„Heute ist ein Festtag“
15. Februar 2018
Virtuelle Rekonstruktion der Bibliotheca Palatina – Festliche Veranstaltung zum Abschluss der Digitalisierung
Foto: Rothe
Eine der wertvollsten Sammlungen von Handschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit – die Bibliotheca Palatina – ist nach jahrhundertelanger „Trennung“ virtuell wiedervereint worden: Dazu hat die Universitätsbibliothek Heidelberg nicht nur die deutschsprachigen Handschriften in ihrem eigenen Bestand digitalisiert, sondern auch die lateinischen Codices dieser „Mutter aller Bibliotheken“, die sich seit fast 400 Jahren hinter den Mauern des Vatikans in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom befinden. Mit einem Festakt in der Aula der Alten Universität wurde jetzt der Abschluss der Digitalisierung begangen. Der Dank der Redner galt dabei Dr. h.c. Manfred Lautenschläger: Der Ehrensenator der Universität Heidelberg ermöglichte die Realisierung dieses für die Forschung bedeutenden Großprojekts, indem er mit seiner Stiftung die langjährige Finanzierung übernommen hat.
„Heute ist ein Festtag“, sagte der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, zum Auftakt der Veranstaltung und verwies dabei auf die herausragende Bedeutung der Handschriftensammlung, deren Ursprünge zurückreichen bis zur Gründung der Universität Heidelberg im Jahr 1386. Die Bibliotheca Palatina sei ein Stück europäische Identität und helfe zu verstehen, „wer wir sind“. Ebenso wie der Universitätsrektor wandte sich auch der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Veit Probst, mit Dankesworten an den Förderer Manfred Lautenschläger. In seiner Ansprache gab Dr. Probst Einblicke in die Geschichte und historische Bewertung der Palatina, die zu ihrer Blütezeit Anfang des 17. Jahrhunderts als „optimus Germaniae literatae thesaurus“, als der beste Schatz aller Gebildeten in Deutschland, bezeichnet wurde. Auch heute noch ist sie für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen von Interesse. Der nunmehr digitalisierte Kernbestand von rund 3.000 Handschriften ist jetzt über das Internet für jedermann zugänglich.
Den Festvortrag zum Thema „Die Kaiserchronik digital. Alte Fragen und neue Technologien“ hielt Prof. Dr. Christopher Young von der Universität Cambridge. Im Rahmen eines fünfjährigen Forschungsprojekts wird die Überlieferung dieser um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen frühmittelhochdeutschen Reimchronik erfasst, analysiert und virtuell zusammengeführt. Maßgeblich daran beteiligt ist die Universitätsbibliothek Heidelberg, wie Prof. Young in seinem Vortrag vor zahlreichen Gästen erläuterte. Zum Abschluss der Festveranstaltung am 15. Februar 2018 sprach der Stifter, der sich stolz darauf zeigte, mit der virtuellen Rektronstruktion der Bibliotheca Palatina an einem Projekt von großer wissenschaftlicher Bedeutung und hohem kulturellen Wert mitgewirkt zu haben.