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Ruperto Carola 1/2011

Expedition in die Tiefen der Vergangenheit

Heidelberger Geowissenschaftler sind in einem unterirdischen Höhlensystem im Süden Mexikos auf den Spuren der ersten Menschen, die den amerikanischen Kontinent besiedelten. Die aktuelle Ausgabe des Forschungsmagazins „Ruperto Carola“ berichtet darüber hinaus von den vielleicht letzten Geheimnissen des Goldes, von den perfiden Tricks der Viren und einem Kompetenzteam zum Schutz der Kinder.

Die ersten Menschen wanderten vor etwa 11.000 Jahren vom Norden Asiens über die Beringstraße nach Nordamerika und besiedelten von dort aus den Kontinent. Das glaubten die Wissenschaftler bislang. Neue Fossilfunde aber lassen an dieser Hypothese zweifeln. Die Fossilien stammen aus unterirdischen Labyrinthen, die noch bis vor kurzem als unerreichbar galten: In einem gigantischen Höhlensystem im Süden Mexikos scheint der Schlüssel verborgen, mit dem das Rätsel nach der Herkunft der frühen Siedler des amerikanischen Kontinents gelöst werden kann. Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck vom Institut für Geowissenschaften berichtet über die spannenden Expeditionen der Forscher in die Vergangenheit und beschreibt die erstaunlichen Entdeckungen in den Tiefen der Labyrinthe.

Die Geheimnisse des Goldes
Gold fasziniert die Menschen. Das einzigartige Element dient ihnen als Schmuck und als Zahlungsmittel, weniger bekannt ist, dass Gold auch in Mobiltelefonen und Computern steckt. Wer weiß schon, dass Gold auch katalytische Eigenschaften hat? Prof. Dr. Stephen Hashmi vom Organisch-Chemischen Institut erklärt in seinem Beitrag, wie sich leistungsstarke Goldkatalysatoren herstellen und zu welchen Anwendungen sich diese Katalysatoren nutzen lassen – beispielsweise zur Herstellung neuartiger Medikamente. Für seine Pionierarbeiten auf dem Gebiet der homogenen Goldkatalyse erhielt Stephen Hashmi vor kurzem den mit 150.000 Euro dotierten „Hector-Forschungspreis“.

Der kleine Unterschied
Sie sind meist klein, gelten gemeinhin als verzichtbar und werden als unnütze Füllwörter gerne aus Texten herausgestrichen. Und doch sind Wörter wie „ja, bloß, denn, aber“ oder „doch“ nicht ohne Belang: Solche „Partikeln“ haben in der schriftlichen wie mündlichen Kommunikation eine wichtige Aufgabe, zeigt Prof. Dr. Óscar Loureda, Professor für Spanische Sprach- und Übersetzungswissenschaft am Seminar für Übersetzen und Dolmetschen, in seinem Artikel in der „Ruperto Carola“. Prof. Loureda vergleicht die Funktion der unscheinbaren Sprachelemente mit den Schildern im Straßenverkehr: Notfalls kommt man auch ohne sie aus – aber sie erleichtern das Leben und helfen, Unfälle zu vermeiden.

Der Himmel über Heidelberg
Schon seit Mitte der 1980er Jahre messen Heidelberger Umweltphysiker am Standort ihres Instituts auf dem Campus Neuenheimer Feld kontinuierlich die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid und dessen isotopische Zusammensetzung. Weitere, ebenfalls seit langem erfolgende systematische Radiokohlenstoff-Messungen in Reinluftgebieten wie dem hochalpinen Jungfrauenjoch in der Schweiz haben mittlerweile einen weltweit einzigartigen Datensatz entstehen lassen. Dr. Ingeborg Levin vom Institut für Umweltphysik schildert in ihrem Beitrag, wie die Langzeitmessung von Radiokohlenstoff im atmosphärischen Kohlendioxid als Methode genutzt werden kann, um Emissionsminderungen in unabhängiger Weise zu messen und zu kontrollieren – nicht nur im Himmel über Heidelberg, sondern in ganz Europa.

Ein Kompetenzteam zum Schutz der Kinder
Psychosoziale Belastungen in der frühen Kindheit haben gravierende Folgen für die seelische und gesundheitliche Entwicklung des Kindes. Zahlreiche Langzeituntersuchungen haben dies eindrücklich gezeigt. Die moderne Präventionsforschung fordert deshalb, belastete Familien frühzeitig zu identifizieren und mit konkreten Hilfsangeboten zu unterstützen. Ein neues Projekt setzt dabei auf „Familienhebammen“: Sie begleiten die Kinder und ihre Eltern vor Ort, unterstützen junge Familien und helfen bei Problemen. Ein Autorenteam, dem Prof. Dr. Manfred Cierpka, Ärztlicher Direktor des Instituts für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie im Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg, sowie Prof. Dr. Georg F. Hoffmann, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg, angehören, schildert die bisherigen Erfahrungen mit dem Projekt „Keiner fällt durchs Netz“, einem erfolgreichen Heidelberger Engagement zum Schutz der Kinder.

Die Tricks der Viren

„Outbreak – Lautlose Killer“ hieß der Film, der das in Afrika heimische Ebola-Virus und das von ihm verursachte schwere Fieber Mitte der 1990er Jahre in aller Welt bekannt machte. Doch auch in Deutschland kommen Viren vor, die solche Erkrankungen auslösen: die Hanta-Viren, eine Virenfamilie mit einigen Besonderheiten. Zu den viralen Charakteristika zählt, dass die Winzlinge bevorzugt bestimmte Organe im menschlichen Körper befallen, etwa die Nieren, die infolge des Virenüberfalls versagen können. Dr. Ellen Krautkrämer, Dr. Stephan Grouls und Prof. Dr. Martin Zeier von der Sektion Nephrologie der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg erläutern in ihrem Beitrag, welche perfiden molekularen Tricks die Viren anwenden, um immer wieder neue Opfer krank zu machen.

Weiterer Beitrag im aktuellen Heft:

Prof. Dr. Willi Jäger: Wissenschaft braucht Zeit zum Denken!

Die „Ruperto Carola“ ist das Forschungsmagazin der Universität Heidelberg. Dreimal im Jahr stellen herausragende Wissenschaftler der Universität ihre Forschungsarbeiten der interessierten Öffentlichkeit vor. Sie haben den Anspruch, ihren Lesern das breite Themenspektrum der Universität verständlich und „aus erster Hand“ zu vermitteln. Die aktuelle Ausgabe ist erhältlich über die Abteilung Kommunikation und Marketing, Pressestelle, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg, Telefon (06221) 54-2311, e-mail presse@rektorat.uni-heidelberg.de.
 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 12.01.2012
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