Newsletter Mai 2012 Nr. 62
INHALT
Erzählen Sie mal... Enno Giele
Seit diesem Sommersemester ist Prof. Enno Giele als neuer Lehrstuhlinhaber für Klassische Sinologie in Heidelberg. Im ersten Teil des Interviews mit SHAN berichtet er über seinen Werdegang, Forschungsinteressen - und die Geschichte der Essstäbchen.
Ein Stück Taiwan mitten in Heidelberg: Tee und Zen
Bei ihrem ersten Aufenthalt in China vor sieben Jahren hätte sich Kaja Müller-Wang wohl kaum zu träumen gewagt, dass sie dieses Projekt einmal tatsächlich umsetzen würde: doch schließlich eröffnete sie Ende April in der Unteren Neckarstraße ihren „Tea & Zen Teesalon“.
Die Neugründung des Heidelberger Instituts für Sinologie vor 50 Jahren
Vor einem halben Jahrhundert bemühte sich die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg um die Besetzung eines neuen Ordinariats für Sinologie. Bereits 1961 war die Ausschreibung erfolgt, im Frühjahr 1962 suchte man nach einem geeigneten Kandidaten. Über den allmählichen Aufbau eines Instituts unter Prof. Bauer berichtet Thomas Kampen.
Erzählen Sie mal ... Prof. Enno Giele!
SHAN: Herr Giele, vielleicht könnten Sie sich zunächst kurz vorstellen und etwas zu Ihren bisherigen Tätigkeiten und Ihrem Forschungshintergrund sagen.
Prof. Giele: Ja, sicher. Ich bin in Berlin groß geworden, habe dort meine Schulzeit verbracht und an der FU-Berlin studiert. Damals war das ja noch Westberlin. Ganz zu Anfang habe ich auch noch Archäologie studiert und zusätzlich noch ein paar andere Fächer, Journalistik und Kunstgeschichte.
Aber grundsätzlich habe ich eigentlich das gesamte Studium über zwei Fächer im Doppelhauptfach studiert: Japanologie und Sinologie, und zwar in dieser Reihenfolge. Erst habe ich zweieinhalb Jahre konzentriert Japanisch gelernt, weil es in Berlin so wie hier auch ein Propädeutikum gibt. Das war dann mit 16 Semesterwochenstunden Sprachunterricht auch sehr intensiv. Man hätte das damals auch schon zeitgleich mit Chinesisch machen können, das wären dann auch nochmal 16 Semesterwochenstunden gewesen, einmal vormittags und einmal nachmittags. Dann hätte man aber keine Zeit mehr gehabt, die Hausaufgaben zu machen. Deswegen habe ich mit Japanisch angefangen und bin danach für ein Jahr nach Tokyo gegangen, an die Keiō-Universität (慶應義塾大学 Keiō gijuku daigaku).
Als ich dann in diesem Jahr gemerkt habe, dass man vor Ort wirklich sehr schnell lernt, bin ich anstatt zurück nach Deutschland direkt nach Taiwan und habe dort ein Jahr lang Chinesisch von Grund auf gelernt. In Berlin hat man nach dem Propädeutikum eine Sprachprüfung, die ich dann relativ leicht absolvieren konnte, sodass ich da etwas Zeit gespart habe. Ich habe dann erst mal weiterstudiert, dann aber irgendwann den Fokus gewechselt von Japanologie auf Sinologie, weil ich an Geschichte interessiert war und die Japanologie in Berlin in diesem Bereich damals nicht so viel geboten hat. In der Sinologie habe ich dann auch meine Magisterarbeit geschrieben. Im Jahr 1995 habe ich meinen Magister gemacht.
Nach dem Abschluss hatte ich schon ein Arbeitsangebot von einer Stelle an der Uni, fühlte mich aber noch nicht fertig und wollte noch mehr Chinesisch lernen. Daher bin ich dann mit einem Stipendium noch einmal nach Taibei gegangen. Dort habe ich für meine Doktorarbeit geforscht, geschrieben und an verschiedenen Institutionen in Taibei (zuerst an der Tai Da und dann an der Academica Sinica) noch einmal fast sieben Jahre, also von 1995 bis 2002, zugebracht. Die Doktorarbeit habe ich dann danach in Berlin eingereicht. Als ich den Doktor schließlich hatte, habe ich in Münster im Jahr 2002 eine Stelle als Assistent an der Sinologie bekommen. Nach den üblichen sechs Jahren als Assistent habe ich zunächst für ein Semester an der University of California in Berkeley eine Lehrstuhlvertretung gemacht und mich von dort aus dann auf eine Stelle, auch eine Assistenzprofessur, an der University of Arizona in Tucson beworben; da war ich für drei Jahre. Von dort aus habe mich dann für die Stelle hier beworben. Also war ich insgesamt vier Jahre in Amerika, ein halbes Jahr in Berkeley und dreieinhalb Jahre in Tucson. Das ist jetzt auch nur das Grundgerüst, das noch nichts über die einzelnen Standorte aussagt oder wie sie mich geprägt haben.
Sie sind ja sozusagen für Prof. Wagner zu uns gekommen und da würde uns interessieren, welche Forschungs- und Lehrbereiche nun genau zu ihren Aufgaben gehören.
Also die Stellenbeschreibung heißt ja Klassische Sinologie und dazu gibt es vielleicht unterschiedliche Definitionen. Von dem Verständnis, auch wie das zusammen passt mit den anderen Lehrstühlen hier, beinhaltet das eigentlich das gesamte Spektrum des vormodernen China, vom Kontakt der Chinesen mit dem Westen, vor allen Dingen dem intensiven Kontakt, also als es dann zu den Opiumkriegen kam, Mitte des 19. Jahrhunderts, das alles kann wohl zu Recht als „vormodern“ gelten. Das ist die breiteste Definition dessen, was ich hier abdecken soll und möchte.
Aber es ist natürlich auch klar, dass niemand Spezialist sein kann für solch ein riesiges Gebiet von 3000-4000 Jahren Geschichte. Es gibt ja noch eine engere Definition von Klassik: Auf der Homepage habe ich eine Selbstbeschreibung eingestellt, wo ich darauf eingehe. Klassik ist ja eine Art Muster oder ein Modell, auf das sich spätere Zeiten beziehen. Wir im Westen haben z.B. was die Griechen betrifft die griechische Klassik, und darauf wird sich später in der Renaissance wieder zurück besonnen. In China, das ist klar, ist es natürlich dann auch ähnlich früh, die Zeit der Philosophen, die Zeit der Streitenden Reiche auch noch bis in die Han-Zeit, wo dann das Modell des Kaiserreichs (Qin und Han) erst mal aufgebaut wurde. Das ist, zufälligerweise oder nicht, auch mein Schwerpunkt als Forschung. Ich möchte das ein bisschen trennen, Forschung und Lehre. Von der Lehre her decke ich alles ab bis zu den Opiumkriegen. Aber von der Forschung her ist das völlig unmöglich, da passt der Begriff Klassische Sinologie auch sehr gut, aber mit einer engeren Definition. Der Schwerpunkt wäre das frühe Kaiserreich, Qin-/Han-Zeit, und der Vorlauf mit der Zeit der Streitenden Reiche.
Was die Kurse an unserem Institut betrifft, so biete ich in diesem Semester „Anfänge der chinesischen Geschichtsschreibung“ an. Auch da geht es wieder um die Han-Zeit. Der Fokus liegt dabei auf dem Shiji. Der andere Kurs ist mein ureigenes Forschungsthema über Manuskripte, also ausgegrabene archäologisch gefundene Handschriften. Das ist ein sehr spannendes Gebiet, das immer wichtiger wird auch für die Mainstream-Forschung, weil immer mehr gefunden wird. Das ist - insbesondere im Vergleich zu Kollegen, die das antike Griechenland oder Persien untersuchen - spannend, denn in China wird im Moment, glaube ich, so viel an neuem historischen Material gefunden, wie in keiner anderen Gegend. Und es ist wichtig, dass das auch wahrgenommen wird.
Man hat als Historiker und Philologe ja viel zu tun mit historischen überlieferten Texten und die werden ja eigentlich nicht mehr. Die einzige Möglichkeit, dass dieser Korpus von Texten umfangmäßig wächst ist eben, dass etwas gefunden wird: Entweder auf irgendeinem Dachboden oder eben bei archäologischen Ausgrabungen, dass man eben Texte direkt aus der Zeit findet. Handschriften auf organischem Material, also Papier, Holz, Bambus, Seide, werden auch immer noch gefunden. Da sind Texte dabei, die bisher noch völlig unbekannt sind. Diese werden in China in einer solchen Menge gefunden, dass sie auch immer mehr in die Mainstream-Geschichtsforschung kommen, weil sie einfach so wichtig sind, dass man sie wahrnehmen muss. Das ist mein Forschungsfokus.
Ich muss vielleicht noch etwas dazu sagen, weil Sie fragten was ich mache: Wir haben das jetzt nur zeitmäßig eingegrenzt und sind dabei automatisch auf Geschichte gekommen. Aber es gibt ja viele Aspekte unter denen man die Vergangenheit anschauen kann. Man kann z.B. anthropologisch vorgehen, oder auch sozialwissenschaftlich. Also könnte man sich fragen: Was war damals der soziale Status von Frauen, Männern, Kindern, bestimmten Berufsgruppen, etc.? Dabei kann man ereignisgeschichtlich vorgehen (Wann war die Schlacht von so und so?) oder man kann wirtschaftsgeschichtlich vorgehen, usw. Auch das ist wichtig. Aber auch hier kann man auch nicht für alle Themenbereiche ausgewiesener Spezialist sein.
Mein Fokus liegt hauptsächlich auf drei Bereichen. Zum einen Institutionengeschichte: Das hat damit zu tun, wie der Staat die Gesellschaft organisiert, z.B. durch Amtstitel: Wofür waren welche Ämter zuständig? Wie hat das ganze System der Verwaltung funktioniert? Der zweite Bereich ist Sozialgeschichte, d.h. das Interesse an den verschiedenen Teilen der Gesellschaft und wie sie funktioniert haben, auch ohne dass der Staat eingreift. Der dritte Punkt ist Kulturgeschichte: Wie haben die Leute gelebt? Seit wann haben die Chinesen überhaupt Stäbchen benutzt? Wo haben sie ihre Notdurft verrichtet? WCs gab es ja noch nicht – oder, weil es ja noch kein Glas als Spiegel gab, wie haben sie sich überhaupt angeguckt? Für diesen Bereich ist wiederum die Archäologie sehr wichtig, also was man so an Fundorten und Objekten findet.
Das ist interessant. Seit wann werden denn in China Stäbchen benutzt?
So richtig nachweisen kann man das interessanterweise erst ab dieser klassischen Zeit, also der Han-Zeit, bzw. der späten Zhanguo-Zeit, ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung. Es gibt Berichte, dass schon in der Shang-Zeit (1100-1000 v. Chr.) der Shang-Herrscher Stäbchen aus Elfenbein benutzt haben soll. Nur das Problem ist, dass der Bericht, dass er das getan hat, aus dem 1. Jahrhundert v.u.Z. stammt. Aus der Shang-Zeit selbst gibt es keine Stäbchen, die irgendwo gefunden worden wären. Also irgendwann müssen sie den Sprung von „Burger“ zu „Kleingeschnittenem“ irgendwie geschafft haben, aber vielleicht erst später als wir es uns so vorstellen.
Die Fortsetzung dieses Interviews erscheint im nächsten Newsletter.
SHAN bedankt sich schon einmal ganz herzlich bei Prof. Giele für das ausführliche Interview!
Fabienne Wallenwein
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Tee und Zen - Kajas neues Teehaus in der Altstadt öffnet seine Türen
Am Anfang aller guten Dinge steht eine Idee – und Gestaltungswillen für deren Umsetzung. Jeder Austauschstudent nimmt von seinen Erlebnissen und Entdeckungen in China eine Vielzahl von Impulsen mit. Für Kaja Müller-Wang führte eine spontane Idee zu einer zweiten, wesentlich Langlebigeren: Während ihres Aufenthalts an der Beijing Waiguoyu Daxue 2004/05 entschloss sie sich für eine Reise in die Teeanbaugebiete Fujians. Dort schloss sie sich einer Gruppe von Teepflückern an und wanderte mit ihnen in die Plantagen. Begeistert von den Menschen vor Ort, den noch immer als Tradition gepflegten Arbeitsabläufen des Pflückens und Trocknens und dem Brauchtum rund um den Tee, fasste Kaja den Beschluss, ihre Erfahrungen nach Deutschland zu tragen und auch hier ein Stück chinesischer Teekultur erlebbar zu machen.
Sieben Jahre nach ihrem Besuch in Fujian hat sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Wang in diesem Frühjahr ihren langgehegten Wunsch erfüllt: Ende April öffnete das Teehaus seine Türen unter dem Namen „Tea & Zen Teesalon“ oder chinesisch „茶禪不二 - 文藝沙龍“. In der Unteren Neckarstraße, gegenüber der Stadthalle gelegen, entdeckt man den kleinen Salon von außen erst auf den zweiten Blick. Es ist ein Ort, der aufgespürt werden will. Und so lassen es die kleinen Schätze, die die Wände und chinesischen Möbel des Teeladens schmücken, bereits erahnen: Es sind die Details, die feinen Verzierungen und ungewöhnlichen Formen des Geschirrs, die hier dazu einladen, aufmerksam zu werden, zu verweilen und Neues zu entdecken.
Im Teesalon findet man allerlei Teesorten von Grün bis Schwarz, und insbesondere den dazwischenliegenden Oolong-Tee, der in den Bergen Taiwans angebaut wird und einen Höhepunkt des chinesischen Tees darstellt. Neben dem Teeverkauf kann man alle Tees probieren oder direkt zum Teetrinken und Entspannen vorbeikommen.
Dafür bieten verschiedene Sitzgruppen ausreichend Raum für mehrere Personen. Ein besonders gemütlicher Rückzugsort findet sich im Innenhof im hinteren Bereich, in einem kleinen Garten mitsamt Rosenstrauch und Liegesofa. Neben verschiedenen Teesorten lassen sich hier auch chinesische Süßigkeiten sowie Perlentee 珍珠奶茶 (nein, nicht der inflationär über Heidelbergs Einkaufsmeilen verteilte Bubble Tea) nach taiwanischer Rezeptur genießen.
Zwar steht das Teetrinken zweifelsfrei im Mittelpunkt von Tea & Zen, allerdings versteht Kaja ihre Räumlichkeiten bewusst als einen Salon – also als einen Treffpunkt um sich auszutauschen und verschiedene Künste zu genießen, sowie für kleinere Veranstaltungen. Hierzu gehören sowohl Lesungen als auch Kalligraphie-Übungen, oder die regelmäßig samstags stattfindende Teezeremonie.
Tea & Zen Teesalon,
Untere Neckarstraße 36, 69117 Heidelberg
Öffnungszeiten: Mittwoch-Freitag 14-20 Uhr, Samstag 10-20 Uhr
Am 17. Juni auch im Chinesischen Dorf (beim Fest „Lebendiger Neckar“) in Heidelberg und am 30. Juni in Karlsruhe beim „Fest der Völkerverständigung“.
www.TeaandZen.de
Silvia Faulstich und Helen Hübner
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Die Neugründung des Heidelberger Instituts für Sinologie vor 50 Jahren und die Berufung der ersten beiden Professoren
Vor einem halben Jahrhundert bemühte sich die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg um die Besetzung eines neuen Ordinariats für Sinologie. Bereits 1961 war die Ausschreibung erfolgt, im Frühjahr 1962 suchte man nach einem geeigneten Kandidaten. In dieser Zeit wurde auch das Südasieninstitut gegründet, die Eröffnungsfeier war am 23. Mai 1962.
Vorgeschichte
Am 19. Juli 1962 beschloss die Philosophische Fakultät eine Dreierliste, die über das Rektorat an das Kultusministerium geschickt wurde. Dieses teilte am 8. August 1962 mit, daß ein Ruf an – den Erstplazierten – Dr. phil. Wolfgang Bauer, Universität München, erteilt wurde. Bald darauf wurde die Annahme des Rufs durch Bauer bekannt; der Kandidat sollte im November des Jahres – vier Monate nach dem Fakultätsbeschluß – die Stelle antreten.
Es gab jedoch schon vorher Sprachkurse für Chinesisch und Japanisch. Im Personal- und Vorlesungsvereichnis vom WS 1961/62 werden als Dozenten Gao Guang-shih und Dr. Kremp genannt. Sowohl die Sprachkurse als auch die Bemühungen zur Schaffung der Professur gingen auf den Kunsthistoriker Dr. Dietrich Seckel zurück, der der erste Heidelberger „Ostasienwissenschaftler“ nach dem Krieg war.
Der neue Professor
Im Personal- und Vorlesungsvereichnis vom SS 1963 tauchte der junge habilitierte Dr. Wolfgang Bauer zum ersten Mal als Ordentlicher Professor auf, Seckel war zu dieser Zeit noch „außerplanmäßig“. Bauers erste Veranstaltungen waren:
Einführung in die chinesische Schriftsprache
Entwicklung des modernen China (Koll.)
Philosophen des alten China (Sem.)
Das Kuei-hsin tsa-chih des Chou Mi (Textlektüre)
Die Antrittsvorlesung mit dem Titel „Icherleben und Autobiographie im Alten China“, die am 27.11.1963 in der Alten Aula gehalten wurde, erschien im folgenden Jahr in den Heidelberger Jahrbüchern.
Nach der Berufung gab es allerdings zahlreiche Probleme über die sich der ehrgeizige Professor auch gelegentlich beklagte. Das Institut befand sich zunächst in Handschuhsheim, was den Studierenden mit Nebenfächern in der Altstadt große Probleme bereitete; daher gab es bald Bemühungen ein neues zentraleres Haus zu finden. Zweitens gab es in Heidelberg kaum chinesische und sinologische Literatur; Bauer begann viel zu bestellen und reiste selbst nach Ostasien um „einzukaufen“. Drittens gab es anfangs keinen Assistenten, da geeignete Kandidaten mit Hochschulabschluß fehlten; daher wurden anfangs nur studentische Hilfskräfte eingestellt.
Der Abschied
Bauers Heidelberger Zeit war relativ kurz; schon im März 1966 teilte er der Universität mit, daß er einen Ruf nach München erhalten und auch angenommen hatte. Der Wechsel zog sich jedoch länger hin, da sich Bauer auch nach dem offiziellen Weggang noch selbst vertrat. Die meisten Studierenden, die noch keinen Abschluß hatten, folgten ihm nach München. In der Übergangszeit wirkte zeitweilig Dr. Helmut Martin als Assistent, er ging jedoch bald nach Taiwan. Die Professorenstelle wurde wieder ausgeschrieben, das Verfahren zog sich aber länger hin, da die Entscheidung für einen Kandidaten diesmal schwerer fiel. Erfolgreich war schließlich Dr. Günther Debon, der sich schon fünf Jahre vorher beworben hatte; im April 1968 wurde ihm der Lehrstuhl für Sinologie übertragen. Dieser hatte das Glück schon 1969 mit dem Institut in die Altstadt ziehen zu können; dieser Beschluß ging auf die jahrelangen Bemühungen seines Vorgängers zurück. (Schon zu dieser Zeit gab es Initativen zur Schaffung einer Japanologieprofessur, die aber zunächst scheiterten.)
Die Schüler
Bemerkenswert sind die oben angedeuteten engen Beziehungen zwischen Heidelberg und München. Bauer und Debon waren Schüler und Kollegen von Professor Herbert Franke, Debon und Franke waren auch beide vorher in Köln. Viele Heidelberger Studierende promovierten später bei Bauer und Franke in München; daher war die Zahl der Heidelberger Absolventen anfangs sehr niedrig. Zu den frühen Bauer-Studenten gehörten die späteren Heidelberger Professoren Ledderose und Wagner.
Anmerkung: Die hier verwendeten Akten befinden sich alle im Universitätsarchiv.
Literatur:
T. Kampen: Wolfgang Bauer und die Wiederbelebung der Heidelberger Sinologie, SHAN Newsletter, Nr. 17, Dezember 2007 (mit weiteren Quellen)
T. Kampen: Sinologie im 20. Jahrhundert: Heidelberg Deutschland International, Heidelberg: Mattes Verlag, 2011.
Dr. Thomas Kampen
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