Prof. Dr. Bernhard Eitel: „Wir alle zusammen sind die Universität“
Mit der Jahresfeier beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola
Foto: Philipp Rothe
Mit ihrer traditionellen Jahresfeier hat die Universität Heidelberg am Samstag (23. Oktober) das Akademische Jahr 2010/2011 eröffnet. In der Aula und im Senatssaal der Alten Universität hatten sich rund 500 Universitätsangehörige, Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Freunde, Förderer und Ehemalige versammelt, um den Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola zu begehen. Die festliche Veranstaltung stand ganz im Zeichen der internationalen Universitätspartnerschaften: Zu Gast waren Delegationen aus Frankreich, Ungarn, Polen, Tschechien, China und Russland. Die französische Wissenschaftlerin und Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Dominique Deville de Périère aus Montpellier wurde in den Kreis der Ehrensenatoren aufgenommen. Die Ruperto Carola würdigt mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde außerordentliches und nachhaltiges Engagement für die Universität Heidelberg.
Festrede des Rektors
Foto: Philipp Rothe
Der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, eröffnete mit seiner Festrede die Jahresfeier 2010. „Der Austausch über die Fachgrenzen hinaus fördert und wird gefördert durch das Gemeinschaftsgefühl unserer Universität“, so der Rektor. „„Alt und Jung, Deutsche und Ausländer, Frauen und Männer, Wissenschaftler, Studierende und Alumni, Techniker, Verwaltungskräfte, Ehrensenatoren, Ehrendoktoren und Universitätsratsmitglieder, wir alle zusammen sind die Universität. Mit der Expertise der Seniorprofessoren und dem Elan der Nachwuchswissenschaftler, mit dem Rat der Universitätsratsmitglieder und den Netzwerken der Wissenschaftler, mit dem Fleiß und der Begeisterungsfähigkeit der Studierenden und dem Einsatz der Verwaltungen und Techniker sind wir die Ruperto Carola.“ Prof. Eitel betonte: „Wenn wir eine führende Universität sind, dann müssen wir auch führend Verantwortung übernehmen. Vor dem Hintergrund der Globalisierung und des Wettlaufs um Drittmittel und akademische Freiheit sichernde Overheads wird es eine Zukunftsaufgabe sein, die Balance zu finden zwischen entschleunigtem, wissenschaftlich kreativem Arbeiten und der Notwendigkeit, global im Rennen kompetitiv zu bleiben. Wir wären nicht die Universität Heidelberg, wenn sich nicht Wege finden ließen, diesen Drahtseilakt zu bestehen.“
Ein Grußwort des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, verlas Prof. Dr. Jochen Tröger, Rektoratsbeauftragter für das Universitätsjubiläum.
„Auf die Anfänge einer Universität und ihre Wurzeln zu schauen, ist immer auch ein Ansporn zu einem verstärkten Engagement in ihren heutigen Aufgaben in Forschung und Lehre“, heißt es unter anderem in dem Schreiben des Apostolischen Nuntius zum Jubiläum der Universität Heidelberg. Am 23. Oktober 1385 erteilte Papst Urban VI. dem Pfalzgrafen und Kurfürsten Ruprecht I. die Genehmigung, in seiner Residenzstadt Heidelberg eine „Universitas studiorum“ mit den vier Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Philosophie und Medizin zu gründen. Als Repräsentant der Partneruniversitäten sprach anschließend Prof. Dr. Václav Hampl, Rektor der Karls-Universität Prag (Tschechien), der älteren Schwesteruniversität der Ruperto Carola in Europa. In einem Festvortrag widmete sich Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof, Heidelberger Rechtswissenschaftler und Mitglied des Universitätsrates, den „Aufgaben der Universität“ und betonte dabei vor allem die besondere Rolle einer Volluniversität.
Ehrendoktorwürde für Walter Kröll
Für „seine Verdienste um die Forschung in den Naturwissenschaften an der Ruperto Carola sowie für sein herausragendes Engagement für die Vernetzung der Universität mit den sie umgebenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen“ wurde der Marburger Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Kröll von der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Gesamtfakultät der Universität Heidelberg geehrt. Auf Vorschlag der Fakultät für Physik und Astronomie erhielt er die Ehrendoktorwürde. Prof. Kröll war Gründungsrektor der Universität/Gesamthochschule Essen und Präsident der Universität Marburg, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren sowie Mitglied nationaler und internationaler Wissenschaftsgremien. An der Ruperto Carola engagierte er sich als Mitglied des Universitätsrates und wirkte im Advisory Board für die Antragstellung in der Exzellenzinitiative mit. Die Laudatio hielt der Heidelberger Umweltphysiker und frühere Prorektor Prof. Dr. Kurt Roth.
Foto: Philipp Rothe
Ehrensenatorin Dominique Deville de Périère
Die Würde einer Ehrensenatorin der Ruperto Carola erhielt Prof. Dr. Dominique Deville de Périère „für ihr herausragendes persönliches Engagement für die älteste europäische Universitätspartnerschaft und die Förderung der wissenschaftlichen und menschlichen Beziehungen zwischen den Universitäten Montpellier und Heidelberg“. Die Zahnmedizinerin leitete zunächst die Université Montpellier 1, aktuell ist sie Präsidentin der PRES Université Montpellier Sud de France. Damit ist sie zuständig für den Zusammenschluss der drei Universitäten in Montpellier. Neben ihrer wissenschaftlichen und administrativen Tätigkeit an der Universität engagiert sich Prof. Deville de Périère auch auf nationaler und internationaler Ebene in Forschung und Forschungsmanagement. Die Verleihung der Würde einer Ehrensenatorin an Dominique Deville de Périère wird „die Bande verstärken, die sich zwischen unseren Universitäten gebildet haben, und der Partnerschaft zwischen Heidelberg und Montpellier jene Kontinuität gewährleisten, die für unsere Zusammenarbeit in Forschung und Lehre auf europäischer Ebene unerlässlich ist“, sagte der Rektor in seiner Laudatio.
Hengstberger-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Ausgezeichnet wurden auch herausragende junge Heidelberger Forscherinnen und Forscher: Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis 2010 für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. In diesem Jahr konnten in Anwesenheit von Dr. Klaus-Georg Hengstberger vier mit jeweils 12.500 Euro dotierte Auszeichnungen vergeben werden. Die Preisträger, die von Prof. Kirchhof vorgestellt wurden, erhalten damit die Möglichkeit, ein eigenes Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) durchzuführen. Träger des diesjährigen Hengstberger-Preises sind Dr. Claudia Wagenknecht und Dr. Thomas Amthor (Physik), Prof. Dr. Marc-André Weber, Dr. Erick Amarteifio und Dr. Armin Nagel (Radiologie und Medizinphysik), Dr. Rodney Ast und Dr. Patrick Sänger (Papyrologie) sowie Dr. Bernhard Höfle (Geographie).
Die Ruperto Carola, die älteste Universität im heutigen Deutschland, feiert mit einem Festjahr ihr 625-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr wird die Universität Heidelberg bis zur Jahresfeier im Oktober 2011 mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot ihr breites Leistungsspektrum präsentieren und zugleich Anstöße für die Weiterentwicklung der Universität geben. Dazu sind Angehörige, Freunde und Förderer sowie Partner und Alumni der Ruperto Carola ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Heidelberg eingeladen.