Der
unvoreingenommene Beobachter würde vielleicht vermuten, daß man als Doktorand im
Arbeitskreis Wolfrum hauptsächlich physikalische Chemie lernt. Das mag auch so richtig
sein, stellt aber dennoch eine deutliche Verkürzung der Sachlage dar, denn man lernt viel
mehr!
Da es den Rahmen dieser Zeitung sprengen würde, möchten wir an dieser Stelle nur einige
Dinge aufzählen, die wir im Zusammenhang mit unseren Meßkampagnen in der 2D-LIF-Gruppe
sammeln konnten:Ortskenntnis: Die Reisen gingen im
wesentlichen nach Wolfsburg (VW), Stuttgart (DLR und Daimler Benz), Köln (DLR) und Paris
(Peugeot). Nach den Kampagnen ist die eigene Westentasche gegen diese Städte eine
Unbekannte!
Unterkünftliches: Hier reichte die Spanne von einer
Ferienwohnung im Herzen Paris (Quartier Latin) bis hin zur Blockhütte vor den Toren
Wolfsburgs. Gelernt haben wir im ersteren Fall, daß Diskotheken in Weltstädten erst nach
24 Uhr langsam voll werden und im letzteren Fall, daß der durch Meßkampagnen gestählte
Körper durchaus Saunatemperaturen von über 105 °C aushalten kann, solange nur MTV im
Fernseher vor der Sauna läuft!
Kulinarisches: Die Currywurst der VW-Kantine in Wolfsburg schlägt
alles, wenn ordentlich Pommes dabei sind. Die Steaks aus Paris waren auch nicht zu
verachten, wenn man erstmal gelernt hatte, daß diese den Grill nur kurz gezeigt bekommen.
Von Berührung kann keine Rede sein!
Als Nachtisch lassen sich die zarten Granatsplitter aus der Mensa Stuttgart empfehlen.
Hier lernt man schnell, daß sich die Magenkapazität bei Menschen stark unterscheidet.
Menschenkenntnis: Die Prüfstandfahrer der
Automobilfirmen waren jeweils eine Gattung für sich: Dem einen hatte man die Auszahlung
der überstunden gestrichen, was dazu führte, daß er so "schnell" arbeitete,
daß täglich eine Messung möglich war (Reine Meßzeit <1 msec) und der andere
arbeitete nur als Hobby, Geld hatte er jedenfalls genug. Der Motor lief dafür super!
Geschwindigkeitsmessung: Irgendwann fiel uns auf, daß
man anhand der Durchgangszeiten der Péagestationen der französischen Autobahnen auch die
mittlere Geschwindigkeit auf dieser Strecke berechnen kann. Das hätte auf den Fahrten von
Paris nach Hause ernsthafte Probleme geben können...
Zoll: Auf dem Weg nach Paris mußte die
gesamte Ausrüstung verzollt werden, wofür auch die Preise der einzelnen Gegenstände
angegeben werden müssen. Das ungläubige Gesicht des Zöllners beim Betrachten einer
UV-durchlässigen, antireflexbeschichteten Linse für 2000 DM war allein schon den Aufwand
wert. Bei soviel Sachverstand waren auch unsere Befürchtungen unbegründet, daß der
komplette Excimerlaser auf der Liste "sonstiges Kleinmaterial" auffallen
könnte...
Am meisten gelernt hat man allerdings vom Chef Professor
Wolfrum selbst: Mit eleganter Geste schickt er einen auf Kampagne mit den Worten:
"Messen Sie das mal eben schnell", mit schlanker Hand bezeichnet er eine
Meßapparatur mit zwei bis drei ca. 0,5 to schweren Lasern als "mobiles" System:
"Wieso, sie haben das doch dorthin gefahren?". Und mit sicherem Instinkt
streicht er alles aus einer Präsentationsfolie, was nicht zum Verkaufen der
Meßergebnisse geeignet ist. Unübertroffen bleibt auch die weltmännische Art, sich
kalten Buffetts immer als erster zu nähern...
Ich denke es erübrigt sich zu erklären, daß alle diese
Dinge im wirklichen Leben wertvoller sind, als physikalische Chemie! |