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Europaweite Messungen von atmosphärischen Treibhausgasen

20. November 2015


Heidelberger Wissenschaftler bauen ein zentrales Labor für Radiokohlenstoffmessungen auf

Prototyp für die Probenaufbereitung zur Messung von Radiokohlenstoff mit Beschleuniger-Massenspektrometrie

Foto: Florian Freundt

Prototyp für die Probenaufbereitung zur Messung von Radiokohlenstoff mit Beschleuniger-Massenspektrometrie. Das in wenigen Litern Luft enthaltene Kohlendioxid wird hier semi-automatisch in Graphit umgewandelt
.

Mit dem Ziel, Langzeitbeobachtungen des Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislaufs in Europa durchzuführen und allen interessierten Nutzern verfügbar zu machen, hat die Europäische Kommission am 20. November 2015 offiziell das „Integrated Carbon Observation System“ (ICOS) ins Leben gerufen. Am Aufbau dieser neuen europäischen Umweltforschungsinfrastruktur im Rahmen eines European Research Infrastructure Consortium (ERIC) sind Wissenschaftler der Universität Heidelberg maßgeblich beteiligt: Am Institut für Umweltphysik entsteht das zentrale Labor für die Messung von Radiokohlenstoff. ICOS ERIC wird von acht Gründungsmitgliedern – Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Finnland – getragen. Die Schweiz hat derzeit Beobachterstatus.

Das „Integrated Carbon Observation System“ ist eine weitverzweigte Forschungsinfrastruktur, die aufeinander abgestimmte, europaweite Messungen des Kohlenstoffkreislaufs, der Emissionen von Treibhausgasen sowie der atmosphärischen Konzentrationen der wichtigsten Treibhausgase liefert. ICOS integriert Beobachtungsnetze für die Atmosphäre, die Landökosysteme und die Meere und schafft so die Grundlage für eine vollständige europäische Kohlenstoffbilanz und deren Langzeitentwicklung. Standardisierte Messungen werden über ganz Europa verteilt durchgeführt. Jedes dieser Netzwerke wird von einem sogenannten Thematischen Zentrum (TC) koordiniert, das für die Datenauswertung und -integration sowie für die zentrale Qualitätskontrolle und Datenweitergabe verantwortlich ist.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat für fünf Jahre Mittel in Höhe von 16 Millionen Euro bereitgestellt, mit denen wesentlichen Teile der deutschen Infrastruktur für das Beobachtungssystem ICOS aufgebaut werden. Zusätzlich übernimmt Deutschland gesamteuropäische Verantwortung: Neben dem Radiokohlenstofflabor am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg wird das zentrale Kalibrier- und Analysenlabor für ganz Europa am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena errichtet. Mit Hilfe der Präzisionsmessungen und kontinuierlichen Auswertungen von ICOS kann gezeigt werden, wie viel atmosphärisches Kohlendioxid (CO2) aus den verschiedenen CO2-Quellen stammt.

„Das ICOS-Labor am Institut für Umweltphysik wird für ganz Europa hochpräzise Messungen des Radiokohlenstoffs im atmosphärischen Kohlendioxid bereitstellen. Diese Messdaten werden es uns erlauben, den regionalen CO2-Anteil aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zu bestimmen. Entsprechende Langzeitmessungen liefern dann die Grundlage, um Emissionsänderungen dieses wichtigsten vom Menschen verursachten Treibhausgases unabhängig zu überprüfen“, sagt Prof. Dr. Ingeborg Levin, die am Institut für Umweltphysik die Arbeitsgruppe Kohlenstoffkreislauf leitet.

Der nun anlaufende operationelle Betrieb von ICOS wird auf deutscher Seite vor allem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur getragen. Das Ministerium unterstützt das atmosphärische Messnetz über den Deutschen Wetterdienst sowie den Einsatz der zentralen ICOS-Labore für zunächst 20 Jahre mit rund 3,4 Millionen Euro jährlich. Als nationale Koordinierungsstelle des ICOS-Netzwerks übernimmt das Thünen-Institut, ein Bundesforschungsinstitut aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, eine zentrale Funktion im deutschen Konsortium von ICOS.

Forschungsinfrastrukturen – research infrastructure – bestehen aus Einrichtungen, Ressourcen und Serviceleistungen, die von der Wissenschaft dazu genutzt werden, um Spitzenforschung in einer Vielzahl von Fachbereichen durchzuführen. Das Spektrum reicht dabei von der Nanotechnologie über Genomics bis hin zu Astronomie und Umwelt. Ihre Entwicklung wird seit 2004 durch das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen koordiniert. Das „European Research Infrastructure Consortium“ ist ein europarechtliches Instrument, das 2009 von der Europäischen Kommission beschlossen wurde. Es dient der Förderung und dem Betrieb von europäischen Forschungsinfrastrukturen auf einer nicht-wirtschaftlichen Grundlage. ICOS ERIC ist das zwölfte Konsortium, das seit 2009 gegründet wurde.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.12.2015
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