorfes mit in die Vorstellung – und schließlich gab es auch einen guten Grund, weshalb wir mit dem Dorf möglichst viel Besucher anziehen wollten: Wir wollten mit dem Chinesischen Dorf Spenden für die Erdbebenopfer in Sichuan sammeln. Die Idee hat alle sofort begeistert und zum Mitmachen bewegt, wodurch wir schließlich 1200 Euro an Spenden zusammen bekamen.
Das Schöne ist ja, dass das Konzept des Dorfs so einfach ist: Keiner muss erst eine Große Mauer überwinden – da ist ein Tor, durch das man geht und schon ist man in einer eigenen Welt mit verschiedenen Ständen, die alle mit der chinesischen Kultur zu tun haben, an denen man schauen, fragen, mitmachen kann, es gibt einen Dorfplatz mit Vorführungen und Mitmachaktionen. Und das wird auch ohne Fremdeln von den Leuten angenommen. Es ist ja schon so gedacht, dass es eine Veranstaltung mit Kultur „zum Anfassen“ sein soll. Und was auch ganz erstaunlich ist: Im Chinesischen Dorf wird überall und ständig miteinander kommuniziert – kaum einer läuft da einfach nur durch. Leute lernen sich dort kennen und vernetzen sich. Das chinesische Dorf bietet auch die Möglichkeit, zu sehen, wie das, was ursprünglich aus China kommt, hier angekommen ist und auch angenommen wird. Ein gutes Beispiel ist das Programm auf dem „Dorfplatz“: In diesem Jahr waren mehrere Taijiquan-Lehrer anwesend und haben verschiedene Stile gezeigt. Das war wie in Shanghai oder Beijing im Park: Zuschauen, vergleichen, mitmachen und das ohne Verabredung. Im letzten Jahr kam auch schon mal zufällig ein Taiji-Lehrer aus China vorbei und führte ganz spontan seine Form vor - das nur so als Beispiel dafür, wie locker und entspannt die Atmosphäre im Dorf ist
SHAN: War es von Anfang an geplant, dass sich auch andere Vereine daran beteiligen können oder kam das erst so nach und nach? Und wie verlief so die Zusammenarbeit?
SH: Eigentlich war das schon von Anfang an so geplant - möglichst viele Facetten von China in Heidelberg zu zeigen und verschiedene Akteure mit ins Boot zu holen. SHAN wollte schon beim Drachenbootfest mitmachen, aber leider überschnitt sich der Termin zu knapp mit dem Alumnitreffen 2007, aber beim Dorf war SHAN schon immer dabei – anfangs mit dem Angebot von Scherenschnitten und Kalligrafie, dann mit der Xiaoxue des Schulteams 2009 und schließlich mit dem tollen Programm in diesem Jahr. Der Verein der chinesischen Wissenschaftler und Studenten war auch von Anfang dabei. Im vergangenen Jahr machte Prof. Thomas Rabe mit seinem John-Rabe Communication Centre mit und in diesem Jahr war es dann auch eine runde Sache, dass das Konfuzius-Institut mit seinem Info-Stand und seinen verschiedenen Beiträgen zum Programm mitmachte.
SHAN: Was war dein persönliches Highlight oder dein persönlicher Tiefpunkt?
SH: Oh je, das ist echt schwer zu sagen. Ich fand es rundum einfach so gelungen, ich bin eigentlich die ganze Zeit von Bude zu Bude gelaufen und habe mich gefreut. Zum Beispiel haben mir bei SHAN die Budaixi-Puppen sehr gut gefallen, oder wie Ihr die chinesischen Namen mit den Kindern geschrieben habt. Alles wurde, vor allem von den Kindern, sehr gut aufgenommen. Zwar hatte ich selbst kaum Zeit, mich mit den Besuchern zu unterhalten, aber was ich so mitbekommen habe, das war alles sehr positiv. Und mit unserem Wunschbaum konnten wir dieses Jahr, nur mit Wünschen, 300 Euro Spenden für das Erdbeben in Qinghai sammeln! Ich selbst habe mir übrigens drei Dinge gewünscht und die ersten beiden Wünsche sind schon in Erfüllung gegangen.
SHAN: Und was habt ihr im Anschluss mit dem Wunschbaum gemacht?
SH: Der Baum an sich war eine Leihgabe von der Bioland Baumschule Wetzel und kehrte danach wieder dorthin zurück. Die roten Umschläge mit den Wünschen werden, entsprechend einem chinesischen Brauch, durch Verbrennen entweder feierlich zum Himmel geschickt, oder aber ich nehme sie das nächste Mal mit nach China und bringe sie dort zu einem anderen Wunschbaum.
SHAN: Wie ist der Plan für das nächste Jahr?
SH: Bei jedem Chinesischen Dorf variiert das Programm – das ergibt sich ja auch daraus, wer mitmachen kann – lassen wir uns also überraschen. Es hängt auch davon ab, ob sich Heidelberg im nächsten oder aber erst im übernächsten Jahr wieder am Aktionstag „Lebendiger Neckar“ beteiligt.
SHAN. Was habt ihr für dieses Jahr noch geplant?
SH: Am 22.Juli wird Mao Zuhui einen Vortrag über die Expo 2010 halten, dann beteiligen wir uns am 24.Juli mit einem Infostand beim Interkulturellen Fest auf dem Universitätsplatz. Am 18. September gibt es das „Erste Heidelberger Sportfest der Kulturen“ und ich hoffe, dass es klappt, dass die China-Initiative dort verschiedene chinesische Sportarten vorstellen kann, ähnlich wie wir es auf unserem Dorfplatz gemacht haben.
SHAN: Liebe Sabine, vielen Dank für das Gespräch.
SH: Gern geschehen.
Das Interview führte Katja Modis.
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Asientag - SinaLingua
Interview mit SinaLingua-Geschäftsführerin Zuhui Mao
Am 18. Juni 2010 feierte die Heidelberger Firma SinaLingua e.K. (汉灵) im SRH Seminarzentrum ihr zehntes Jubiläum. Seit ihrer Gründung bietet das Unternehmen Sprachkurse und interkulturelles Training für deutsche Firmen an, die wirtschaftlich in ostasiatische sowie süd- und südostasiatische Ländern expandieren. In diesem Jahr wurde SinaLingua als offizielle Trainingsinstitution für die World Expo in Shanghai ausgewählt und war zuständig für das interkulturelle Training der Mitarbeiter und der Freiwilligen aus verschiedenen Ländern.
Anwesend bei dem Jubiläum war auch Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, sowie der Geschäftsführer der IHK Rhein-Necker Matthias Kruse, der vietnamesische Konsul Nguyen Huy Phuong und der südkoreanische Vize-Generalkonsul Kim Seong-Choon. Nach der Begrüßung besuchten die Gäste im Laufe des Tages mit großer Begeisterung 15 Workshops. Die Themen waren sehr vielfältig, von Schutzrecht der deutschen Investoren, bis hin zu buddhistischen Prinzipien, von Logistik bis Budo wurde alles beandelt. Das gemeinsame Abendessen wurde untermalt mit einem beeindruckenden indischen Tempeltanz, koreanischem Trommel- und Fächertanz und chinesischem „Guqin (古琴)“, was die fernöstliche Atmosphäre der Feier hervorragend untermalte. Das Team von SinaLingua machte durch die Veranstaltung sehr deutlich, dass kulturelles Verständnis für die Geschäftskommunikation ebenfalls unabdingbar ist und Verständigung weit über die Sprache, über die kommuniziert wird, hinausgeht.
Zhuhui Mao (冒祖蕙) kam mit 18 Jahren zum Studium nach Heidelberg. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie einige Jahre bei der deutschen Außenhandelskammer (AHK) in Hongkong. Später zog es sie wieder nach Deutschland, wo sie vor zehn Jahren ihr eigenes Unternehmen gründete. Wie ihr Weg von einer ausländischen Jurastudentin zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau verlief, verriet sie SHAN in der Mittagspause der Jubiläumsveranstaltung.
SHAN: Frau Mao, als Sie nach Deutschland kamen, war es noch nicht üblich für chinesische Studenten in Deutschland zu studieren. Was war Ihre Motivation?
MAO: Sie haben Recht. Die heutigen chinesischen Studenten wissen vielleicht nicht: Als ich hierher kam, also im Jahr 1985, war es noch nicht üblich selbstzahlend hier zu studieren. Damals gab es auch ein paar chinesische Studenten in Deutschland. Aber sie waren fast alle Austauschstudenten, deren Universitäten in China Partner-Universitäten von deutschen waren. Mein Fall war etwas besonders. Meine Schule (上海外国语大学附中) gehörte zu der Fremdsprachenuniversität Shanghai. Meine erste Fremdsprache war Deutsch. Das heißt: Bevor ich nach Deutschland kam, habe ich schon acht Jahre an der Schule Deutsch gelernt. Weil ich so viel von Deutschland gehört, und auch viel von der deutschen Geschichte und Kultur gelesen hatte, wollte ich unbedingt selbst das Land erleben. Das war meine größte Motivation damals nach Deutschland zu kommen.
SHAN: Wir wissen, dass Sie in Heidelberg eigentlich Jura studiert haben. Was war der Anreiz für Sie eine Geschäftsfrau zu werden?
MAO: Nach einem Jurastudium ist natürlich der direktere Weg Anwalt zu werden, aber ich wollte immer die deutsche Kultur und die chinesische Kultur in meiner Arbeit zusammenbringen. Man kann natürlich auch Jurakenntnisse mit hineinbringen. Ich habe in den 90ern angefangen zu arbeiten. Damals gab es in China ziemlich viele Geschäftschancen und viele Geschäftsperspektiven eröffneten sich. Man kann sagen, dass das die beste Zeit war, Geschäfte in China aufzubauen. Außerdem hat mich die Erfahrung bei der deutschen Außenhandelskammer in Hongkong auch stark beeinflusst. Meine Aufgabe war damals die deutschen Firmen zu beraten und ihnen dabei zu helfen, ihre Geschäfte über Hongkong im Festland China zu etablieren.
SHAN: Hatten Sie als Chinesin viele Schwierigkeiten bei der Gründung der Firma in Deutschland?
MAO: Ja, es gab viele Schwierigkeiten. Aber eigentlich nicht, weil ich Chinesin bin. Ich habe den Vorteil, dass ich keine sprachlichen und kulturellen Verständnisprobleme habe. Die Probleme waren nicht interkulturelle Missverständnisse, sondern allgemeine Probleme, die alle Geschäftsgründer betrafen: Erstens gibt es in Deutschland viele Regeln und verschiedene Gesetze und zweitens gibt es viel Konkurrenz auf dem Markt. Eine Frage stellte ich mir immer: Wie kann ich meine unbekannte Firma bekannt machen? Wir mussten und haben sehr viel Arbeit geleistet, z.B. Kunden anrufen, Kunden persönliche Besuche abstatten und auch viele Flyer verteilen. Wir haben am Anfang sogar kostenlose ein- oder zweistündige Trainings angeboten. Allmählich kennen immer mehr Leute unsere Firma und erfahren welchen Service wir anbieten.
SHAN: Wir wissen, dass Ihre Firma als offizielle Trainingsinstitution für die Shanghai World Expo 2010 ausgewählt wurde. Die beteiligten Mitarbeiter und Freiwilligen kommen diesmal aus mehr als 200 Ländern. Wie können Sie so viele Kulturen unter ein Dach bringen?
MAO: Sie haben Recht. Das ist wirklich eine Herausforderung für uns, weil wir uns diesmal so vielen Kulturen gegenüber sehen. Deswegen brauchen wir ein Kriterium, um die Kulturen zu kategorisieren. Wir haben die Methode des „Kulturellen Breitengrads (文化纬度)“ verwendet, wie man es im Chinesischen nennt. Das ist eine wissenschaftlich überprüfte Methode, die die Experten nach jahrelanger interkultureller Forschung zusammengefasst haben. Wir haben sechs „Breitengrade“ ausgesucht, die für kulturellen Austausch zwischen China und dem Ausland angemessen sind, um verschiedene Kulturen zu lokalisieren. So haben wir sowohl eine klare Gesamtstruktur als auch ein deutliches Bild von verschiedenen Ländern.
SHAN: Es gibt immer mehr Unternehmen und Institutionen, die sich mit wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit China und Asien beschäftigen - zum Beispiel, das neue Konfuziusinstitut in Heidelberg. Wie stellen Sie sich die Zukunft ihrer Firma unter dieser Konkurrenz vor?
MAO: Unsere Firma hat in den letzten zehn Jahren eine sehr gute Kundenbasis aufgebaut und entwickelt immer mehr Produkte und Services. Unser Referenten-Team wird auch immer größer. Wir können sagen, dass wir keine Angst vor Konkurrenz haben. Am Anfang gab es bereits viele Konkurrenten. Ich glaube, Konkurrenz ist eine Herausforderung für jedes Unternehmen, und zwar eine positive Herausforderung. Außerdem denke ich, dass der Schwerpunkt des Konfuzius-Instituts in Deutschland darin liegt, chinesische Kultur zu verbreiten. Sein Ausgangpunkt ist eher in sprachlichen und kulturellen Bereichen. Meine Firma richtet sich hauptsächlich auf die Unternehmen. Von daher kann ich mir vorstellen, dass wir in bestimmten Bereichen mit dem Konfuzius-Institut zusammenarbeiten können. Deswegen sehe ich es nicht als reine Konkurrenz.
SHAN: In den letzten fünf Jahren hat sich der Arbeitsbereich Ihrer Firma über China hinaus bis hin zu anderen Gebieten in Asien vergrößert, z.B. Indien und Japan. Haben Sie vor zukünftig ihre Geschäfte auch noch in weitere Regionen zu verbreiten?
MAO: Momentan haben wir das noch nicht vor. Unser Schwerpunkt ist immer noch China, und zusätzlich andere asiatische Länder. Asien ist ein wichtiges Gebiet für deutsche Unternehmen. Ich denke, es gibt genug Chancen für uns im Bereich des interkulturellen Managements. Wir nehmen uns vor, unsere Arbeit in diesem Gebiet zu vertiefen. Z.B. haben wir schon in Shanghai und Beijing bereits Büros und wollen in Hongkong und anderen Orten auch noch Zweigstellen gründen oder mit Partnern kooperieren.
SHAN: Was für Tipps können Sie den Studenten geben, die nach dem Studium ihr eigenes Geschäft aufbauen möchten?
MAO: Habt keine Angst vor Schwierigkeiten. Unsere Firma hat in den ersten zwei Jahren keinen einzigen Auftrag bekommen. Das war wirklich eine schwierige Zeit. Aber durch unaufhörliche Anstrebungen wird man am Ende ganz sicher Leistungen sehen.
SHAN: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Mao.
Das Gespräch führte für SHAN Xu, Miao 徐淼.
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Von Westeuropa nach Ostasien: "Spanienärzte" in China
Als - vor etwa sieben Jahrzehnten - der Spanische Bürgerkrieg zu Ende ging und der Zweite Weltkrieg begann, konnten oder wollten viele mitteleuropäische Linke nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Für einige ergab sich überraschenderweise die Gelegenheit, am antijapanischen Krieg in China teilzunehmen.
Der bekannteste westliche Arzt, der von Spanien nach China ging, war allerdings kein Europäer sondern der Kanadier Norman Bethune (1890-1939), der vor allem wegen seines frühen Todes weltberühmt wurde; Mao Zedongs "Dem Gedenken Bethunes" ( ) wurde von vielen Millionen gelesen.
Die europäischen Ärzte, die nach Ostasien reisten, wurden nicht so bekannt, lebten dafür aber länger - einige hatten auch noch Zeit Bücher über ihre Erlebnisse zu schreiben. Der tschechische Journalist Egon Erwin Kisch, der selbst schon 1932 China besucht hatte, nahm mit seinem Bruder – dem Arzt Friedrich (Bedrich) Kisch – am Spanischen Bürgerkieg teil. Hier trafen sie den Chinesen Xie Weijin, den der rasende Reporter schon vor seiner Chinareise kennen gelernt hatte.
Zu den Ärzten, die dort tätig waren und später in den Fernen Osten gingen, gehörten: Herbert Baer (1898-1946), Rolf Becker (1906-1999), Samuel Moses Flato (1910-1972), Walter Freudmann (19??-199?), Fritz Jensen (1903-1955), David Iancu (1910-1990), Ianto Kaneti (1910-2004), Bedrich Kisch (1894-1968) und Franticek Kriegel (1908-1979). Einige von ihnen verbrachten erst mehrere Monate in französischen Lagern bevor sie Europa verlassen konnten.
Becker, Jensen und Kisch bildeten die erste Gruppe, die im Frühjahr 1939 von London auf dem Seeweg nach Hongkong fuhr; in seinem Buch "China siegt" schrieb er: "Wir waren drei Ärzte, die im Jahre 1939 nach China reisten ... als Vortrupp einer Gruppe von sechzehn." Im Sommer folgten Baer, Freudmann, Iancu und Kaneti. Becker und Jensen trafen in der Kriegshauptstadt Chongqing den KP-Repräsentanten Zhou Enlai und die deutsche Kommunistin Anna Wang.
Die "Spanienärzte" arbeiteten meist im Süden des Landes und hatten in China wenig Kontakt mit anderen Ärzten, die schon vorher eingetroffen waren. Der deutsche Zahnarzt Herbert Wunsch war schon 1936 beim Xi'an Zwischenfall getötet worden; der Österreicher Jakob Rosenfeld arbeitete in Shandong, der Amerikaner George Hatem lebte in Yan'an.
Da einige "Spanienärzte" Kommunisten waren, versuchte die KMT-Regierung zu verhindern, daß diese in die KP-Gebiete im Norden gelangten; nur Kisch schaffte die Flucht in den Norden. 1940 befanden sich die meisten Ärzte in der Provinz Guizhou. Im Sommer 1940 traf - wie Freudmann in seinem Buch erwähnt - die amerikanische Journalistin Agnes Smedley mehr als ein Dutzend "Spanienärzte". Etwa die Hälfte der "Spanienärzte" (Baer, Flato, Freudmann, Iancu, Kisch, Kriegel) wurde 1943 von China nach Burma geflogen, um dort neue Aufgaben zu übernehmen.
Nach dem Krieg kehrten die meisten Ärzte nach Europa zurück. Herbert Baer starb schon 1946 in Deutschland. Fritz Jensen, der 1945 eine Chinesin geheiratet hatte, ging jedoch schon 1953 wieder nach China und arbeitete als Journalist; er wurde 1955 bei einem Flugzeugabsturz getötet und in der chinesischen Hauptstadt begraben. Kisch lebte nach dem Krieg in der Tschechoslowakei und starb 1968. Flato kehrte in seine polnische Heimat zurück und war - auch in China - als Diplomat tätig, emigrierte aber später und starb 1972 in Berlin. Kriegel lebte viel Jahre in Prag, unterstützte die Linie von Dubcek und wurde 1968 verhaftet; er verbrachte seine letzten Lebensjahre unter Hausarrest und starb 1979. David Iancu arbeitete in Rumänien und starb 1990. Walter Freudmann arbeitete bis in die achtziger Jahre als praktischer Arzt in Wien. Rolf Becker lebte vierzig Jahre als treuer Genosse in der DDR und starb erst 1999. Ianto Kaneti, der auch eine Chinesin geheiratet hatte, war Radiologe in Bulgarien; er besuchte 1989 zum 50. Jahrestag seiner ersten Reise noch einmal China. 2004 starb er als letzter der "Spanienärzte".
Nur Freudmann und Jensen haben in der Nachkriegszeit Bücher über China veröffentlicht, über die Anderen gab es jahrzehntelang kaum Informationen. In den letzten Jahren gab es immerhin viele chinesische Publikationen zu diesem interessanten Thema.
Literatur:
Walter Freudmann: Tschi-lai!, Linz, 1947.
Fritz Jensen: China siegt, Berlin, 1950.
Gerd Kaminski: Von Österreichern und Chinesen, Wien, 1980.
Arthur Clegg: Aid China - A memoir of a forgotten campaign, Beijing, 1989.
Arno Lustiger: Schalom Libertad – Juden im spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt, 1989.
Eva Barilich: Fritz Jensen, Wien, 1991.
Israel Epstein: Xibanya yisheng zai Zhongguo, Wenshi Tiandi, 5, 1995.
Thomas Kampen: Deutsche und österreichische Kommunisten im revolutionären China, Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 1997, 88-104.
Thomas Kampen: Xie Weijin und die Gebrüder Kisch, Das neue China, Juni 2001, 27-28.
Dr. Thomas Kampen
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Sonne, Sekt und strahlende Gesichter
Am Mittwoch, den 30. Juni fand in den Räumen des Instituts für Sinologie die 3. Absolventenfeier von SHAN statt. Bei sommerlich heißen Temperaturen fanden sich acht Absolventen der Sinologie und ihre Begleitungen ein, um mit den Professoren und SHAN noch einmal in festlichem Rahmen ihren erfolgreichen Studienabschluss zu feiern.
Das Alumni-Team um Christine Koch hatte für die Absolventen, Freunde und Familie ein vielfältiges Programm organisiert: um 18.30 Uhr begann die Veranstaltung nach der Begrüßung durch die SHAN-Vorsitzende Lena Hessel zunächst mit einem Sektempfang. Darauf folgte der festliche, offiziellere zweite Teil der Urkundenübergabe: die Absolventen erhielten dabei Urkunden des Instituts in deutscher und chinesischer Version mit einer Kalligraphie von Thomas Wang, deren Text und Zeichnung eine Geschichte am Beginn des Zhuangzi aufgriffen. Außerdem waren sie mit einer persönlichen Widmung der betreuenden Professoren an ihre (ehemaligen) Studenten versehen.
Frau Professor Mittler verflocht bei der Urkundenübergabe stets die Nennung des Themas der Bachelor- bzw. Magisterarbeit mit einem Hinweis auf Persönlichkeit und Werdegang der jeweiligen StudentenInnen. Mit einem Augenzwinken ging sie darauf ein, dass es eine Freude sei von den Studierenden und ihren Arbeiten zu lernen, die Forschungsansätze weiterverfolgen oder gar neue Themengebiete erschließen. Dabei betonte sie die Vielfalt der behandelten Themen: die Darstellung der Frauenfußballmannschaft in China in (Frauen-)zeitschriften, aber auch die Schilderung der Konsequenzen von Internetzensur, ebenso wie der literarische Vergleich von Kurzgeschichten der Autoren Yu Dafu und Xiao Hong waren vertreten. Insbesondere in den Magisterarbeiten spiegelte sich das immense Interesse an Chinas Wirtschaftsmacht wider: der Fokus lag dabei zum einen auf den Folgen der Finanzkrise in China, aber auch dem komplexen chinesischen Arbeitsrecht und der Wahrnehmung von Einkommens- und Vermögensunterschieden in Hongkong, Taiwan und der VR China. Dabei stellte Frau Professor Müller-Saini das außergewöhnliche Engagement vieler Studierenden in den Vordergrund, die sich mit Themenbereichen der Wirtschaft befassten. An der Schnittstelle zwischen klassischer und moderner Sinologie hatte Professor Wagner eine Magisterarbeit zu den Staatstheorien Bluntschlis und deren Rezeption bei Liang Qichao betreut und ergänzte die kurze Einführung am Anfang mit einer anschaulichen Erläuterung zu der auf der Urkunde abgebildeten Geschichte.
Im Anschluss freuten sich alle an der Darbietung der Heidelberg Taiwanese Drama Group um Thomas Wang, die mit „Legend of the White Snake“ das Programm um einen weiteren Höhepunkt bereicherten.
Im Restaurant „Essighaus“ fand die Absolventenfeier bei einem gemeinsamen Abendessen und Gesprächen einen gemütlichen Ausklang.
SHAN wünscht den Absolventen, namentlich Désirée Burkhardt, Viktoria Dümer, Ole Grogro, Sebastian Heindl, Liisi Karindi, Benjamin Kemmler, Kaja Müller-Wang und Sebastian Müller für ihren weiteren Werdegang und Lebensweg alles Gute und hofft, dass sie den Kontakt zur Sinologie in Heidelberg und dem Alumninetzwerk weiter aufrecht erhalten.
Helen Hübner
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Vortrag von Marcus Hernig EXPO 2010
„Lasst die Welt China verstehen, und China in die Welt ziehen“
Ein Vortrag von Marcus Hernig über Shanghai im Expo-Jahr 2010
In den letzten Jahren gelang es China mit der Ausrichtung großer, anerkannter Veranstaltungen, wie der Frauen Fußball Weltmeisterschaft 2006 und den Olympischen Spielen 2008, sich konstant im allgemeinen Fokus der Öffentlichkeit zu halten. Höhepunkt dieser internationalen Großevents soll die Expo in Shanghai sein, um sich der Welt einmal mehr als weltoffenes und modernes Land zu präsentieren. Doch wohin entwickelt sich diese große Metropole Chinas, die als Experimentierfeld für die Modernisierung des ganzen Landes angesehen wird? Dieser und vielen weiteren Fragen widmete sich Professor Marcus Hernig in seinem Vortrag „Shanghai im Expo-Jahr 2010: Mit Riesenschritten in die Welt oder mit Riesenschritten oder mit Riesenschritten in die Krise?“ am 25. Juli im Konfuzius-Institut Heidelberg. Während seines Vortrags war es ihm wichtig die Expo aus chinesischer Sicht darzustellen, um anschließend den Blick von Shanghai aus auf ganz China zu richten.
Hernig studierte Sinologie und Bochum und Nanjing und lebt seit 1998 als Dozent und Autor in Shanghai. Das erste Mal kam er während Deng Xiaopings „Reise in den Süden“ im Jahr 1992 nach Shanghai, das ihm damals sehr grau und trist erschien. Für ihn ist die rasante Entwicklung Shanghais ein Beweis dafür, dass langfristige Entwicklungsprognosen für China nicht möglich sind. Westliche Sinologen waren damals davon ausgingen, dass China einem ähnlichen Schicksal wie die UdSSR folgen würde. Doch anstatt zu zerbrechen und in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, zeichnet das China unserer Tage das Bild eines beispiellosen Aufstiegs.
Im neuen Shanghai gibt es kaum noch Platz für das pittoreske China oder die Symbole der Kolonialzeit, eine „Pudonisierung“ hat begonnen. Der Stadtteil jenseits des Flusses soll als Vorbild und Symbol für das modene, chinesische Selbstbild die gelungenen Symbiose Ost und West illustrieren. Überall in China steht die Marke „Made in Shanghai“ für Modernisierung und Aufschwung. So plant die chinesische Regierung bis zum Jahr 2020 im ganzen Land 400 neue Städte à einer Million Einwohner nach Shanghaier Vorbild zu bauen. Für die Chinesen verkörpert diese Stadt das junge, dynamische China, immer kreativ und „up to date“.
Der Expo-Slogan „better city, better live“ ist nach Professor Hernig ein Zeichen für die totale Urbanisierung Chinas und dabei setzt man einerseits auf Städteplanung am PC und andererseits auf den so genannten „Herholismus“ 拿来主义. Dieser Begriff wurde von Lu Xun geprägt und bezieht sich auf die Methode aus etwas Ausländischem etwas Chinesisches zu machen. So holt man ausländische Architekten ins Land, damit sie ein neues China aufbauen. „Das alte China wurde von den Ausländern weg geholt, deshalb muss man das neue China aus dem Ausland holen und das Land so stärken“, fügte Marcus Hernig erklärend hinzu. Gleichzeitig besinnt man sich aber auch wieder auf das Eigene, wie die Architektur des chinesischen Pavillons, der „Krone des Ostens“, deutlich macht. Der größte Pavillon der Expo entstand in Zusammenarbeit mit der Tongji-Universität nach dem Xifang-Prinzip (Rechteckbau-Prinzip) mit Hilfe der traditionellen Technik des Querbalkenbaus. So wird der Wunsch nach nationaler Größe, Moderne und Tradition dargestellt und steht gleichzeitig als Sinnbild für ein neues chinesisches Selbstbewusstsein, das schon während der olympischen Spiele deutlich wurde. Die EXPO soll den chinesischen und ausländischen Besuchern zeigen, dass China keineswegs eine beliebige Kopie der westlichen Moderne anfertigen will, sondern stolz und selbstbewusst die eigene Tradition und kulturellen Werte mit neuer Technik und modernem Wissen verbindet. Die gelungene Symbiose soll neben dem chinesischen Pavillon auch das Maskottchen Haibao in seinen zahlreichen Varianten, wahlweise als Cowboy, Luftballon oder in japanischem Stil, zeigen. Denn das Sinnbild seiner Stadt ist schließlich 四海之金, das Gold der vier Meere.
International soll ein neues Chinabild geschaffen werden: „Lasst die Welt China verstehen und China in die Welt ziehen“, zitierte Hernig ein chinesisches Sprichwort. China bemüht sich sehr um einen positiven Eindruck auf die internationale Gemeinschaft und präsentiert seinen zivilisatorischen Entwicklungsstand. So hat die chinesische Regierung beispielsweise extra ein Buch über die richtigen Sitten auf der EXPO herausgebracht und führt Kampagnen für eine bessere öffentliche Hygiene, richtige Müllentsorgung und Recycling durch. Auch die Einstellung gegenüber behinderten Menschen scheint verändert. Früher galten sie als Aussätzige, doch nun bemüht man sich um mehr Rücksichtnahme und Integration, zumindest auf dem Gelände der Expo.
In der omnipräsenten Werbekampage spielt das Internet als Medium der jüngeren Generation eine besonders wichtige Rolle. Die Weltausstellung wird von vielen Bloggern als große Prüfung „in Sachen Zivilisation“ gesehen und als Herausforderung interpretiert: Einerseits solle man die Tradition wahren, aber auch die Moderne zeigen. So wird die EXPO eine Möglichkeit für die Landbevölkerung gemeinsam mit der Familie, insbesondere den Eltern, eine Art „Reise ins Ausland“ zu unternehmen und die Welt kennenzulernen, ohne China verlassen zu müssen. Doch während man um einen ingesamt positiven Eindruck bemüht ist, mehren sich die kritischen Stimmen. Der erfolgreiche Schriftsteller Han Han sieht in Shanghai keinen Ort mehr zum Leben, da das Leben auf der Straße immer mehr den großen Wohnkomplexen weichen müsse. Die immensen Geldsummen, die nun für die EXPO und Infrastrukturverbesserungen ausgegeben wurden, sollten seiner Meinung nach auf sinnvollere Art und Weise, z.B. in eine Sozialversicherung, investiert werden.
Zusammenfassend bot Marcus Hernig einen komplexen Überblick und gleichzeitig interessante Details im Hinblick auf die Wahrnehmung und zukünftige Vision der Entwicklung Shanghais und Chinas insgesamt. Er selbst räumte gegen Ende des Vortrags ein, dass seiner Meinung nach das Essen und die Schrift als die beiden großen Kulturelemente Chinas mit Sicherheit Bestand haben werden.
Abschließend sagte Professor Hernig, dass die Expo in den Augen der Chinesen die große Eröffnungsfeier für das Shanghai des 21. Jahrhunderts darstelle. Nun bleibt nur noch die Frage zu klären, wie die Welt die Expo sieht.
Helen Hübner, Katja Modis
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Geschenkt: Nordkoreas Fanblock und ein dritter Torwart
Aus sportlicher Perspektive war der Auftritt Nordkoreas bei der Fussball Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika alles andere als erfolgreich. Mit zwölf Gegentoren, mehr Tore als alle anderen Mannschaften in der Vorrunde kassierten, schied das Team von Trainer Kim Jong-hun sang und klanglos aus dem Turnier aus. Wie hätte es auch anders kommen sollen mit den großen, namhaften Gegnern aus Brasilien, Portugal und der Elfenbeinküste gegen die das Team aus Ostasien nur ein einziges Tor schoss?
Dies alles soll aber nicht davon ablenken, dass Nordkorea abseits des Fussballplatzes doch für eine gute Portion Unterhaltung gesorgt hat bei dieser ersten WM auf afrikanischem Boden. Da wäre zum Beispiel die Geschichte des dritten Torwarts im Kader der Nordkoreaner. Offiziell darf eine Mannschaft, die an der WM teilnimmt, drei Torhüter nominieren. Um die Geschicke der Nordkoreaner in der Offensive positiv zu leiten, griff Trainer Kim Jong-hun kurzerhand zu einem weiteren Stürmer, nominierte ihn aber als dritten Torwart, sodass die maximale Anzahl von 23 Spielern nicht überschritten wurde. Diese raffinierte Finte wurde von den noch raffinierteren FIFA-Offiziellen schnell erkannt und der arme Stürmer wurde zum Einsatz als Torwart oder zu der Nichtteilnahme am Turnier verdonnert. Kim Jong-hun dementierte sämtliche Vorwürfe, einen weiteren Stürmer ins Turnier schmuggeln zu wollen, um dem "geliebten Führer" das ein oder andere zusätzliche Tor zu schenken.
Das Kurioseste an der WM-Teilnahme Nordkoreas waren aber wohl die mitgereisten nordkoreanischen Fans, die in Wirklichkeit gar keine waren. Medienberichten zu Folge wurden durch die China Sports Management Group tausend vom nationalen Sportkommittee Nordkoreas zu verschenkende Tickets in Peking verteilt, unter anderem an Musiker und Schauspieler. Diese reisten dann nach Südafrika mit der Aufgabe, in den drei Vorrundenspielen Nordkoreas einen rot-weiß-blauen Fanblock im Stadion zu bilden. Die tausend Tickets waren in Windeseile vergeben, wohl auch weil China nicht an der WM teilnahm und sich so für die glücklichen Empfänger eine Chance bot, ans Kap der Guten Hoffnung zu fliegen, um dort wenigstens den kleinen Nachbarn zu unterstützen. Die Gelegenheit, ein Spiel live im Stadion zu verfolgen, hatten viele Südafrikaner nicht. Wie es in Harald Martensteins Zeit-Kolumne Notizen vom Kap (24.06.2010) ein arbeitsloser Südafrikaner so schön beschrieb: "Diese Jobs hätten auch ohne weiteres von Südafrikanern erledigt werden können. [Ich] hätte, gegen angemessene Bezahlung, gerne einen Koreaner gespielt."
Johann Platt
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Von Mitteleuropa ins Reich der Mitte: Jaroslav Prusek (1906-1980)
Vor dreißig Jahren starb der bekannte tschechische Sinologe Jaroslav Prusek in seiner Heimatstadt Prag. Vor knapp achtzig Jahren unternahm er - nach seinem Studium in Prag, Göteborg, Halle and Leipzig - eine China-Reise und schrieb darüber ein umfangreiches Buch, das vor wenigen Jahren in einer englischen Fassung erschien; im gleichen Jahr (1932) reiste auch der tschechische Journalist Egon Erwin Kisch (1885-1948) nach China und schrieb das Buch China geheim (Vgl. SHAN-NL Nr. 22, Mai 2008).
Während Kisch mit der Transsibirischen Eisenbahn fuhr, benutzte Prusek den südlichen Seeweg: Suez - Singapore - Hong Kong - Guangzhou - Macao - Beijing; darauf folgte noch ein Aufenthalt in Japan. Im Gegensatz zu den meisten anderen Reisenden der damaligen Zeit war er Sinologe, besaß Sprachkenntnisse und interessierte sich besonders für die moderne chinesische Literatur. In China traf er zahlreiche Autor(inn)en, Künstler und Politiker, darunter Bing Xin, Guo Moruo, Hu Shi, Qi Baishi, Shao Lizi and Shen Congwen; von einigen gibt es auch Photos in seinem Buch.
Nach fünf Jahren in Ostasien kehrte Prusek 1937 in die Tschechoslowakei zurück. In den Kriegsjahren veröffentlichte er Bücher, Artikel und Übersetzungen chinesischer Kurzgeschichten. 1947 wurde er Professor an der Universität Prag. In den beiden folgenden Jahrzehnten nahm er an zahlreichen internationalen Konferenzen teil und hielt Vorträge in Amerika, Asien und in vielen europäischen Ländern.
1968 bereitete Prusek eine Konferenz der Junior Sinologues in Prag vor. Wegen des Einmarschs sowjetischer Truppen konnte diese jedoch nicht stattfinden. (http://www.sino.uni-heidelberg.de/staff/kampen/eacs_juniorconf.htm ) Es gelang Prusek jedoch noch im gleichen Jahr einen Konferenzband zu veröffentlichen, in dem die Vierte Mai Bewegung behandelt wurde. Kurz darauf musste Prusek seine Lehrtätigkeit einstellen und wurde in den Ruhestand versetzt - er starb im April 1980. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes konnte 1994 schliesslich eine Konferenz der europäischen Sinologen in Prag durchgeführt werden (http://www.sino.uni-heidelberg.de/staff/kampen/eacs_conf.htm ), bei der die Verdienste Pruseks gewürdigt wurden.
Pruseks in den vierziger Jahren auf tschechisch veröffentlichter Reisebericht wurde sechzig Jahre später ins Englische übersetzt und unter dem Titel "My Sister China" veröffentlicht. Kurz darauf stellten Pruseks Kollegen und Schüler einen Sammelband über ihren Professor zusammen, der 2006 (zweisprachig tschechisch/englisch) gedruckt wurde.
Literatur:
Jaroslav Prusek, Die Literatur des befreiten China und ihre Volkstraditionen, Prag, 1955.
Jaroslav Prusek (ed.), The May Fourth Movement in China, Prague, 1968.
Jaroslav Prusek, Chinese history and literature: collection of studies, Dordrecht, 1970.
Jaroslav Prusek, The Lyrical and the Epic, Bloomington, 1980.
Jaroslav Prusek, My Sister China, Prag, 2002.
Milena Dolezelova-Velingerova (ed.), Jaroslav Prusek 1906-2006, Prag, 2006.
Dr. Thomas Kampen
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