Transformationsindex misst Qualität von Demokratie
27. März 2018
Die wissenschaftliche Begleitung der Studie liegt bei Heidelberger Politologen
Die Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und Regierungsführung in Entwicklungs- und Schwellenländern ist auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren gesunken. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des sogenannten Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI 2018), der die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in 129 dieser Länder analysiert. An der Erstellung des alle zwei Jahre veröffentlichten Index wirken Forscher der Universität Heidelberg maßgeblich mit. Die wissenschaftliche Begleitung des Gesamtprojekts liegt bei Prof. Dr. Aurel Croissant und Dr. Peter Thiery vom Institut für Politische Wissenschaft der Ruperto Carola.
Grundlage der Untersuchungen ist das Konzept der „eingebetteten Demokratie“, das in Heidelberg entwickelt wurde. „Diesem Konzept liegt das Verständnis zugrunde, dass sich Demokratie nicht auf Wahlen reduzieren lässt, sondern dass auch politische und bürgerliche Freiheitsrechte, Rechtsstaatlichkeit, eine Kontrolle der Verfassung und vor allem die Kontrolle der politischen Agenda durch die tatsächlich Gewählten dazugehören“, erklärt Prof. Croissant. Wie der Wissenschaftler erläutert, haben 40 Regierungen in den vergangenen zwei Jahren den Rechtsstaat beschnitten, darüber hinaus wurden in 50 Ländern politische Freiheiten eingeschränkt. „Zahlreiche Regierungen finden kein Rezept gegen wachsende soziale, ethnische und religiöse Konflikte – oder schüren diese Spannungen oftmals sogar“, so Dr. Thiery über die Ergebnisse der Ende März 2018 veröffentlichten Studie. Ehemalige Leuchttürme der Demokratisierung wie Brasilien, Polen oder die Türkei gehören zu den größten Verlierern im aktuellen Transformationsindex. Die Nutzer der BTI-Daten sind neben der Wissenschaft vor allem gesellschaftliche und politische Entscheider wie Ministerien oder politische Stiftungen und Organisationen.
Grundlage für den Transformationsindex, der seit zwölf Jahren Prozesse der Transformation zu Demokratie und Rechtsstaat untersucht, sind detaillierte Länderberichte von rund 250 Experten aus aller Welt. Der aktuelle Untersuchungszeitraum erstreckte sich von Februar 2015 bis Januar 2017. Die Daten für jedes Land erheben jeweils zwei Experten. Hinzu kommen sieben Regionalkoordinatoren. Aurel Croissant ist als ein solcher Koordinator zuständig für Asien und Ozeanien, Peter Thiery für Lateinamerika und die Karibik. Die Arbeit an dem Projekt wird an der Universität Heidelberg mit Angeboten für Forschungspraktika und Stellen für studentische Hilfskräfte auch für die forschungsbasierte Lehre genutzt.