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Vom Einzeller zum Menschen

23. April 2007

Zweite, völlig überarbeitete Auflage des Lehrbuches "Evolutionsbiologie" erschienen – Autoren Professor Volker Storch und Professor Michael Wink aus der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität


"Ein Fach mit dramatischem Fortschritt", hieß es schon vor sechs Jahren, als die erste Auflage des Lehrbuches "Evolutionsbiologie" der Professoren Volker Storch, Ulrich Welsch und Michael Wink erschien. Seitdem hat sich das Verständnis über die Vorgänge bei der Evolution von der Entstehung der ersten Lebewesen bis zu der des Menschen ständig weiter entwickelt, so dass die gerade erschienene zweite Auflage des Lehrbuches nicht nur gründlich überarbeitet, sondern in vielen Bereichen auch aktualisiert wurde.

Dabei geht die "Evolutionsbiologie", wie bereits in der ersten Auflage, einen fachübergreifenden Weg. "Die wissenschaftlichen Probleme beim Verständnis der Evolution lassen sich am besten begreifen, wenn man in die Vergangenheit schaut", betont Professor Volker Storch vom Zoologischen Institut der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität. Dementsprechend ist der Paläontologie ein breiter Raum gewidmet. Der Leser bekommt einen kompakten Überblick von der Entstehung der ersten Lebewesen vor etwa 3,5 Milliarden Jahren bis hin zu den Veränderungen der Fauna und Flora während der letzten Eiszeiten vor einigen hunderttausend Jahren. Dabei werden sowohl klimatische Veränderungen als auch die Lage der Kontinente in der erdgeschichtlichen Vergangenheit in die Betrachtung der Evolution mit einbezogen.

Es ist aber nicht nur die wissenschaftliche Seite der Paläontologie, welche die Autoren darstellen, sondern auch die ästhetische. Finden sich doch Reste längst ausgestorbener Organismen in zahlreichen Bausteinen wie etwa im Treuchtlinger Marmor. Und selbst in der berühmten Cheops-Pyramide finden sich zahlreiche Fossilien, die so genannten Nummuliten. "Was wären wir ohne die ausgedehnten Wälder des Karbons, die im Laufe der Zeit zu Steinkohle wurden", gibt Volker Storch weiter zu bedenken.

Selbstverständlich ist auch der Molekularbiologie ein breiter Raum in dem Lehrbuch gewidmet. "Ein Forschungsgebiet, von dem noch viel zu erwarten ist, wo aber auch noch viele Fehler gemacht werden", erläutert der Heidelberger Zoologe Storch und erinnert daran, dass man einstmals geglaubt habe, mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms alles erklären zu können. Dass dem nicht so ist, hat sich jedoch schon bald gezeigt, denn die Vorgänge rund um die Gene sind doch komplexer als gedacht.

Komplex ist ebenso der genetische Aufbau von Vielzellern, der beispielsweise in dem Exkurs "Symbiogenese in der Zell- und Lebensevolution" dargestellt wird. Überhaupt sind es die zahlreichen, von verschiedenen Experten verfassten Exkurse, die dem Buch einen besonderen Charakter verleihen, reichen diese Exkurse doch von den Vorgängen bei Mitose und Meiose über die Methoden der Stammbaumrekonstruktion bis hin zu der Entwicklung der Sprache.

So wird schließlich die Anthropologie in einem ausführlichen Kapitel vorgestellt, wobei es den Autoren nicht nur um die Frage geht "Woher kommt der Mensch?", sondern auch "Wohin geht er?". Dem wird in dem durchaus kritischen Abschnitt zur geistig-kulturellen Sonderstellung des Menschen am Ende des Lehrbuches Rechnung getragen. Damit schließt sich ein Kreis, denn bereits in der Einleitung haben die Autoren der "Evolutionsbiologie" eine zwar sachliche, aber auch persönliche Sicht der Geschichte der Evolutionstheorie aufgezeigt, bei der deutlich wird, dass die historischen Auseinandersetzungen um die Evolutionstheorie weitaus heftiger waren als heutzutage.

Insgesamt ein Lehrbuch, das es Biologen, Geowissenschaftlern, Anthropologen und Wissenschaftlern anderer Forschungsrichtungen ermöglicht, über den "Tellerrand" der eigenen Wissenschaft zu schauen und selbst für den interessierten Laien eine außergewöhnliche Zusammenstellung der aktuellen Forschung auf verschiedensten Gebieten bereit hält.

Stefan Zeeh

 



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