Dokumentarfilm „Wenn Ärzte töten“
Filmgespräch mit Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Foto: © docfilm/W-film
Der Dokumentarfilm „Wenn Ärzte töten“ wird am Freitag, 9. Juli 2010, und am Montag, 12. Juli 2010, jeweils ab 19 Uhr im Karlstorkino zu sehen sein. Der berühmte amerikanische Psychiater Robert Jay Lifton beschreibt darin, wie „normale“ Ärzte von Heilern zu Mördern werden können. Angeregt durch Dokumente des Frankfurter Auschwitz Prozesses begann der amerikanische Wissenschaftler seine Forschung über die Verstrickung der Medizin in den Holocaust und alle politischen Gewaltakte bis heute. Im Anschluss an die Vorführung am 9. Juli findet ein Filmgespräch mit Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg, und Wolfgang Richter, einem der beiden Regisseure des Films, statt. Am 12. Juli steht der zweite Regisseur Hannes Karnick für eine Diskussion zur Verfügung.
Mit seinen Forschungen über Verstrickungen der Medizin in den Holocaust begann Robert Jay Lifton Ende der 1970er Jahre. Für seine Studie „The Nazi Doctors / Ärzte im Dritten Reich“ interviewte der Harvard-Professor NS-Mediziner und Auschwitz-Opfer. Auch nach vielen Jahren erinnert er sich an diese dramatischen Begegnungen mit Tätern und Opfern, als sei es gestern gewesen. Die packenden Schilderungen Liftons lassen in den Köpfen der Zuschauer Bilder psychologischer Abgründe entstehen.
Voller Hochachtung spricht er von den Überlebenden, die ihn immer wieder ermutigt hätten, seine belastenden Forschungen abzuschließen. Lifton beschränkt sich nicht nur auf die Betrachtung der historischen Hintergründe, sondern wirft auch Fragen nach Ethik und Moral in der modernen Medizin auf. Zu den Dreharbeiten trafen die Filmemacher Hannes Karnick und Wolfgang Richter den Autor in seinem Sommerdomizil auf Cape Cod an der amerikanischen Ostküste. In der rauen Atlantiklandschaft sucht er Distanz von der brisanten Materie, mit der er sich sein Leben lang beschäftigt hat.