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Hoffnung auf Europa

25. Januar 2007

Staatsrechtler Görg Haverkate tot – In Heidelberg bündelte er seine Interessen in der umfassenden "Verfassungslehre" (1992), die die Verfassung als Gegenseitigkeitsordnung versteht


Ende letzten Jahres verstarb Görg Haverkate überraschend in der Bretagne. Die Wissenschaft des Öffentlichen Rechts verlor damit einen Kollegen, der unvergessen bleiben wird. Während des Studiums in Tübingen und Münster blickte Görg Haverkate, der 1942 in Essen geboren wurde, weit über die Grenzen seines Faches hinaus und eröffnete sich einen breiten Horizont historischer, philosophischer und literarischer Bildung. Während seiner Assistentenzeit in Köln entstand seine viel beachtete Dissertation "Gewissheitsverluste im juristischen Denken. Zur politischen Funktion der juristischen Methode" (1977). In den folgenden Jahren praktizierte er als selbständiger Rechtsanwalt in Köln.

Habilitiert wurde Görg Haverkate 1981 in Köln. Nach seiner Berufung an die Frankfurter Fakultät im Jahre 1984 auf einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Allgemeine Staatslehre widmete er sich verstärkt dem Sozialrecht. 1989 wechselte Görg Haverkate auf den Lehrstuhl für Sozialrecht, Staats- und Verwaltungsrecht und Allgemeine Staatslehre an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Hier bündelte er seine Interessen in der umfassenden "Verfassungslehre" (1992), die – so der Untertitel – die "Verfassung als Gegenseitigkeitsordnung" versteht und die Bewahrung dieses Gegenseitigkeitszusammenhangs als unverzichtbare Voraussetzung für das zukünftige Gedeihen des Verfassungsstaates erweist.

Dabei setzte Görg Haverkate seine Hoffnungen insbesondere auf die Europäische Integration; seine grundlegende Einführung "Europäisches Sozialrecht" (1999), arbeitet diese Hoffnung für das Verhältnis von Europa- und Sozialrecht aus.

Görg Haverkate verstand es, komplizierteste rechtsdogmatische Zusammenhänge auf die Grundfragen des Zusammenlebens zurückzuführen und so das Interesse der Studenten zu wecken. Sein heiteres Wesen und seine – wie er immer sagte – "altliberale" Haltung, der nicht Überzeugungen, aber ideologische Verhärtungen fremd waren, machten ihn zu einem hochgeschätzten Lehrer.

Görg Haverkate ist in dem Meer vor der bretonischen Küste gestorben, das er oft gemalt und sehr geliebt hat.

Stefan Huster


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Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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